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„Dann kann ich nun also doch wieder herein kommen?", fragte Kyl vom Vorhang her.

„Nein!", sagte Tarrek bestimmt.
Menno!", motzte Lena ihn noch einmal ungeduldig an. „Warum denn nicht? Ey ich bin gerade in telepatischen Kontakt zu einem Alien getreten das sonst nur zirpen kann. Ich hab dabei eigentlich nur im Bad gehockt und an nichts böses gedacht, okay?
Ich war total friedlich und lieb und hab mich ganz ruhig gewaschen ... und auf einmal steht dieses Monster vor mir und entpuppt sich als Königin der Sefenusie namens Dalla, die mich warnen will vor einer flotten aber blutigen Tanzeinlage ihrer Leute.
Kyl weiß genau wie sehr mir mein Arsch dabei auf Grundeis gegangen ist! Er hängt am anderen Ende der Strippe! Sie nicht, Doc... äh ... ihr ... euch... Heiler... was auch immer!
Gott, was auch immer.
Das verwirrt mich.
Ich hab Kyl nun schon eine geklatscht und gut is es.
Aber meine Mam hätte mich jetzt totsicher in mein Zimmer geschickt und gefordert dass ich mich für mein schlechtes Betragen entschuldige und das werde ich auch noch tun, - später!
Aber jetzt müssen wir ehrlich machen das wir hier wegkommen und zwar alle und das sofort. Ich habs der Sefenusiekönigin versprochen.
Wo ist mein Vater?
Ist er schon bei den Menschen? Was macht mein Bruder gerade? Wo ist er? Ist er schon hier? Kommt er jetzt noch oder erst später?
Dalli, Dalli, Leute!  ... Aufbrechen! Jetzt!", regte sie sich nun doch wieder auf, als Tarrek nur stirnrunzelnd vor ihr stand.

Kyl kam derweil langsam den Kopf schüttelnd wieder zum Bett zurück und sah den erzürnten Heiler ruhig an.

„Es ist ihr Wille der hier zählt. Sie ist gerade wieder sehr verängstigt, Tarrek und versteht vieles noch nicht, außerdem hat sie Angst davor wieder schlafen geschickt zu werden, mit ihrem Spok-Griff, was immer das auch sein soll. Dem kann ich mich nicht entziehen. Ich muss sie beschützen."

„Bei der Göttin..."

„Ahem ... es gibt nur einen Gott!" mischte sich Lena wieder grummelig ein und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.

„Zumindest in meiner alten Welt. Und selbst als Tak werde ich an meiner Religion festhalten, wenn sie erlauben, also rufen sie nicht meinetwegen ihre Götter an ... bitte!
Sonst denken die am Ende wirklich noch ich will in ihren Himmel rein. Aber nur weil man die Welt wechselt und zu einer Tak wird, muss man nicht automatisch seinen Glauben ablegen. Ist zumindest mal meine Meinung, oder betet dein Bruder nun auch zu unserem Gott, nur weil er jetzt auf der Erde wohnt?", fragte Lena Kyl irritieriert, nur um sich dann aber gleich wieder wild die Haare zu raufen.
„Ach shit ... egal! Die Sefenusie tanzen gleich... Blut und viele Tote, wenn wir dann noch hier sind, also weg hier, Kyl, jetzt!", befahl sie ihm erneut aufgebracht.

Der nickte nur ergeben und nahm sie wieder einmal auf den Arm. „So sei es meine Lady."
„Ja... Und die Krieger sollen den unbegabten noch etwas mehr helfen als sie nur zu informieren, Kyl. Bei den Kindern und ihren Sachen, die sie brauchen. - Ernsthaft. Die können das nicht alles alleine den Berg runter tragen und erzähl mir nicht wieder das wäre nur ein kleiner Hügel.
... Echt mal... das hätte besonders ein Arzt wie sie eigentlich auch mal bedenken und ansprechen müssen Tarrek. Bewegung ist gut, seh ich auch so... aber für Babys und kleine Kinder, Mütter und Verletzte ... so einen irre langen, steilen Weg hier hoch und runter, jeden Tag ist viel zu viel. Wie soll man da noch was arbeiten können? Wie den Haushalt schaffen? Oder sich von irgendwas erholen? Und wie meinen sie können die Diener hier alles versorgen und sich selbst gleichzeitig jeden Tag waschen gehen?
Und was ist mit den Behinderten? Wir kommen die hoch und runter?
Gibt es Rollstühle? Autos? Fahrzeuge oder Fahrstühle? Kinderwagen?", fragte sie Tarrek aufgebracht.
„Also... so etwas brauchen wir hier nicht, meine Lady. Wir sind Tak..."

Sie brauchen das nicht, Tarrek, weil sie und alle vornehm edlen Jemay ein aktives Gen haben und so schnell rennen können wie Superman. Der Rest von uns aber braucht das schon.", stellte Lena auch ihm gegenüber erbost klar. „Kyl hat doch schließlich selbst gesagt es gibt hier viel zu wenig Kinder. Und wie bitte soll eine nicht Gen-Aktive Frau mehr als zwei Kinder haben können, wenn sie nur zwei Hände hat, um die Kleinen den Berg hoch und runter zu tragen, den größeren Kindern zu helfen, beim Überwinden dieser steilen Berghänge? Die sind doch schließlich keine Gemmsen! Das sind Menschenähnliche lahmarschige Tak wie ich und ich finde dieser Berg ist pures Gift.
Kein Wunder dass ich Blutungen gekriegt habe. 
Echt, du willst Hochlord sein Kyl. Dann sei es doch mal bitte endlich auch... aber für alle Tak nicht nur deine Krieger und Gen-Aktiven Jungs und Mädels die so schnell rennen können das ich sie nicht mal sehen kann.
Das schwächste Glied in der Kette muss gestärkt werden nicht das stärkste. Alle schwachen Glieder, verdammt noch mal, sonst zerreißt das ganze Ding.", regte sie sich wieder auf und wandte sich dann sofort mit warnend erhobenem Finger an Tarrek der schon wieder näher gekommen war.

„Wehe wenn sie mich wieder so greifen. Ich sag nur was ich sehe und was mir wichtig ist. Was aber von den hiesigen Kriegern und Heilern anscheinend keiner erkennt, weil ihr alle viel zu abgelenkt von euren eigenen Superkräften seid, um mal gerade aus und richtig zu sehen, dass es Men... ich meine Tak gibt die das nicht so können und die echt richtig fies darunter leiden was ihr hier zulasst und tut und für normal haltet.
Meiner Meínung nach gehören alle die Normalos
sind runter an den Fuß des Berges, ich ganz besonders, ich will nicht den ganzen Tag nur rumgeschleppt werden, wenn ich mal wohin will, mir was anschauen will oder auch nur rausgehen. Ich möchte normal sein und selbstständig sein und will nicht das auch die menschlichen Normal-Tak noch weiterhin darunter leiden... Hey ...!?"
Kyl griff sie einfach unter den Armen und den Knien und hob sie auf, obwohl sie leise aufkiekste. Tarrek wickelte noch ein Fell um sie herum, legte ein weiteres über sie drüber und griff nach dem Stirnreif der vergessen auf dem Tisch lag.
„Ihr erlaubt?", fragte er resignierend und setzte ihr den Reif auf den Kopf, was Lena nun fast schon empörte.

„Wenn ihr euch schon wieder um euer Amt kümmert, so tragt auch den Reif, meine Hochlady. Da ich es ja nicht durch Anordnung, bitten oder Ruhigstellung verhindern kann, dass ihr euch kümmert..."
„Sehe ich so aus als wäre ich gerade unter den Tak unterwegs?", knurrte Lena säuerlich.
„Gleich bist du es.", warf Kyl vergnügt lächend ein „Aber keine Sorge. Während des Schwarms wirst du es gemütlich haben, unter der Erde in von Menschen gegrabenen Nischen, in denen sie früher auch mal für längere Zeit gewohnt und ihre Kinder bekommen und aufgezogen haben als es ihnen noch gesetztlich verboten war.
Die Jemay haben inzwischen auch noch mehr Höhlen ausgehoben, noch mehr Nischen gegraben und größere Räume erschaffen, wobei sie auch die restlichen Höhlen in Abteile abgeteilt  haben, damit jede Familie einen kleinen Raum für sich hat. Ach ja, eins noch... Wenn dir dort unten jemand auffällt, der sich für einen Rat mit großer Verantwortung, Rechtssprechung und Mitsprache der Rechtsanpassung an die Bedürfnisse der ehemaligen Halbweisen und Tak eignen würde, dann benenne ihn bitte und ich sehe ihn mir mal an.", bat er sie milde.

„Mein Lord!", wandte Tarrek scharf ein, doch Lena hob nur abwinkend eine Hand.
„Kyl hat recht, Tarrek. Ich muss all die Verantwortung schnellst möglich an irgendwen weiseren und älteren abgeben, damit ich vielleicht auch noch mal zum Durchschnaufen komme. Und ich bin hier anscheinend sowieso nie krank, auch wenn ich tot bin, - oder so gut wie.
Die Sefenusie halten sich schließlich auch nicht drann und reden mit den Teilen meines Hirns die eigentlich inaktiv sind.
- Himmel noch mal... worauf hab ich mich hier eigentlich eingelassen?", seufzte sie murrend an Kyls Hals und vergrub das Gesicht an seiner Schulter, während er nun leise auflachend auf Jemaygeschwindigkeit beschleunigte.

Takolia - Zwischen Schicksal und GlückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt