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Kyl ergriff wieder ihre Hand und hob sie an seinen Mund. Er sah betrübt aus und plötzlich gar nicht mehr finster.
„Es ist für mich nicht erstrebenswert noch segensreich in den Augen der eigenen Gefährtin als furchterregend zu gelten. Ich begreife aber dass du es derzeit noch nicht anders sehen kannst, denn entweder ich sorge für dein Wohl und behandele deine Verletzungen und bin derweil höflich und freundlich wie auch umgänglich, oder aber ich bringe unbegabte Tak, Samurai-Gildach, blind gehorsame Wächter die dich auf Befehl hin zu töten versuchen und deren Ratsherren um, welche durch ihr Handeln uns beiden oder dir allein geschadet haben oder es gerade wollten.", sagte er langsam.
Lena überlief es kurz eiskalt.
Dann aber nahm sie sich ein Herz und schaute wieder zu ihm auf. In seinen Augen las sie diesmal keine Wut sondern eher so was wie ...Besorgnis?!

„Ja, ich bin besorgt, wenn du dich nun vor mir fürchtest, Lena. Und ob ich es nun blockieren will oder nicht... wenn du Angst hast fühle ich das und höre deine Gedanken auch gegen meinen Willen und durch alle Bockaden hindurch.
So wie in dem Badehaus. Du hast mich erst sehr spät gerufen, doch Angst hattest du auch schon vorher, warst schon sehr beunruhigt und ich konnte alles miterleben was in dir vorging und war breits unterwegs zu dir, noch bevor du mich gerufen hast.
Ich glaube unsere Verbindung erreicht schon jetzt viel tiefere Grade, als ich es für möglich hielt. Meines Bruders Verbindung war sofort vebana.
Das bedeutet verbunden in all den Attributen die ich dir aufgezählt habe und aller Zuneigung und Liebe, auch von Natis Seite aus.
Wenn du dich also schon jetzt nur ein wenig zu mir hingezogen fühlst kann es gut sein, dass auch unsere Verbindung tiefer reichen wird, dass auch du meine stärksten Gedanken und Gefühle spüren wirst, egal ob ich es nun abblocke oder nicht."

Er senkte als erster den Blick, weil sie ihn immer noch so furchtsam und bleich anblickte und versuchte statt dessen sie erneut abzulenken indem er sie zum Tisch führte. „Versuche die Speisen, Lena, du bist doch hungrig. Das dort ist bei uns ein gängiges gern gegessenes Gericht, aus Nanutschok und Fleisch vom Haflika, gekocht nicht gebraten, denn die Tak braten das Fleisch nicht. Und das Nanutschok ist heute doch sehr cemig und gut geworden.", schob er ihr eine Schale mit einer undefinierbaren gräulichen Paste über den Tisch entgegen.

„Das... sieht aus und riecht wie verfaulter Schleim.", meinte sie fast schon würgend und räusperte sich kurz heftig, griff nach dem Löffel den er ihr hinhielt und lächelte ihm kurz gequält zu.

„Du musst es natürlich nicht essen, wenn du es nicht willst.", sagte er sofort und wollte sich die Schüssel wieder schnappen, doch Lena legte bereits ihre Hand darüber.
„Nein, es ist okay, weißt du bei uns gibt es ein Sprichwort: Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht. Also ich möchte auf keinen Fall ein Bauer sein.
Deshalb... ich versuche erst mal nur ein kleines bisschen.",  drehte sie die Schale herum um irgendwo eine Stelle zu finden die nicht ganz so widerlich aussah. Doch auch der Geruch ließ echt Schlimmes ahnen. Sie legte den Löffel bei Seite und rührte nur mit ihrem Finger an der Masse. Es fühlte sich auch noch an wie der Monster-Glibber ihres Bruders, den er sich mal Spaß halber und zum Erschrecken anderer Kinder zu Halloween gekauft hatte.
Okay, dann... so weit so gut. Dachte sie und betrachtete das gräulich schimmernde Zeug auf ihrer Fingerspitze, führte sie schließlich zaudernd zum Mund und leckte daran... „Uhh....", schüttelte sie sich sofort als sie den bitteren Geschmack auf der Zunge schmeckte.
„Dies also nicht!", meinte Kyl leicht belustigt über ihre Probe und nahm die Schale fort, schob einen anderen Teller zu ihr herüber.

„Das ist gebackenes Kuschlak, einfach lose und dort das ist mit Gebbriniss. Ebenfalls normale Kost. Ich empfehle dir das reine Kuschlak zuerst zu probieren. Das hat schon manchem Menschen geschmeckt – oder... hm... nun, zumindest war es genießbar für diese.", sah er sie erwartungsvoll an.
Lena brach einen kleinen Brocken des
brotähnlichen Kuchens ab und schob sich ein paar Krümel davon in den Mund, kaute nachdenklich die Stirn runzelnd und schob dann noch etwas mehr nach, kaute wieder.
„Es schmeckt fast neutral. Könnte Zucker oder Salz vertragen finde ich, aber es ist bei weitem nicht so widerlich wie das andere.", nickte sie und schob sich gleich noch ein paar weitere Bissen in den Mund, einfach weil sie hungrig war. Neugierig testete sie auch die Stücke des Kuschlak wo nussartige Teile verbacken waren doch die schmeckten schon wieder reichlich bitter.                                           
„Passe..", meinte sie und spuckte das Stück gleich wieder in ihre Hand aus. „Uhhh ohhh...bäh! Wie könnt ihr das nur essen? Das ist doch bitter! Die Evolution lehrt uns Menschen alles zu meiden was bitter schmeckt. Es könnte giftig sein und wir fangen dann unwillkürlich an zu würgen.", belehrte sie ihn sachlich und warf das ausgespuckte Stück ins Feuer, bevor sie ihre Zunge an der Hand ableckte. „Bäh!"

Takolia - Zwischen Schicksal und GlückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt