Roter Schnee

Kapitel 18

Michael betrachtet das Bild, welches Dani ihm geschickt hat. Sofort erkennt er den Mann. Benjamin Hansen, mit richtigem Namen David Schulze. Michaels Atem stockt. Wie konnte er die ganze Zeit so leben, ohne gefunden zu werden, aber vor allem warum ist er jetzt hinter Charlie her und welche Verbindung gib es zu dem sieben-jährigen Jungen und Sabine Kaminski? Die Gedanken des Kommissars kreisen wild. Er sucht die alten Akten und überprüft den damaligen Fall noch einmal genau. Warum hat Charlotte denn nicht mit ihren Kollegen über die Vergewaltigung ihrer Tochter gesprochen? Wie kann sie mit all dem seit zwei Jahren allein umgehen? Michael findet zahlreiche weitere Zeitungsberichte, Presseberichte und Traueranzeigen. Sorgfältig druckt er alle Seiten nacheinander aus und legt sie sortiert auf drei Stapel, auch die Bilder, die Dani ihm von ihren Berichten geschickt hat, druckt er noch einmal aus. So hat er alles beisammen und kann sich einen Überblick verschaffen. Ein kleines Bild auf einem der Artikel fällt ihm in den Augenwinkel. „Das ist doch Sabine Kaminski.", murmelt er und legt das Blatt vor sich. Tatsächlich ist im Hintergrund des Bildes, am rechten Seitenrand, die Mitarbeiterin des Ladens zu erkennen. Mit dem Handy in der einen Hand und dem Bild in der anderen geht er zurück an seinen Schreibtisch. Der Kommissar wählt Philipps Kontakt aus, doch nach wenigen Sekunden geht nur die Mailbox an das Telefon. Auch bei Robert hat er keinen Erfolg. „Hey Philipp, wenn du die Nachricht hörst, melde dich bitte bei mir.", schickt er in einer Sprachnachricht an seinen Kollegen. Robert schickt er ebenfalls eine. Auf seinem Schreibtisch sucht Michael nach dem Zettel, auf dem die Nummer von dem Ladenmitarbeiter Herrn Fritz steht. Unter dem Papierkram findet er ihn. Ohne lange zu überlegen ruft er den Mann an. „Fritz.", meldet sich die männliche Stimme am anderen Ende der Leitung. „Herr Fritz, können Sie mir sagen, ob ihre Kollegin in Köln gelebt hat?", fragt Michael direkt. „Haben Sie sie gefunden?", platzt es aus dem Mann. „Nein, aber wir haben neue Spuren, bitte beantworten Sie meine Frage.", Michael bremst den Mitarbeiter des Ladens aus. „Ehm, ich. Ich weiß nur, dass sie für ein halbes Jahr bei ihren Eltern in Köln gelebt hat.", stottert er. „Wann war das?", fragt Michael weiter. „Das müsste vor zwei Jahren gewesen sein, aber sie spricht nicht viel über ihre Vergangenheit.", versucht er sich zu erinnern. „Danke Herr Fritz, wir melden uns bei Ihnen, wenn wir etwas Neues wissen.",

beendet Michael das Gespräch.

Michael überlegt. Ihm scheint die Vergangenheit seiner Kollegin und der von Frau Kaminski ziemlich viele Gemeinsamkeiten zu haben. Frau Kaminski war vielleicht eine Zeugin, die sich nicht getraut hat etwas zu sagen und ist deshalb nach München gezogen, oder kannte Charlie und sie sich womöglich sogar?

Der Fall wird klarer, und gleichzeitig tauchen immer mehr Unklarheiten und Fragen in Michaels Kopf auf.

Was hat nun der sieben-Jährige Max mit dem Vergewaltigungsfall zu tun, oder ist er vielleicht ein Zufallsopfer, um die Kommissare auf eine falsche Spur zu bringen?