14 Schock auf französisch

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Wie Jordan so dicht vor ihr stand, einen knappen Kopf größer als sie, konnte Joey nicht umhin festzustellen, dass Ceds Bruder ein wirklich gutaussehender Kerl war. Ein paar ausgebleichte Haarsträhnen fielen ihm in die Stirn, während er leicht auf sie herunter schaute, mit großen schwarzen Pupillen, umrahmt von einem Ring in diesem undefinierbaren blau-grau-grün. Sein Blick war auf ihre Augen geheftet und Joey fiel der beinahe elegante Schwung seiner Augenbrauen auf.

Wenn sie gerade nicht so sauer gewesen wäre, hätte sie die Schwärmereien für Jordan an ihrer Schule beinahe nachvollziehen können. Aber so war sie - zum Glück, wie sie fand - einfach nur wütend und dachte nicht im Traum daran, ihr Crêpes-Vorhaben wegen Jordan aufzugeben.

Mit einem kurzen, zugegeben etwas schmerzhaften Ruck, befreite sie ihren Arm und brachte einen Schritt Abstand zwischen sich und Jordan. Sie atmete unauffällig einmal tief durch, um ihre Wut unter Kontrolle zu bringen und starrte auf ihre Füße. Es war besser, ihre Chucks zu sehen als Jordan, der inzwischen mit verschränkten Armen am Kühlschrank lehnte.

Wenn Joey ihn nur ansah, musste sie sich schon sehr zusammenreißen, ihm nicht gleich wieder einen wütenden Kommentar an den Kopf zu werfen. Aber tief durchatmen half tatsächlich manchmal weiter. Sie rief sich in Erinnerung, dass sie hier nicht zu Hause war und ihre Mutter zutiefst entsetzt wäre, wenn sie nicht wenigstens halbwegs die Grundpfeiler der Höflichkeit aufrecht erhielt.

Joey biss sich einmal auf die Lippen – manchmal half ihr das, nicht den Kopf zu verlieren – und hob dann den Blick. Jordan stand immer noch wie der König höchstpersönlich an den Kühlschrank gelehnt.

„Also hilfst du mir jetzt, oder nicht?" Joey versuchte, ihre Stimme so ruhig und freundlich wie es ihr eben in diesem Moment möglich war, klingen zu lassen. Abwartend sah sie Ceds Bruder an. Wie konnten Menschen aus einer Familie eigentlich so unterschiedlich sein?! Ced hatte immer eine irgendwie beruhigende Wirkung auf sie, während Jordan sie anscheinend schon auf die Palme brachte, wenn er einfach nur dastand.

„Du meinst beim Aufräumen?" Jordan zog eine Augenbraue nach oben und schaute sie mit einem beinahe schon provokanten Grinsen an. Zumindest empfand Joey es als eindeutig provokant.

„Sieht es aus als ob ich schon fertig wäre? Also wenn du nicht helfen willst, kannst du auch gehen, ich mach jetzt auf jeden Fall weiter." Joey drehte sich zur Arbeitsplatte und nahm das ihr schon bekannte braune Ei wieder aus der Schachtel, bereit, es aufzuschlagen und über einem Glas zu trennen. Zumindest meinte sie sich daran zu erinnern, dass ihre Mutter das öfter so gemacht hatte...

Doch sie sollte nicht weit kommen mit ihrem Vorhaben, denn auf einmal stand Antoine neben ihr und nahm ihr vorsichtig das Ei aus der Hand. Wo kam er denn auf einmal her?!

Mit einem schnellen Blick über die Szene in der Küche der Bennetts hatte Antoine das ganze Ausmaß von Joeys nicht vorhandenem Küchentalent erfasst und fand seine dunkle Vorahnung bestätigt. Es gab nicht viele Gelegenheiten, bei denen die Kochversuche seiner Schwester anders ausgegangen waren als hier...

„Joe, ich mach das mal, ja?" Mit einem kurzen, ernsten Blick in die Augen seiner Schwester schlug er das Ei auf und beförderte das Eiklar in die einzige kleine Schale, die noch unbenutzt herum stand. Das Eigelb landete in der großen Schüssel mit dem restlichen Teig.

„Muss das so aussehen, wenn man echte französische Crêpes macht?" Cedric war nun ebenfalls zum Ort des Geschehens hinzu getreten und sah Joey und Antoine grinsend an. Er hatte wohl keine Sorgen was das Beseitigen des Chaos hinterher anging.

„Tja... es sieht wohl so aus... " Antoine bückte sich und wischte mit flinken Bewegungen die Kleckerei am Boden auf. Als er wieder stand wanderte sein Blick zu Jordan – hoffentlich war das hier nicht eine Spur zu viel Chaos. Vermutlich hatte Jordan in den Augen seiner Eltern hier die Verantwortung, und wie das sich im Moment anfühlen musste, konnte Antoine sich lebhaft vorstellen. Wie kam Joey auch nur auf diese Idee?! Aber Antoine kannte natürlich die Antwort, das Ganze hier war absolut typisch für seine Schwester...

Er sah Jordans skeptischen Blick und gleichzeitig die ‚echte – französische – Crêpes – Katastrophe' um sie herum und beschloss, dass es wohl das Beste wäre, wenn er die nächste halbe Stunde hier mit Joey allein verbrachte...

„Also Leute, am Besten ihr lasst die Meisterköche jetzt allein, und wir servieren euch gleich die besten Crêpes, die ihr je gegessen habt." Antoine machte eine auffordernde Handbewegung und schnappte sich im nächsten Moment schon das Rührgerät.

„Seid ihr sicher, dass ihr dabei nicht noch die Küche in Brand steckt?" Jordan hatte jetzt beide Augenbrauen hochgezogen und sah alles andere als überzeugt aus.

„Jordan, jetzt übertreib mal nicht. Echte französische Crêpes – yummy! Komm schon!" Mit diesen Worten zog Cedric seinen Bruder aus der Küche.

„Ich sag nur eins: ich räum hier nachher nicht auf!" Jordans letzte Worte hörten die Zwillinge nur noch undeutlich, denn Cedric war mit ihm schon auf der Kellertreppe verschwunden.

„So. Setz dich einfach da hin, ja?" Antoine deutete auf die Küchenbank. Es war mehr als eine freundliche Bitte, auch wenn es sich für jeden anderen vielleicht so angehört hätte. Joey wusste genau, dass jetzt ihr Bruder das Kommando hatte. Irgendwie verstanden sie sich in Situationen wie dieser einfach blind. In dem Moment, als Antoine neben ihr gestanden hatte, war Joey schon klar gewesen, dass sie verloren war. Die Crêpes, die hierbei entstanden wären – wenn denn überhaupt welche entstanden wären - hätte sie niemandem servieren können. Nichtmal ihrem besten Freund. Sie wusste selbst nicht, warum sie es immer wieder versuchte – vielleicht brauchte sie ja nur mehr Übung?

Antoine glaubte das offenbar nicht, denn wenn er irgendetwas in der Küche machte, wusste er mittlerweile aus Erfahrung, dass Joey weit weg davon am besten aufgehoben war.

„Also ehrlich Joey, musste das jetzt sein? Jordan und Ced haben vermutlich den Schock für's Leben und lassen uns ab morgen nie wieder in ihr Haus." Antoine begann schon mit der Pfanne zu hantieren und rührte nebenher noch einen letzten Schuss Milch in die Schüssel – zusammen mit dem extra geschlagenen Eiweiß.

„Ach was, ich bin mir sicher, Ced sieht das nicht so eng, ich glaub er fand es eher witzig. Und für Jordan müssen deine Crêpes jetzt einfach extra gut werden."

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Hey zusammen - das war also die Crêpes-Katastrophe Teil 2  ;))  Zum Glück hat Antoine mehr Ahnung vom Kochen als Joey ^^

Ich wollte mich mal wieder bei euch bedanken für all eure Kommis und Sternchen - ich freu mich wirklich wirklich immer sehr darüber!

***<3<3<3 Merci <3<3<3***

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