3 Joey

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Guten Morgen :) Heute lernt ihr endlich Josephine/Joe/Joey kennen - ähm ja, zu viele Spitznamen, aber so ist das eben mit einem langen Namen und einem Zwillingsbruder ^^

Ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen!

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Joey lief so zügig, wie sie konnte, durch die verlassenen Schulflure, warf immer mal wieder einen kurzen Blick auf die Schülerschließfächer, die hier und da mit Sprüchen oder seltsamen Kritzeleien ‚dekoriert' waren.

Sie konnte es immer noch nicht ganz fassen, an welch einer riesigen Schule sie hier gelandet waren. Jede Stufe hatte 5 Klassen! Nun war sie schon 5 Wochen hier und kannte vermutlich noch nicht einmal von einem Drittel ihrer Stufe die Namen. Tatsächlich schaffte sie es gerade so, ihre eigene Klasse im Kopf zu behalten...

Auf der anderen Seite kam ihr diese Unübersichtlichkeit sehr entgegen. Kurz bevor sie an diese Schule gekommen waren, hatte Joey nämlich einen etwas wagemutigen Entschluss gefasst: sie würde ab sofort die Tatsache, dass keiner sie und ihren Bruder wirklich auseinanderhalten konnte, ein ganz klein wenig für ihre Zwecke ausnutzen.

Sie hatte nämlich absolut die Nase voll davon, sich als bald 15 - Jährige mit lauter verrückten (und das war eigentlich noch eine nette Bezeichnung) gleichaltrigen Mädchen - oder sollte sie besser ‚Zicken' sagen? - herumzuschlagen.

Mit den Jungs wurde es auch nicht gerade besser, je älter sie alle wurden, desto anstrengender wurde das Verhalten der männlichen Mitschüler. Klar gab es manchmal Ausnahmen, aber die waren Joey zu selten. Und an der neuen Schule wieder in das gleiche furchtbare Theater wie an ihrer alten zu geraten, kam ja überhaupt nicht in Frage.

Also wusste hier bisher - außer ihrem Bruder natürlich – niemand, dass sie eigentlich Josephine Martinez war. Sie wurde eh schon immer Joey genannt und so war sie hier eben offiziell Joe – Joey - Martinez, Zwillingsbruder von Antoine.

Zuerst hatte sie sich ein wenig Sorgen gemacht, wie das Ganze im Sportunterricht funktionieren sollte, aber auch hier kam ihr die Struktur der Schule sehr entgegen: Jeder Schüler wählte aus Fächern wie Sport, Musik, Kunst, Werken, Kochen usw. drei für jedes Halbjahr. Zwei davon wurde man dann zugeteilt. Sport war bei den Jungs eh immer überlaufen, und so war der Rektor sogar froh gewesen, dass Joey sich für alles außer Sport eingetragen hatte.

Die zweite Sorge, allerdings eine kleinere, waren die Toiletten. Und genau deswegen war Joey nun allein auf dem Schulflur unterwegs, während alle anderen aus ihrer Klasse im Geschichtsunterricht saßen. Sie konnte ja unmöglich als Joe Martinez während der Pause auf's Mädchenklo spazieren. Auf die Szene in den Toiletten der Jungs während der Pause konnte sie aber auch bestens verzichten, also ging sie eben, wenn sie denn unbedingt musste, während dem Unterricht. Unauffälligerweise musste sie es natürlich so verteilen, dass es immer einen anderen Lehrer traf. Deswegen hatte sie am Rand ihres Ordners eine kleine Liste, wo sie die Anfangsbuchstaben der Stunden aufschrieb, in denen sie gegangen war – nur um die Orientierung nicht zu verlieren.

Und da sollte noch mal jemand behaupten sie wäre chaotisch – ha! - ihre Mutter hatte völlig unrecht! Dass Antoine sich auch immer wieder darüber amüsierte, konnte Joey in diesem Moment ganz gut ausblenden...

So lief bisher eigentlich alles mehr oder weniger reibungslos, mal von der Tatsache abgesehen, dass sie immer noch kein Schließfach hatte, weil es angeblich zur Zeit kein freies mehr gab. Ihr Bruder hatte – warum auch immer – eines zugeteilt bekommen. Antoine behauptete, es läge am Vornamen, da die Schlüssel bestimmt alphabetisch abgegeben würden. So eine Idee konnte auch nur von ihm kommen...

Antoine hatte ihr zwar angeboten, dass sie ihre Sachen mit in seinen Spint packen könnte, aber Joey hatte nur abgewunken.

„Du nörgelst spätestens morgen an dem Chaos herum, dass ich angeblich in deinem Schrank anrichte – neenee, darauf hab ich keine Lust!"

Darauf, ihre ganzen Sachen ständig herumzuschleppen, hatte sie aber mittlerweile auch keine Lust mehr. Sie würde in der nächsten Pause direkt zum Direktor gehen und mit Nachdruck nach einem Schließfach fragen. Irgendwo musste doch noch eines frei sein, hier gab es gefühlte zehn Millionen Schließfächer...

Das Beste an der neuen Schule aber war Cedric. Cedric Bennett. Eigentlich gleich am ersten Tag hatten sie Freundschaft geschlossen. Joey hatte sich auf den freien Fensterplatz neben ihn setzen sollen und war darüber im Nachhinein sehr dankbar. Cedric hatte ihr seine Hand hingestreckt und sich mit einem freundlichen Lächeln vorgestellt. Joey hatte ihn sofort gemocht. Seitdem verbrachten sie ziemlich viel Zeit miteinander – in der Schule sowieso und auch sonst. Sie lachten über die gleichen Sachen, steckten beide voller komischer Einfälle und verstanden sich einfach vom ersten Moment an ohne viele Worte. Was allerdings nicht hieß, dass sie nicht die ganze Zeit die Köpfe zusammensteckten, auch wenn die Lehrer davon wenig begeistert waren.

Joey kam die Schule auf einmal gar nicht mehr so eintönig vor, eigentlich freute sie sich sogar jeden Tag darauf. Es war einfach alles schöner, wenn man einen besten Freund hatte...

Das Einzige, was Joey dabei etwas schwer im Magen lag, war, dass sie die ganze Zeit eben auch Cedric belügen musste. Obwohl, direkt belügen konnte man es eigentlich nicht nennen: sie hatte nie direkt behauptet, Antoine's Zwillingsbruder zu sein. Sie hatte es einfach nur nie korrigiert.

Joey mochte lockere Kleidung sowieso viel viel lieber, und liebte Skaterschuhe oder Chucks in allen Farben und mit bunten Schnürsenkeln. In einem Kleid oder Rock hatte man sie schon ewig nicht mehr gesehen.

In der Grundschule hatte ihre Mutter es irgendwann aufgegeben, ihr neue Kleidchen zu kaufen, sie waren doch nie lange ohne Riss geblieben. Schon damals war Joey (für Julies Geschmack) viel zu wild für ein Mädchen gewesen und trotz vieler Ermahnungen nicht von ihrem BMX-Rad abzubringen. Eigentlich war es Antoine's BMX, aber der hatte sich kaum dafür begeistern können – stattdessen schleppte er immer neue Instrumente zu Hause an, sparte sein ganzes Geld dafür und seine Wünsche hatten immer irgendwie mit Musik zu tun...

Und so war es jedes Mal das Gleiche, wenn sie neue Leute kennen lernten. Alle hielten sie erst mal für Zwillingsbrüder, bis entweder sie selbst oder Antoine die Sache richtig stellten.

Genauso war es auch an dieser Schule abgelaufen, nur, dass sie dieses Mal einfach beide nichts dazu gesagt hatten. Als Joey ihrem Bruder von ihrem Plan erzählt hatte, war er zwar nicht gerade begeistert gewesen, hatte aber auch nicht wirklich versucht, ihr die Sache auszureden. Er konnte sie ja verstehen, nach allem, was sie an der letzten Schule erlebt hatten ...

Aber Cedric die Wahrheit noch lange vorzuenthalten, fiel Joey doch mit jedem Tag schwerer. Früher oder später würde sie es ihm sagen müssen, sie konnte sich nur noch nicht so ganz vorstellen, wie...

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Na was sagt ihr zu Joey? ;)))

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Love, twins & Rock'n'RollWo Geschichten leben. Entdecke jetzt