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„Du bist sogar noch viel perfekter, als ich dachte, meine Lady. Unfähig zu sein sich zu verstellen ist pure Hingabe und für mich persönlich pures Glück.", flüsterte er schließlich hauchleise und seine Finger strichen ihr zart über die Schläfe, die Wange und das Kinn hinab.
Oh-oh!
Meine er das wirklich ... ernst?

Kyl sah sie liebevoll an und sank dann plötzlich vor ihr auf ein Knie herab, ergriff ihre bebende Hand entknotete sie von ihren anderen Fingern und führte sie dann in einer vollendet anrührenden Geste und mit einem so bewundernden Blick an seinen Mund, dass es Lena prompt wohlig Schaudern machte.
„W...was tust du da?", flüsterte sie unruhig und mit zu schnell klopfendem Herzen. Doch er wiederholte die Geste nur noch einmal und hauchte einen zweiten Kuss auf ihre Fingerknöchel, bevor er diesmal richtig lächelnd zu ihr aufblickte.

„Mir scheint .... die Zeit der Werbung hat nun für uns begonnen, meine Lena.
Hab also keine Furcht vor mir und sei dir sicher, die Tak-Ninjah-Krieger werben oft heftig und vollkommen ergeben um ihre Auserwählten. Du bist nun die Meine und ich fühle mich geehrt dass du mich heute für würdig befunden hast dein Gefährte sein zu dürfen, meine Lierjah.
Denn gerade hast du auch noch den letzten Anforderungspunkt was meine Wünsche an meine Gefährtin betrifft voll und ganz erfüllt.
Das nächste Ziel was ich uns beiden nun also setze ist es Lierjoh von dir genannt zu sein.
Doch zu das nicht leichtfertig, hörst du?!
Das ist wichtig!
Denn es bedeutet hier bei uns Tak sehr viel solche Worte auszusprechen.", unterbrach er ihr Achselzucken und öffnen des Mundes sofort mit seiner Hand die er ihr sachte über den Mund legte.

„Lass dich niemals dazu auffordern Worte zu sagen die du noch nicht verstehst! Wenn es einer tut, dann komm zu mir und frage mich zunächst was es bedeutet, Lena. Denn Worte haben hier großes Gewicht. Auch das Wort Lierjoh.
Und auch wenn du mir gerade vielleicht gerne den Gefallen erweisen möchtest, solltest du zunächst folgende Attribute in mir finden und für dich auch wirklich deutlich erkennen:

Den Ehrenmann, der sich nicht etwa ungebührlich, sondern immer vollendet rücksichtsvoll verhält, der sowohl deine sensible Natur als auch deine Ehre bewacht und bewahrt;

Den Ernährer, der dich angemessen kleidet und Versorgt, so wie es für dich, nicht für mich angemessen, gut und auch schicklich ist;

Den Anbeter deiner Schönheit, der inneren wie auch äußeren gleichermaßen, denn für eine junge Frau zählt oft nicht die eigene Schönheit sondern sie stellt zu sehr unsicher Vergleiche mit anderen an. Sollte ich indes jemals solches tun bete ich dich nicht an, sondern missachte dich. Also achte darauf und sage es mir, wenn du es so siehst;

Ferner finde in mir auch den Gefolgsmann deines Wortes, denn dein Menschsein schwächt dich hier auf Takolia. Darum lass niemals zu dass du zu schwach oder sogar leidend wirst. Verlange dass ich dein Wort beachte und fordere meine Aufmerksamkeit ein, so ich dir einmal nicht Folge teile es mir mit, bis ich es gelernt habe dich wahrhaft zu hören und zu sehen;

Und finde auch den Diener in mir, der dir darreicht, was auch immer du rechtens haben möchtest, begehrst und dir wünschst. Ich werde mich sehr bemühen dir jeden ernst gemeinten Wunsch zu erfüllen, noch bevor du ihn aussprichst, Lena;

Denn ich will dir auch noch ein Romantiker sein, der deine Seele erhellt und erfreut, der dich ehrenvoll umwirbt und nie missachtet oder missbraucht;

Also finde auch noch den Schutzkrieger in mir, der dich und alle die du magst mit dem Schwerte oder Dolch sogar unter Einsatz des eigenen Lebens verteidigt und zuletzt...

Finde in mir deinen Gefährten!

Er sah sie ernsthaft an und ihr stockte der Atem ob seiner Eindringlichkeit.
„Ich meine damit, dein echter Gefährte, der einzige, den du dir überhaupt noch vorstellen könntest, an deiner Seite zu haben.
Wenn du irgendwann all das fühlst, was ich gerade fühle, da du all meine Wünsche und Sehnsüchte an eine vollendete Gefährtin erfüllt hast, wenn du deiner Neigung entsprechend behaupten kannst mich ebenso anzubeten, zu lieben, zu verehren, mich stets zu verteidigen, auch zu beschützen, mir in meinem Wort zu folgen, egal warum es gerade auch geht und mir mit deinem ganzen Herzen wahrhaft zu vertrauen... Dann erst bin ich für dich Lierjoh!",
Schloß er superernst seine Erklärung ab und küsste sie diesmal sachte auf den Handrücken.
Oh...
Lenas Herz tat schon wieder einen Satz, sie zuckte leicht zusammen und er wurde so ernsthaft, wie noch nie als er erneut zu ihr aufblickte.
„Ein Tak-Gefährte geht nach dem Bund nur noch den Weg, der ihm vorbestimmt ist und du musst aus ganzem Herzen bereit sein diesen Weg mit mir zu gehen, wohin auch immer er dich führt.

Das ist es was ich eines Tages von dir will, Lena, nicht mehr und nicht weniger. Benutze dieses Wort also erst dann, wenn du mich in allen diesen Attributen erkennst und bereit dazu bist. Hörst du? Das ist sehr wichtig!", schloss er ernsthaft.
Sie nickte nur verunsichert und wollte ihre Hand aus seiner herausziehen, doch er drehte sie sachte um und küsste nun auch die Innenseite noch einmal, sehr zart, kaum dabei die Haut berührend.

„Meine Lady.", stand er schließlich auf und verneigte sich ehrerbietig vor ihr.
Lena verwirrte dieses Getue und auch die so bitterlich ernst gemeinten Worte, die bei einem Menschen bestimmt lächerlich gewirkt hätten, doch hier und jetzt passte es einfach. Kyl war kein Mensch. Und eigentlich hieß er auch gar nicht Kyl, das war nur die Abkürzung seines Namens. „Kyliander...", murmelte sie leise vor sich hin.
„Ja?", wandte er sich überrascht wieder zu ihr um.
„Du heißt so, nicht nur Kyl. Die haben dich so
genannt... Kyliander! Warum hast du mir das nicht gesagt?"
„Du heißt doch auch Lena-Sophie.", erwiderte er nur ruhig.

„Ja, aber kein Mensch benutzt bei uns jemals den zweiten Vornamen. Das ist nur... das man eine Wahl hat wenn man erwachsen ist und vielleicht nicht Lena heißen will, sondern lieber Sophie. Für alle war ich schon immer Lena, und nur Lena.", erklärte sie ihm zögernd.
„Und ich war für alle immer nur Kyl.", erklärte er ihr schmunzelnd. „Doch da der Geburtsname des Hochlordes in seiner Stellung verwendet wird, muss man ihn in offiziellen Dingen auch offiziell anreden. Mein Vater hieß immer Hebronar, so lange ich denken kann und er der Hochlord von Takolia war. Aber seine Freunde, Familie und meine Mutter nannten ihn inoffiziell Bron.
Meine Mutter heißt Kitoma, doch wurde sie zuhause und unter ihren Freunden auch immer nur Kitti gerufen. Es ist gut dass auch du einen offiziellen Namen hast und einen den deine Familie und deine Freunde benutzen dürfen. Es ehrt sie... und mich. - Wollen wir jetzt gehen?", fragte er sie und hielt ihr die Hand hin um ihr aufzuhelfen.

„Ich... krieg das mit dem Gürtel nicht hin, der hat keine Schließe.", stand sie hilflos ausatmend auf und hielt den Waffengürtel mit dem Dolch zögernd hoch.

Er nahm ihn und legte ihn behutsam um ihre Mitte, unter dem Umhang hindurch.

„Sieh hin...", bat er sie und sie folgte seinen Bewegungen. Er band einen lockeren Knoten mit dem breiten Ledergurt, zog ihn von oben nach unten eine schlaufe bildend und auf der anderen Seite durch die Schlaufe hindurch von hinten nach vorne und durch eine weitere so entstandene Schlaufe hindurch den ersten Riemen wieder nach unten. Und als er dann am Ende des nun herabfallenden Gurtes zog verfestigte sich der Knoten.
„Hast du es nun verstanden?", fragte er sie sachlich.
„Ähm... Weiß ich noch nicht. Ich glaub das muss ich erst ein paar mal üben, bevor ich es richtig kann.", gab sie nervös zu.

Schritte näherten sich und sie versteifte sich instinktiv. Kam jetzt etwa das dicke Ende?
Kyl setzte ihr sehr behutsam den Stirnreif auf den Kopf und nickte ihr noch kurz ernsthaft zu, als auch schon ein Wächter erschien.

„Oh... Verzeiht, Mylord.
Die Herren Fennen, Diggras und Durr sind nicht zu Hause aufgetaucht. Man hat uns verständigt sie seien ins Badehaus gegangen, und wir wollten nur kurz nachsehen..."
„Drei unbegabte Tak haben es gewagt meine Herrin und Gemaha entgegen ihres ausdrücklich gesprochenen Wunsches und Willen im Bad anzugreifen, sie zu misshandeln und zu versuchen sich ihr aufzudrängen. Sie wurden von mir höchst selbst gerichtet.", erklärte Kyl nun vollkommen verändert, wieder total hart und kalt und finster klingend, während er sich nun langsam zu dem Wächter umdrehte.
Als wäre er auf einmal der Terminator, kam es Lena prompt fröstelnd in den Sinn.
Das war also dieser kalte Kyl, wie es seine Natur war ... mit dem sie aber ganz sicher nie aneinander geraten wollte... oh nein!
Ganz und gar nein!
Dann sollte er sich doch lieber für den Rest ihres Lebens weiter verstellen!

Takolia - Zwischen Schicksal und GlückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt