Kapitel 5

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Die braunhaarige Kommissarin öffnet die Augen. Benommen sieht sie sich in dem Raum um. Es dauert einen Augenblick, bis ihr klar wird, dass sie im Krankenhaus ist. Ihr Blick fällt auf Philipp. „Dani.", sagt er mit erleichtertem Seufzen in der Stimme. „Was. Wieso bin ich hier?", fragt sie und schaut ihren Kollegen an. „Du bist vorhin auf dem Markt zusammengebrochen. Dani, du hast eine Gehirnerschütterung.", sagt er besorgt. Im nächsten Moment geht die Tür auf. Ein hochgewachsener Mann in weißem Kittel und weißer Hose kommt in den Raum, in seiner Hand ein Stapel Papier. Dani schließt die Augen, das Schwindelgefühl kommt zurück. Philipp schaut sie besorgt an. „Keine Angst Herr Stehler, ihre Kollegin hat keine inneren Verletzungen. Wir würden sie trotzdem eine Nacht zur Beobachtung hierbehalten, aber momentan sieht alles gut aus.", der Arzt nimmt Philipp ein wenig Angst, und wendet sich dann an Dani. „Das Schwindelgefühlt wird die nächsten Stunden noch bleiben, sollte aber über Nacht verschwinden. Ich bin übrigens Dr. Johnson. Wenn Sie etwas brauchen, immer den roten Notknopf drücken." Dr. Johnson nickt Philipp und Dani zu und geht wieder auf die Tür zu. Er dreht sich noch einmal um sagt: „Ich bin die ganze Nacht auf der Station." Dann geht er. „Danke.", murmelt Dani kaum hörbar.

„Ich ruf Micha an, du bleibst hier liegen, und versuche bloß nicht zu flüchten, wie beim letzten mal.", ermahnt er Dani. Sie schüttelt den Kopf. „Versprochen." Philipp nickt.

Er verlässt den Raum und lässt Daniela allein. Sie schweift in ihre Gedanken ab. Das gleichmäßige Piepen der Geräte lässt sie schließlich müde werden. Sie will einen kurzen Augenblick nur die Augen schließen, doch nach wenigen Minuten fällt sie in einen tiefen Schlaf.

Die Tür geht wieder auf, Philipp betritt den Raum. Sein Blick fällt auf die schlafende Kollegin. „Ich suche weiter. Ruh dich aus, wir finden Charlie.", flüstert er ihr zu und schleicht erneut aus dem Raum.

Robert steht schon vor dem Krankenhaus, sein Dienstwagen blockiert den Gehweg. „Dir ist schon klar, dass du so nicht parken darfst?", lacht Philipp ihn an, als er ins Auto steigt. „Hast du etwas neues?", fragt er noch. Robert schüttelt den Kopf. „Wir haben nur noch 19 Stunden, keine Spur, nur einen Vater, der seinen Sohn vermisst. Wie geht es Dani?", Robert schaut in Philipps Augen. „Sie hat eine Gehirnerschütterung und bleibt eine Nacht zu Beobachtung hier.", erklärt er. Robert atmet hörbar aus. „Wo suchen wir weiter? Wir haben keinen Anhaltspunkt.", stellt er fest. Philipp schüttelt den Kopf: „Ich weiß es nicht. Lass uns doch noch einmal zum Markt fahren, vielleicht hat sonst noch jemand etwas gesehen." Die beiden werden durch das Klingeln von Philipps Handy unterbrochen. „Der Entführer?", fragt Robert. Philipp zuckt die Schultern und nimmt den Anruf an. „Stehler." „Hilfe, wir brauchen Hilfe!", ertönt eine Stimme. Philipp erkennt sie sofort wieder, es ist die Stimme der Frau Kaminski. „Frau Kaminski wo sind Sie?", fragt er, doch eine Antwort bekommt er nicht. „Robert wir müssen zum kleinen Laden am Ende des unteren Marktes." Robert drückt aufs Gas und fährt, so schnell es geht, durch die Münchner Stadt zum Markt. Zwei Gassen vor dem Laden stellt er das Auto ab. Sofort springen die beiden Kommissare aus dem Wagen und rennen die Gasse in Richtung des Ladens nach oben. „Rechts oder links?", ruft Robert Philipp zu. „Links!" „Polizei, bitte Weg frei machen!", ruft er ein paar Personen zu, die den Geh weg blockieren. Sofort machen sie den Weg frei. „Jetzt links in den Laden!", ruft Philipp seinem Kollegen zu. Die Tür ist verschlossen. „Der Laden hat doch noch gar nicht geschlossen, es ist doch erst 13 Uhr.", stellt Robert mit besorgtem Blick fest. Philipp klopft dagegen, schaut durch das Schaufenster und ruft, doch ohne Erfolg. Im Laden scheint sich nichts zu rühren. „Warte, ich habe ein Dietrich Set.", Robert hockt sich vor das Schloss. „Ich rufe Verstärkung.", Philipp zieht das Handy aus der Tasche.

Die Tür springt auf. Robert hält die Waffe bereit. „Verstärkung ist unterwegs.", flüstert Philipp und zieht ebenfalls seine Waffe. Vorsichtig betreten sie den Raum. Weihnachtsdekoration und Zettel liegen auf dem Boden. "Hallo, Polizei!", ruft Philipp. Eine Antwort erhält er nicht. „Hier hat definitiv jemand was gesucht.", stellt Robert fest.

Ein plötzliches Rappeln im Raum hinter der kleinen Tür, in dem Philipp und Frau Kaminski sich ein paar Stunden zuvor unterhalten haben, erregt die Aufmerksamkeit der Ermittler. Vorsichtig geht Philipp auf die Tür zu. Er nickt Robert zu. „Polizei!", ruft Robert, während Philipp die Tür mit einem Ruck öffnet. „Nicht schießen, bitte nicht schießen.", ruft eine Stimme aus der hinteren Ecke. Philipp steckt die Waffe ein. „Herr Fritz was ist hier passiert?", fragt Philipp und löst die Fesseln des Mannes. Auch Robert kommt ein Stück näher auf den völlig verschreckten Mann zu. „Meine Kollegin. Ich. Sie.", stottert der Mitarbeiter des Ladens. „Ganz in Ruhe.", Philipp legt Herrn Fritz eine Hand auf die Schulter. „Plötzlich kam ein bewaffneter Mann in den Laden. Er hat wild um sich geschossen, zum Glück niemanden verletzt, aber meine Kollegin ist weg. Ich. Ich habe mich in den Raum gerettet, bis er mich gefesselt hat. Oh Gott, ich hätte Sabine nicht allein lassen dürfen. Es ist alles meine Schuld.", er seufzt. „Nichts ist Ihre Schuld.", beruhigt Robert den Mann. „Wir bringen Sie erstmal auf unsere Dienststelle, dort sind Sie in Sicherheit. Möglicherweise haben wir es mit dem gleichen Entführer zu tun.", Philipp stützt Herrn Fritz beim Gehen, der noch wackelig auf den Beinen ist. Ihm sitzt die Angst tief in den Gliedern. Vor der Tür des Ladens stehen zwei weitere Polizisten. „Bringen Sie Herrn Fritz bitte ins K11. Wir schauen uns hier noch kurz um.", Philipp übergibt seinen Kollegen den schwer atmenden Verkäufer. „Philipp kommst du mal!", ruft Robert aus dem Laden. Die beiden Polizisten nicken Philipp zu und steigen mit Herrn Fritz in den Polizeiwagen. Der junge Kommissar geht zurück in den Laden. „Ich hab hier etwas gefunden.", sagt Robert und zeigt auf die Verkaufstheke. Philipp verschlägt es die Sprache.   

Roter SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt