Abschied

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Fast schon etwas ungeduldig stand Sirius an einem Fenster der kleinen Hütte und wartete sehnsüchtigst darauf, dass sein Freund vor die Tür treten würde.

Sie hatten sich das letzte Mal zwar seit ein paar Stunden nicht mehr gesehen, doch ihm kam es dennoch wie ein halbes Jahr der Trennung vor.

Wie es wohl erst werden würde, wenn sie wirklich voneinander getrennt wären?

Gedankenverloren ließ er seinen Blick zum entfernteren Horizont schweifen. Die langsam untergehende Sonne tauchte den Himmel in eine wunderschöne Farbmischung aus Orange und Blau.

,,Hallo. Ich hoffe, dass-"

Überrascht taumelte er ein paar Schritte zurück, als ihm Remus - der auf einmal um die Ecke der Hütte gebogen war - urplötzlich zitternd um den Hals fiel.

,,Ganz ruhig, Schatz. Wir sehen uns ja schließlich nicht zum letzten Mal", meinte Sirius ein wenig überfordert, aber dennoch gerührt und begann sanft damit mit der Hand durch seine Haare zu fahren.

,,Sirius, ich hab nachgedacht!"

,,Was? Worüber?"

,,Du solltest mit mir kommen."

Perplex schaute Sirius Remus an. Unzählige Zahnräder ratterten überfordert in seinem Kopf und versuchten so gut es ging das Gesagt zu verarbeiten und darauf eine sinnvolle Antwort bilden zu können.

,,Nur du und ich. Bei meinen Eltern."

Sanft legte Remus seinen Daumen und Zeigefinger an das Kinn des Schwarzhaarigen und führte so dessen Kopf in seine Richtung.

,,Ich..."

Schwer atmend richtete der Kleinere der beiden seinen Blick zu Boden.

,,Wir wären frei. Für immer."

Remus' erwartungsvoller Blick schien sich regelrecht in Sirius' Haut hinein zu bohren.

,,Wir könnten heute Nacht zusammen verschwinden und dann ein komplett neues Leben beginnen!"

,,Ich... Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, wirklich. Aber ich kann nicht... Ich kann Regulus nicht mit diesen Monstern alleine lassen und riskieren, dass er immer mehr so wie sie wird."

Es tat weh diese Worte über seine Lippen gehen zu lassen, doch sie entsprachen leider einfach der Wahrheit...

Eine Flucht mit Remus zusammen wäre zwar Sirius' größter Traum, doch somit würde er auch Hochverrat an seinem Bruder begehen.

Mit dieser Schuld konnte und wollte er einfach nicht leben.

,,Schatz, er..."

Tränen hatten sich in Remus' Augen gebildet, von denen bereits viele dabei waren ihren Weg in die Freiheit hinaus zu kämpfen.

,,Es tut mir leid... Wir... Wir bleiben bei unserem Plan, okay? Briefkontakt und dann sehen wir uns wieder. Es wird eigentlich nicht viel anders sein, außer eben, dass nun etwas Zeit vergehen wird."

Vorsichtig legte Sirius seine Arme um den Körper des Braunhaarigen und drückte ihn sanft an sich.

,,Es wird nichts wirklich anders sein. Unsere Zeit wird kommen, auch wenn es bis dahin noch etwas dauern könnte."

Zitternd nickte Remus, bevor er langsam seine Fingerspitzen an Sirius' Wangen legte und ihm liebevoll auf die Stirn küsste.

,,Es ist kein Abschied für immer. Nur für eine bestimmte Zeit."

,,Du willst unbedingt, dass ich gleich total verheult vor dir liege, oder?"

,,Die Vorstellung davon ist durchaus interessant."

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