Kapitel 11

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Ich lag in Gonzos Armen und starrte an die Decke. Sein regelmäßiger Atem sagte mir, dass er tief und fest zu schlafen schien. Vorsichtig drehte ich mich in seinen Armen und drückte mich langsam hoch. Unter keinen Umständen würde ich ihn wecken wollen. Er musste schon einen Großteil des Tages ständig auf mich aufpassen, da wollte ich ihm wenigstens jetzt seinen Schlaf gönnen.

Auf Socken schlich ich durch die Halle. Es war mitten in der Nacht. Alles war leise. Vereinzelt hörte ich leise Gespräche, sah jedoch niemanden. 

Ich kletterte auf eine der Rampen und lehnte mich gegen das Geländer. Die Stille hatte etwas angenehmes. Es war meine Möglichkeit für einen Moment völlig zu entspannen. 

Seit ich Gonzo kennengelernt hatte war irgendwie alles anders. Ich fühlte anders, dachte anders und verhielt mich anders. Ebenso die Menschen um mich herum.

Ein eigenartiges Geräusch ertönte knapp über mir. In dem Momemt in welchem ich meinen Kopf hochhebte, schwang sich jemand neben mir von einem erhöhten Teil der Rampe.

"Ist dir nicht kalt hier?" fragte er und legte eine Hand an meinen Arm, um sich seine Antwort selbst zu geben. Augenblicklich zog er mich eng an sich heran und ich lehnte meinen Kopf gegen ihn.

"Warum bist du wach?" fragte ich. Er zögerte bevor er antwortete.

"Warum du?" Ich grinste leicht.

"Ich konnte nicht schlafen."

"Ich auch nicht." gab er zurück. Ich hob meinen Kopf und sah ihn fragend an.

"Warum nicht?"

Er zog sich etwas auf der Rampe zurück, bis sein Rücken an einer der Rampenränder lehnte und bedeutete mir zu ihm zu kommen. Ich krabbelte verwirrt zu ihm und blieb etwas unsicher vor ihm stehen. Sollte ich ihn fragen, was genau er wollte? Sollte ich es wissen? Konnte er nicht einfach meine Frage beantworten?

Plötzlich lehnte Gonzo sich leicht nach vorne und schlang seine Arme um mich. Mit einem unerwarteten Ruck zog er mich in seine Arme. Ich fühlte mich einen Moment völlig überfordert mit seiner Geste, ließ mich jedoch schließlich tiefer in seine Umarmung sinken und vergrub mein Gesicht in seiner Brust.

"Weil mir dieses Gefühl plötzlich gefehlt hat." erklärte er. Ich spürte, wie meine Wangen glühten.
Es war mir unklar wieso er mich so mochte und was seine Absicht mit mir war. Aber eine Sache, die ich mittlerweile leider nicht mehr leugnen konnte war, dass ich ihn genauso sehr mochte und ich mich nach seinen Berührungen sehnte. Ich wollte seine Hände auf meiner Haut spüren. Die Sicherheit seines Griffs, wenn er mich fest an sich drückte. Genau das war es, wonach ich mich sehnte und was ich zugleich so sehr fürchtete.

Denn, und das halte ich an dieser Stelle für relevant zu erwähnen, die Gefühle eines Menschen sind nicht zwingend für die Ewigkeit. Gonzo könnte mich jederzeit nicht mehr mögen. Er könnte mich hassen.

"Was ist los, Darling?" fragte Gonzo plötzlich und hebte mich leicht an, um mein Gesicht sehen zu können. Ich sah ihn überfordert an, nicht verstehend, wie er wissen konnte woran ich dachte.

"Huh? Nichts." Sein Blick wurde kühler.

"Y/n."

"Es ist wirklich alles gut. Ich war nur etwas in Gedanken." log ich und lächelte, in der Hoffnung, dass ihn das überzeugte.

Er entspannte sich für einen Moment und hob eine Hand mit welcher er eine meiner Haarsträhnen hinter mein Ohr machte.

"Mhh meine liebe Y/n..." flüsterte er.

"Ich frage dich noch einmal. Was ist los?" seine Stimme klang drohend. Es war als ob er genau wusste, dass ich ihn angelogen hatte.

Ich seufzte.

"Was ist, wenn du mich irgendwann hasst?" fragte ich. Er zog überrascht die Augenbrauen hoch.

"Wenn ich dich hasse? Warum sollte ich dich denn hassen?" Ich antwortete nicht. Die Antwortmöglichkeiten waren eigentlich so grenzenlos, dass ich bestimmt länger brauchen würde, um alles aufzuzählen.

"Ach Y/n..." er zog mich wieder an sich heran und strich mir sanft über den Rücken.

"Ich werde dich nicht hassen, ja? Niemals."

Es war das letzte, das einer von uns in dieser Nacht sagte. Wir blieben noch einige Zeit so bei der Rampe, bis ich schließlich einschlief. Ich wusste nicht genau wann oder wie, aber als ich am morgen aufwachte, lag ich noch immer eng an Gonzo gekuschelt. Jedoch befanden wir uns in seiner Hängematte.

Für einen Moment dachte ich an die wilden Kerle. An das, was sie getan hatten. Sie waren schon vor einiger Zeit zu weit gegangen aber das, mir einen Trick anzudrehen um mich zurück zu ködern, das war endgültig eine Spur zu viel. Sie haben mit meinen Hoffnungen gespielt und diese genutzt in dem Glauben, dass ich dafür sicherlich zurückkehren würde.

"Gonzo?" fragte ich leise. Ein eigenartiges Gefühl sagte mir, dass er bereits wach war.

"Mhm?" gab dieser zurück und öffnete seine Augen. Sein Blick war verschlafen, doch seine Aufmerksamkeit richtete sich augenblicklich auf mich.

"Ich hab dich lieb..." flüsterte ich. Einen Moment sagte er nichts. Im Gegenteil. Er schien völlig überfordert mit meinen Worten zu sein. So als ob es etwas derartig irrationales sei, dass ich sowas zu ihm sagte.

Dann legte sich ein breites Grinsen auf seine Lippen.

"Ich habe dich auch lieb, mein kleiner Stern." meinte er und küsste meine Stirn. Mein Gesicht lief rot an und ich versuchte meinen Kopf wegzudrehen. Augenblicklich umgriffen Gonzos Hände mein Gesicht und er hielt es fest.

"Versuchst du dich etwa vor mir zu verstecken? Als ob ich nicht sehen würde, wie rot du bist." lachte er und strich mit einer der beiden Hände über meine Wange.

Gonzo Gonzales X Reader // Die wilden KerleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt