Kapitel 21

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„Setzen Sie sich.", Michael deutet auf den freien Stuhl vor seinem Schreibtisch. Frau Kaminski nimmt ihm gegenüber Platz. „Ich hatte solche Angst, ich. Ich dachte wirklich, ich muss sterben.", sagt sie leise. „Das kann ich gut verstehen, aber jetzt sind Sie sicher. Allerdings habe ich noch eine Frage an Sie.", Michael schiebt Frau Kaminski ein Glas Wasser zu. „Danke.", murmelt sie. „In einem Zeitungsartikel aus Köln sind Sie zu sehen. Haben Sie in Köln gewohnt?", fragt Michael direkt. Die Frau atmet tief ein und nickt. „Ich. Ich habe vor zwei Jahren bei meinen Eltern gewohnt. Nur ein halbes Jahr, meine Mutter war krank und mein Vater pflegebedürftig. Ich wollte sie unterstützen. Damals war ich in dem Kölner Stadtpark spazieren, ich brauchte einfach einen freien Kopf.", beginnt die Frau. „Was haben Sie in dem Stadtpark beobachtet? Frau Kaminski, Sie müssen uns alles sagen, was Sie wissen. Wir müssen unsere Kollegin finden.", sagt Michael. Frau Kaminski überlegt. „Da war dieses Mädchen, sie war ganz allein. Und dann, dann kam der Mann. Aus dem Gebüsch und hat das Mädchen in den nächsten Busch gezogen. Ich habe alles gesehen, gehört, er hat sie gezwungen, sie hat geschrien. Ich habe die Polizei informiert, aber sie kamen zu spät. Der Mann war zu schnell, er hat sie vor meinen Augen erstochen. Er hat mich gesehen und geschrien, ich wäre die nächste. Dann kam die Polizei.", schluchzt die Frau auf. „Warum haben Sie den Polizisten damals nichts gesagt?", Michael schaut der Frau mitfühlend in die Augen. „Ich konnte nicht. Ich hatte Angst, Angst, er könnte hinter mir her sein und mich als nächstes vergewaltigen und umbringen. Deswegen bin ich nach München zurückgezogen, in der Hoffnung, er findet mich nicht, aber das war der Täter von damals. Ich habe ihn an seiner Stimme erkannt.", flüstert sie nur noch. „Danke für Ihre Offenheit Frau Kaminski.", Michael steht auf. „Eine Frage hätte ich noch. Kennen Sie einen Mark Schmitz?", fragt Robert. Die Ladenmitarbeiterin überlegt kurz, schüttelt dann aber den Kopf. „Das Mädchen von damals hieß Mia Fuchs. Kannten Sie sie?", fragt Robert weiter. Frau Kaminski schüttelt wieder nur den Kopf und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht.

„Wo ist mein Kollege?", fragt sie. „Herr Fritz ist in unseren Schutzwohnungen. Ein Kollege bringt Sie zu ihm.", Michael winkt Max zu sich. „Was gibt es?", fragt er. Michael zeigt auf die Frau. „Bringst du sie in die Schutzwohnungen?", fragt er. Max nickt. „Max Katzenberger.", stellt er sich Sabine Kaminski vor.

Michaels Handy klingelt. „Die Nummer aus dem Krankenhaus.", sagt er zu Robert und nimmt den Anruf an. „Naseband, ist etwas mit unserer Kollegin?", fragt er.

„Philipp Stehler wurde aufgrund eines Schlages auf den Kopf vor wenigen Minuten bei uns eingeliefert. Er ist nicht ansprechbar.", ertönt die Stimme einer Frau. Michael schluckt. „Wir kommen sofort.", sagt er nach einer Weile und legt auf. Robert hat das Gespräch mitbekommen und schlägt die Hände vors Gesicht. 

Roter SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt