Tiefe Wasser

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,,Sirius?"

,,Was?"

,,Du solltest jetzt wirklich mal runter gehen. Mutter und Vater sind ohnehin schon nicht davon begeistert, dass du erst so spät aufstehst, also solltest du sie jetzt lieber nicht warten und dich wenigstens kurz mal blicken lassen", meinte Regulus, der auf einmal wieder in der halb geöffneten Tür stand.

Wie lange er sich dort bereits befand wusste Sirius nicht, doch sonderlich interessieren tat es ihn auch nicht wirklich.

,,Ich komm ja gleich!", antwortete der Ältere der beiden mit deutlich gereizter Stimme.

,,Okay. Ich wollte dich nur vorbereiten", sagte Regulus gleichgültig, bevor er in den Flur zurück ging und langsam die Zimmertür schloss.

Gedankenverloren starrte Sirius den hölzernen Retter seiner Privatsphäre für ein paar Sekunden an, ließ anschließend langsam den Blick zu Boden sinken und schloss traurig seine Augen.

Er hasste, dass sich sein Verhältnis zu seinem Bruder immer weiter verschlechterte, er hasste, dass ihn seine Eltern so sehr hassten und er hasste, dass er sich schleichend in seinen besten Freund verliebte.

Er hasste einfach sein gesamtes Leben.

Ein aufgrund aus der Ferne leise kommendes Hupen riss ihn auf einmal aus seinen Bann und ließ seinen Blick träge nach draußen wandern.

Unten an der Hütte stand Remus direkt neben seinem Wagen und winkte Sirius mit einem Arm lächelnd zu, während er auf dem anderen ein kleines Lamm trug.

Dieser winkte ihm gedankenverloren und nicht allzu motiviert zurück, während sich seine Augen mit einer immer größer werdenden Menge an Tränen füllten.

Die Panik und Verzweiflung wurde immer ausgeprägter, als der Braunhaarige ihm auf einmal glücklich mit einer Handbewegung deutete, dass er zu ihm herunter kommen sollte.

Trotzdem wäre es sicherlich das Beste, der Aufforderung erstmal nachzugehen.

Sirius schätzte Remus so ein, dass er ihn gehen lassen würde, wann immer er es auch wollte.

——

,,Na? Gut geschlafen?"

,,Ja. Du?"

Unsicher legte sich Sirius eine Hand in den Nacken und schaute nervös auf den Boden, während Remus motiviert ein paar Töpfe von seinem Wagen zu der Hütte trug.

,,Ich hab irgendwann auf einmal Schluckauf bekommen. Scheint wohl jemand an mich gedacht zu haben", antwortete der Braunhaarige belustigt und schaute seinen Gesprächspartner glücklich an.

Dieser wäre vor Scham am liebsten einfach nur im Boden versunken.

,,Ja, wahrscheinlich", meinte Sirius leise und begann zitternd damit, zur Ablenkung an seinen Fingern herumzuspielen.

,,Ist alles in Ordnung?"

Besorgt näherte sich Remus ihm, doch er wich schnell ein wenig zurück.

,,Ja, es ist alles gut. Tut mir leid, ich würde mich gerne noch etwas länger mit dir unterhalten, aber mein Vater wollte noch was mit mir wegen der Fabrik besprechen. B-Bis nachher!"

Hektisch - und mit einem mehr als nur aufgezwungenen Lächeln - winkte Sirius dem Gärtner zum Abschied zu, bevor er fast schon fluchtartig die Szenerie verließ.

,,O-Okay...? Bis nachher!"

Die Verwunderung und vor allem Besorgnis in Remus' Stimme war stark heraus zu hören.

Trotzdem musste Sirius einfach nur weg.

Er wusste nicht wohin genau, doch er wollte und musste unbedingt diese Situation verlassen, selbst wenn er dabei ziemlich seltsam, wahrscheinlich sogar unhöflich wirkte.

Barefoot on GrassWo Geschichten leben. Entdecke jetzt