Kapitel 13

442 18 1
                                    

*Gonzos pov*

Wut zog wie eine eisige Kälte durch mein Blut. Nach allem, was er bereits getan hatte, um Y/n zurückzuholen, war das ein Schritt zu viel. Vor den Drohungen und der Gewalt konnte ich sie beschützen. Auch der Trick mit dem dicken Michi konnten wir aufdecken. Aber ein Liebesbrief. Wie konnte er es wagen meinem Mädchen einen Liebesbrief zu schreiben?

Ich lehnte mich zurück in die Hängematte und schloss für einen Moment die Augen. Leon durfte sie nicht zurückbekommen. Sie gehörte zu mir.

"Gonzo?" ihre Stimme hallte wie die eines Engels durch meinen Kopf. Ich öffnete meine Augen und sah die ausdruckslos an.

"Alles gut?" fragte sie. In ihren Augen spiegelte sich die Sorge deutlich wieder. Immerhin. Wenn sie sich um mich sorgte und nicht um ihn, schien sie ihm nicht zu glauben. Seinen Lügen. Was konnte er schon für sie empfinden? Hatte er nicht Vanessa? Offensichtlich war es eine Falle und dennoch fürchtete ich um Y/n.
Ihr Charakter war anders als alles, was ich kannte. Sie war willensstark und ihre Neugierde siegte des häufigeren über gesunden Menschenverstand. Doch sie war auch so unfassbar niedlich und naiv. Ich musste sie schützen vor der Welt, denn sie war zu ängstlich. All die Jahre hatte sie leiden müssen und ich würde ihr eine Möglichkeit geben endlich sie selbst sein zu können.

Leon durfte mir das nicht kaputt machen.

"Gonzo?" fragte sie erneut. Es riss mich aus meinen Gedanken und zurück in die Realität.

"Ja alles gut, keine Sorge." antwortete ich und legte eine Hand auf ihr Bein. Mit sanften Bewegungen strich ich über den Stoff ihrer Hose. Ich wusste, dass ihr Körper unter meiner Berührung erzitterte. Genau das machte es ja so ansprechend.

Ein Blick nach oben garantierte mir, dass Leon gegangen war. Erleichtert atmete ich auf und kletterte aus der Hängematte.

"Wo gehst du hin?" fragte Y/n. Ihre großen Augen sahen mich fragend an. Ich grinste lediglich schief und hob mein Board an, um ihr zu signalisieren, dass ich ein wenig skaten würde. Sie nickte verstehend und ließ sich zurück in die Hängematte fallen.

Ich fuhr mit meinem Board durch die Halle und sah mich um. Die Nebelburg war ein Zufluchtsort für Skater aus der Nähe geworden, für Kinder, die sonst niemanden mehr hatten. Und es war meine Aufgabe diesen Ort zu beschützen. Meine Gang zu beschützen.

"Ey Gonzo!" rief jemand aus dem vorderen Teil der Halle. Ich drehte mich schlagartig an und sah sie mit fragendem Blick an.

"Was ist?" Jamy warf mir einen vielsagenden Blick zu.

"Du guckst als wär die Nebelburg abgebrannt." Sie hatte einen wunden Punkt getroffen. Ich spürte förmlich, wie sich ein Schatten über mein Gesicht legte.

"Nicht die Nebelburg, Jamy. Aber etwas anderes wird heute vielleicht noch Feuer fangen, wenn Leon nicht endlich aufhört sich das nehmen zu wollen, das zu mir gehört."

Sie lachte. Es war kein leises, unterdrücktes Lachen. Stattdessen lachte sie lautstark los und drückte ihre Handflächen auf ihre Oberschenkel, um sich auf zwei Beinen halten zu können.

"Gonzo du-" sie wurde von einer neuen Welle ihres Lachens unterbrochen.

"Du bist echt absolut-"

"Richtig krass-"

"Eifersüchtig." Lachte sie und schniefte, als die ersten Tränen ihre Wange hinunter rollten. Ich starrte sie finster an.

"Wenn es dir nichts ausmacht gehe ich jetzt. Dein Auslachen kann ich mir auch ersparen." murrte ich, nahm mein Board in die Hand und stapfte durch die Halle zurück zu Y/n. Sie war mein einzig positiver Ausblick.

Und genau an diesem Punkt lag ich dann auch wieder falsch.

Als ich mich Y/n näherte, sah ich bereits von einiger Entfernung was sie tat. Sie laß den Brief. Den Liebesbrief. Genau genommen las sie ihn nicht, sie verschlang ihn. Zeile für Zeile.

Ich legte mein Board auf dem Boden ab und trat unauffällig näherte. Sie war so vertieft, dass sie mich nicht einmal wahrnahm. Unauffällig kletterte ich über die Hängematte hinweg, wartete einen Moment und ließ mich dann kopfüber hinunterschwingen. Sie blickte erschrocken auf.

"Na." meinte ich kühl und warf einen Blick auf den Zettel in ihrer Hand.

"Lesen wir hier schon Liebesbriefe?" fragte ich. Sie schluckte ertappt und legte den Zettel neben sich ab.

"Gonzo, das ist nicht wie du jetzt denkst-" ich ließ mich mit einer Drehung in die Hängematte fallen und krabbelte nah an sie heran. Zwischen unseren Augen lagen nurnoch wenige Zentimeter.

"Ist es das nicht? Wie ist es denn dann?" Obwohl ich keine Sicht auf ihre Brust hatte, konnte ich ihren Herzschlag spüren. Wir berührten uns nicht doch er schien sich in ihren Augen wiederzuspiegeln. Schnell, kurz und hüpfend. Sie hatte Angst.

Ich lehnte mich leicht zurück und gab ihr die Möglichkeit für einen Moment leicht auszuatmen.

Dann legte ich meine Hand an ihre Wange und strich ihr sanft über die Haut. Sie war so wunderschön. Ihre Haut war so weich, es schien mir jeglichen Atem zu rauben.

"Y/n, du weißt, dass du nicht mehr zurück kannst oder?" Ihre Augen weiteten sich verwirrt.

"Selbst wenn du jetzt gehen wolltest, würde ich dich nicht gehen lassen." erklärte ich. Meine Worte waren hart und ich wusste, dass sie ihr Angst machen. Doch ich konnte sie unmöglich verlieren.

"Weil du jetzt zu mir gehörst."

Gonzo Gonzales X Reader // Die wilden KerleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt