Der Schnee fällt in großen Flocken auf den Boden. Der Parkplatz vor dem Kommissariat ist schon von einer weißen Decke überzogen. Dani nippt an ihrem Kaffee und schaut gedankenverloren den Schneeflocken zu. Es ist ein ruhiger erster Dezember, keine Einsätze, keine Verbrecherjagt, noch nicht einmal ein kleiner Unfall, geschweige denn ein aktueller Fall. „Passiert heute überhaupt noch was, oder sind wir heute nur zum Spaß hier?", fragt Philipp gelangweilt. „Ich weiß es nicht. Charlie hätte uns doch mitnehmen sollen.", lacht Dani. Ihre Kollegin ist seit einer guten Stunde unterwegs. Sie wollte nur ein paar weihnachtliche Besorgungen für die Büros erledigen. Dani nippt wieder an ihrem noch immer viel zu heißen Kaffee, als plötzlich das Diensttelefon klingelt. „Stamm.", meldet sie sich. „Ihr habt 24 Stunden, sonst seht ihr eure Charlie nie wieder.", hört sie eine tiefe männliche Stimme am anderen Ende der Leitung sagen, dann ein lautes Tuten. „Und etwas interessantes?", fragte Philipp. Aus Danis Gesicht verschwindet jede Farbe. „Charlie ist in Gefahr. Wir haben 24 Stunden sie zu finden." „Wie? Sie wollte doch nur einkaufen.", stellt Philipp fest. Dani springt auf, stößt dabei die Kaffeetasse an, die klirrend zu Boden fällt. „Machen wir später weg.", sagt sie.
„Wo willst du hin?", ruft Philipp ihr nach. „Suchen! Wir haben nur 24 Stunden!", erklärt sie lautstark durch das ganze Gebäude. Philipp folgt ihr, auch Michael rennt in ihre Richtung. „Was ist passiert?", fragt er Philipp. „Charlie ist in Gefahr. Mehr weiß ich auch nicht. Wir haben nur 24 Stunden sie zu finden." Michael schüttelt nur den Kopf. „Ruf Robert an. Wir brauchen jede Unterstützung. Ich bleibe hier, falls sich jemand meldet!", fordert er Philipp auf. Unterwegs wählt er Roberts Nummer. „Philipp? Ist etwas passiert?", fragt er. „Das kann man so sagen, wir brauchen deine Hilfe. Charlie wollte etwas besorgen, schwebt jetzt aber in Gefahr. Wir haben nur 24 Stunden sie zu finden, sonst sehen wir sie nicht wieder.", erklärt er im Schnelldurchlauf. „Wo fangen wir an?", fragt Robert. „Am besten in den Geschäften in der Innenstadt. Da gibt es sehr viele Weihnachtssachen, Charlie wollte unsere Büros verschönern. Ich vermute, dass sie in einem dieser Läden war.", Philipp öffnet die Autotür und setzt sich neben seine Kollegin. „Ich nehme mir die oberen vor, übernehmt ihr die unteren?", fragt er. Philipp nickt und willigt seinem Kollegen ein. Dann legt er auf. „Micha bleibt hier, wir fangen in den unteren Läden an. Robert übernimmt die oberen.", erklärt er seiner Kollegin. Dani lässt das Auto vorsichtig, aber schnell über den verschneiten Parkplatz rollen. Die Straße ist nicht besonders schneefrei, doch langsam fahren geht nicht, dafür reicht die Zeit nicht.
In einer Münchner Seitengasse lassen die Kommissare das Auto stehen, zu Fuß kommen sie hier schneller voran. Die Innenstadt ist weihnachtlich geschmückt, überall duftet es nach Süßgebäcken, doch weder Dani, noch Philipp haben jetzt die Zeit sich mit den Gerüchen und Lichtern zu befassen. Obwohl es noch hell ist, leuchtet die Innenstadt schon in allen Farben. „Teilen wir uns auf?", fragt Dani. Philipp nickt und zeigt in Richtung des großen Weihnachtsbaumes in der Mitte der Innenstadt. „Ich nehme mir die Straßenseite vor, wenn du hier bleibst.", sagt er und Dani nickt. Sie biegt in einen der weihnachtlichen Geschenkartikel Läden. Philipp bahnt sich einen Weg durch den überfüllten Fußweg, um auf die andere Seite des Marks zu kommen.
„Guten Tag, Stamm von der Kripo. Ich habe einige Fragen, haben Sie einen Augenblick für mich?", fragt Dani und zeigt der Verkäuferin hinter der Theke ihren Dienstausweis. Sie ist allein mit der jungen Frau im Laden. „Kripo? Um was geht es denn?", fragt die Frau überrascht. „Dürfte ich erst einmal Ihren Namen erfahren?", bittet Dani. „Klar, Melanie Schütze. Mir gehört der Laden.", stellt sich die junge Frau vor. „Es geht um meine Kollegin Charlotte Fuchs. Sie wollte einige weihnachtliche Dekoration für unsere Büros kaufen. Vor einer halben Stunde haben wir einen Erpresseranruf bekommen. Ist Ihnen etwas aufgefallen, in den letzten zwei Stunden?", fragt Dani und zeigt der jungen Verkäuferin ein Bild ihrer Kollegin. Frau Schütze schaut sich das Bild genau an. „Das kann ich Ihnen nicht sagen, hier ist heute Vormittag so viel los gewesen. Ich habe keinen Überblick mehr, wer hier rein und raus spaziert ist. Tut mir leid.", Frau Schütze schüttelt den Kopf. „Dann wars das auch schon. Danke für Ihre Zeit. Ich lasse Ihnen meine Karte trotzdem hier, falls Ihnen doch noch etwas einfällt oder sie etwas mitbekommen." Danis Handy leuchtet auf. Eine Nachricht von einer anonymen Nummer. Sie verlässt den Laden und hört die Sprachaufzeichnung der Nummer an. Es ist die gleiche Stimme wie am Diensttelefon: „Die Zeit läuft. Noch 23 Stunden." Mehr ist nicht zu hören. Sie atmet tief durch und sucht den Kontakt ihres Vorgesetzten. „Ich habe eine neue Information bekommen, ich schick sie dir aufs Handy. Versucht mal die Stimme zu identifizieren. Ich melde mich, wenn ich etwas Neues erfahre.", sagt sie in einer Audio an Michael. Der nächste Laden ist in greifbarer Nähe, doch bis zur Tür kommt sie nicht. Plötzlich spürt die Kommissarin einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf. Sie nimmt nur noch wahr, wie zwei kräftige Arme nach ihr greifen und sie ein Stück über den Boden ziehen, bis alles schwarz vor ihren Augen wird.
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Roter Schnee
FanfictionEntführung, Bedrohung, Angst und Liebe. Den Kommissaren Robert Ritter, Daniela Stamm, Philipp Stehler und Michael Naseband bleiben nur 24 Stunden ihre Kollegin Charlotte zu finden. Ein Spiel gegen die Zeit beginnt. Dieses Buch enthält triggernde Inh...