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Der Wald hier oben schien verlassen und ohne jedes Leben zu sein.

Zu Hause hätte man da wenigstens noch Vögel zwitschern gehört, doch hier rauschte noch nicht einmal der Wind durch die seltsam gleichförmigen und großen dunkellila Blätter hindurch.
Es war einfach nur still.
Zögernd sah Lena sich um. „Kyl?", rief sie schließlich laut. Auf einmal flogen von überall her Körper heran.
Rannten... so unglaublich schnell und mit Schwertern bewaffnet. Lena erstarrte erschrocken zusammenfahrend, buchstäblich auf der Stelle, als sie die grimmigen entschlossenen Gesichter der Jungen in der eisgrauen Kleidung sah die auf sie zuhielten.
Zuerst wollte sie erschrocken umdrehen und weglaufen, doch dann hörte sie mehr als das sie es dachte: Es ist nur ein Spiel.

Und dann war auch schon Kyl da, war einfach so von jetzt auf gleich vor ihr und hielt die Jungen auf, drehte sich vor ihr in der Luft und entwaffnete die größten Kollosse, die sogar noch größer waren als er selbst mit bloßen Händen, brachte sie zu Fall, schleuderte sie fort und wirbelte weiter. Sprang über zu Boden gehende Körper hinweg, die ihn abblocken wollten. Einer Der Jungen schafte es beinahe zu ihr vorzudringen, berührte sie fast an den Haaren, doch schon riss ihm Kyl am Kragen zurück und warf ihn grinsend über die Schulter zurück in ein paar andere Jungs hinein die ebenfalls wieder auf sie zustürmten.
„Schummeln gilt nicht, Sather, auch wenn die Finte Kyjells fast Erfolg hatte! Ihr seid bereits ein gut eingespieltes Team.", hörte sie Kyl belustigt auflachen.
Und schon wieder wirbelte er davon. Lena begriff das sie nicht wirklich in Gefahr war und entspannte sich zusehens.

Wie die Jungen herum sprangen und sich leichtgliedrig bewegten, immer mit Ziel auf sie, Lena, war schon irgendwie beeindruckend. Dabei waren einge von denen richtige Bären und noch viel größer und stärker aussehend als Kyl, der zwischenzeitlich hart bedrängt wurde, als die Jungen zusammenzuarbeiten begannen, um nur einem den Weg zu ihr frei zu machen, einem großen blonden Jungen der triumphierend auf sie zuschnellte und die Hand nach ihr ausstreckte. Doch wieder warf sich Kyl gekonnt dazwischen und drängte sie alle zusammen zurück.

„Fast gut, Kyjell, doch wirklich nur fast.", lobte Kyl ihn überheblich. Nun wurden wieder die Schwerter gezogen. Lena duckte sich unwillkührlich und sank schnell auf ein Knie runter, als ein Hieb in ihre Richtung kam. Doch Kyl parierte ihn als wäre das nichts.

Stahl klirrte nun auf Stahl unglaublich schnell und fein, dass es beinahe wie Summen klang. Als würden die Schwerter miteinander singen statt gegeneinander zu kämpfen. Es war faszinierend... aber auch ein bisschen beängstigend als sie nun dichter heran kamen. Das Singen der Schwerter klang plötzlich fast so wie das zischen der Peitschen von den Samurai-Gildach, es schien dunkler um sie herum zu werden und auf einmal war sie in ihrem Kopf in der Erinnerung gefangen, überwältigt von ihrer puren panischen Angst, zurück auf der Erde und gefangen von den Maskenmännern...
Und ein Schwert durchbohrte grell schmerzend ihre Hand und nagelte sie am Boden fest.

„HALT!"

Sie merkte erst das sie die Augen zusammenpitzte und sich die Ohren zuhielt, als Kyl sie berührte und sachte an sich und auf die Füße hinauf zog.
„Lena...", sagte er schwer atmend. Sie öffnete die Augen wieder und sah ihn furchtsam an.
„Es... tut mir leid, Kyl. Ich hab das Spiel unterbrochen. Aber ... auf einmal ... war ich irgendwie zurück auf der Erde und ... und die Jäger...", begann sie zu flüstern. Aber Kyl hob ihr nur eine Hand an die bebenden Lippen, lächelte verstehend, fast grimmig und drehte sich dann mit ihr zusammen zu den keuchenden und noch viel schwerer atmenden Jungen um, die sie verwirrt und auch alle leicht besorgt anblickten.
Sofort als sie sie ängstlich ansah, sanken die
Jungen auf ein Knie und senkten ihre Schwertspitzen vor ihr auf den Boden.
Meine Lady!", sagten sie wie aus einem Mund und senkten gleichfalls demütig die Köpfe. Ein alter Mann kam herbeigeschlendert. Er sah aus wie Meister Quaigon von den Jedi-Rittern in menschlich, alt und faltig mit nur einem winzigen Büschel Haaren auf dem Kopf das er zum Zopf gebunden trug und einem immens langen Bart. Er neigte in ihre Richtung seinen Kopf und Lena tat es ihm eingeschüchtert gleich.

Takolia - Zwischen Schicksal und GlückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt