,,Sirius? Ist alles in Ordnung?"
,,Ja. Alles ist gut."
,,Wirklich? Du bist da jetzt schon seit Tagen drin und..."
,,Und was?"
,,Ich mache mir Sorgen. Ich weiß, dass unser Verhältnis in letzter Zeit nicht das Beste ist, aber das heißt trotzdem nicht, dass du mir nichts mehr bedeutest."
Das leise Klacken des Schlosses verlieh der leicht angespannten Stille etwas Seltsames, hatte gleichzeitig jedoch auch eine beruhigende Wirkung.
,,Und... das hättest du mir nicht schon früher sagen können?"
,,Ich... Es tut mir leid. Irgendwie ist die Fabrik gerade das Wichtigste und ich habe endlich das Gefühl, dass ich den verdammt hohen Ansprüchen von Walburga und Orion endlich gerecht werde. Da... Da ist alles Andere irgendwie komplett an mir vorbei gezogen..."
Diese Trauer, die sich schleichend auf seinem Gesicht ausbreitete schien so unfassbar echt und schmerzlich zu sein.
Es war einfach erstaunlich wie zerbrechlich er manchmal wirken konnte.
,,Ich verstehe das. Du bist eben auch kein kleiner Junge mehr und hast gelernt Verantwortung in deinem Leben zu übernehmen. Und du machst das gut. Sehr gut. Den Ansprüchen dieser... Menschen musst du allerdings nicht gerecht werden, okay? Ich verstehe, dass du es unbedingt willst, aber um ehrlich zu sein ist die Chance unfassbar gering, dass du es tatsächlich schaffen wirst. Nicht, weil du irgendwie zu schlecht wärst oder so, sondern weil unsere Eltern einfach wahre Monster sind, denen man es einfach nicht recht machen kann, egal wie sehr man sich auch anstrengt. Bitte lass dich und deinen Geist nicht daran zerbrechen und leb dein Leben so wie du es willst. Sie sind es nicht wert."
Sanft legte er seine Hand an seine Wange und wischte liebevoll die Träne mit dem Daumen weg, welche an der weichen Haut langsam hinunter lief.
Fast schon keuchend schreckte Sirius hoch.
Es war nur ein Traum gewesen.
Der Beginn der gewünschten Versöhnung mit Regulus hatte nur in seinem Kopf stattgefunden...
Leise seufzend lehnte er seinen Kopf an der Wand an und richtete seinen Blick traurig zum Fenster.
Die Dunkelheit, die sich großzügig auf die Welt gelegt hatte, wurde ein wenig von dem hellen Vollmond gebrochen.
Sein heller Schein hatte etwas Freundliches wie Bedrohliches an sich.
Der beliebte Beschützer, der gleichzeitig auch der gefürchtete Mörder war.
Müde drehte der Schwarzhaarige seinen Kopf wieder zum Bett.
Er hasste es so sehr wie sich die Beziehung zwischen ihm und seinem kleinen Bruder verändert hatte und es immer noch tat...
Noch vor gefühlt zwei Tagen waren sie zusammen als Kinder glücklich durch irgendwelche Geschäfte gerannt und hatten sich alles mögliche erzählt.
Nun waren sie beide so gut wie erwachsen, hatten deutlich mehr Probleme und Dinge mit denen sie sich beschäftigen mussten und schienen emotional immer weiter abzustumpfen.
Nur trugen bei Regulus Walburga und Orion die Schuld, während bei Sirius er selbst der Schuldige war.
Er hätte seinen Bruder an der Klippe nicht so anraunen, sondern ein geduldiges und vor allem höfliches Verhalten an den Tag legen müssen...
Aufgrund seines immer weiter wachsenden Hasses und Frustes hatte er dies jedoch nicht getan.
Panik breitete sich wie ein reißender Strom in dem Körper des Schwarzhaarigen aus, als ihm auf einmal bewusst wurde, dass er sich selbst auf dem direkten Weg befand genau so wie seine Eltern zu werden.
Genau das, was schon seit Kindheitstagen seine größte Angst gewesen war.
——
,,Sirius?"
,,Ja?"
,,Mir ist aufgefallen, dass du gar nicht mehr so viel Zeit mit deinem Gärtnerfreund verbringst. Ist etwas vorgefallen?"
In Walburgas Stimme lag neben dem gewohnten achtungshebenden Ton eine gewisse Neugier, welche Sirius so noch nie heraushören hatte können.
,,Wir... Ich hatte in letzter Zeit nicht wirklich die Möglichkeit ihm zu helfen, das ist alles", erklärte Sirius ein wenig unsicher und richtete seinen Blick langsam auf die Tischplatte.
Er hasste es, wenn er sich alleine mit ihr in einem Raum befand und sie auf einmal damit begann ihn mit Fragen zu durchlöchern.
,,Ach, wirklich? Warum?"
,,Gelenkschmerzen von meiner Seite aus. Da stünde ich eher im Weg, als eine wirkliche Hilfe zu sein."
,,Gelenkschmerzen, ja? Seltsam, dass du nie etwas davon erwähnt hast, wo du doch sonst immer so gesprächig bist."
,,Ja, muss ich wohl vergessen haben. Tut mir leid."
Fast schon hektisch verließ Sirius seinen Platz, verabschiedete sich von seiner Mutter und steuerte anschließend eilig auf die Haustür zu.
Ein konkretes Ziel hatte er nicht vor Augen, er wollte einfach nur diese langsam immer unangenehmer werdende Szene verlassen.
——
Für den Sirius aus der Vergangenheit wäre es sicherlich ein wenig verwunderlich gewesen, sich selbst häufiger an den Klippen eines recht unbekannten Ortes irgendwo in Irland wiederzufinden, doch für den aus der Gegenwart war es mittlerweile fast schon eine alltägliche Tradition sie mindestens ein Mal bei Tageslicht aufzusuchen, dem fernen Wellenrauschen zuzuhören und dabei immer wieder neue Versuche zu wagen, einfach über nichts nachzudenken.
Viel schwieriger, als es sich vielleicht anhörte.
Immer wieder schlichen sich Gedanken über Regulus, Remus oder die Zukunft in Sirius' Kopf, wo sie - wie gewohnt - nichts weiter als Chaos veranstalteten.
Gerade die Sache mit Remus beschäftigte den Schwarzhaarigen in letzter Zeit sehr...
In den letzten Tagen war er ihm bei plötzlichen Begegnungen immer flüchtig aus dem Weg gegangen und hatte sich dabei die dämlichsten Ausreden einfallen lassen.
Er wusste zwar, dass dies definitiv nicht die richtige Lösung war, doch so sehr er es auch wollte, er schaffte es einfach nicht ihre freundschaftliche Beziehung so wie früher weiter zu führen...
Wann immer die beiden ein normales Gespräch begannen, blendete Sirius das Gesagte nach kurzer Zeit auf einmal ungewollt aus und begann sich nur noch auf Remus' äußere Haltung zu konzentrieren.
Dass er dabei noch nicht aus Versehen angefangen hatte zu sabbern, war ein wahres Wunder.
Traurig zog Sirius seine Beine näher an den Körper heran.
Remus war immer nur gut zu ihm gewesen und nun bestrafte er ihn aufgrund seiner eigenen Fehler...
Er war so ein wundervoller Mensch, der-
Angewidert von sich selbst schlug sich Sirius mehrmals wütend mit der Faust gegen den Kopf.
Zitternd atmete er tief durch, eine Hand dabei in den Haaren verkrampft und beide Augen durch ihre Lider vor der Außenwelt geschützt.
Sirius hatte sich zwar noch nie sonderlich sicher fühlen können, doch so schlimm wie in diesem Moment waren sowohl Unsicherheit, als auch Angst und wahrscheinlich noch viele weitere Dinge noch nie gewesen.
DU LIEST GERADE
Barefoot on Grass
Fiksi PenggemarWolfstar Muggel-AU: Es war seltsam. Bei seiner Ankunft an diesem einsamen Ort war er überzeugt davon gewesen, dass sein Leben nun ein rasches Ende gefunden hatte und er nie wieder dieses reine, unfassbar kostbare Glück empfinden könnte. Dass sich di...