Kapitel 15

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„Philipp, du musst sofort mit Robert zum Keller unter der alten Schule. Sabine Kaminski soll dort gesichtet worden sein.", Michaels Stimme klingt aufgeregt. „Ich bin unterwegs.", versichert er seinem Kollegen. Dani nickt ihm zu. „Ich lese mir eure Blätter und den Fall genau durch. Vielleicht finden wir einen Zusammenhang zu ihrem Verschwinden.", sagt sie. Philipp legt noch das Handy seiner Kollegin auf ihr Bett. „Danke.", murmelt sie. Philipp nickt und verlässt den Raum. Auf dem Weg nach unten liest er Roberts Nachricht. Holst du mich beim K11 ab? Liegt ja sowieso auf dem Weg. Philipp tippt im Rennen eine schnelle Antwort. Natürlich! Am Auto angekommen muss er erneut den Schnee von der Scheibe schieben. Es ist wahnsinnig zu sehen, wie viel es in den höchstens 15 Minuten geschneit hat. Die Straße sieht von weitem freier aus, als vorhin, trotzdem fährt Philipp vorsichtig. Zu seinem Erstaunen lässt es sich besser fahren, als er dachte.

Philipp sieht seinen Kollegen Robert schon am Zaun vor dem Kommissariat warten. Langsam fährt er an den Bordstein und kommt perfekt vor ihm zum Stehen. Robert reißt die Tür auf. „Willst du, dass ich erfriere?", fragt er und lacht. „Sorry, schneller bin ich nicht durch die Stadt gekommen." „Schon gut.", Robert setzt sich auf den Beifahrersitz und schließt die Tür. Die Hände legt er auf die Autoheizung. Draußen ist es bereits schon fast dunkel. Philipp hasst es im Dunkeln bei Schnee zu fahren, aber diesen Hass darf er vor seinem Kollegen nicht zeigen. Sicher und langsam fährt er den Wagen Stück für Stück durch die Stadt. Er merkt den Feierabendverkehr sehr, immer wieder muss er anhalten.

30 Minuten nach der Fahrt durch die halbe Stadt stellter das Auto vor der alten Schule ab. „Ist die Verstärkung schon informiert?",fragt er Robert. Sein Kollege nickt. Die ganze Fahrt über haben die beiden keinWort miteinander gewechselt. Philipps Aufmerksamkeit war voll und ganz demVerkehr gerichtet, während Robert an Charlie dachte. Seine Gefühle für siewerden von Minute zu Minute stärker, seine Angst von Sekunde zu Sekunde größer.„Ehm, die Verstärkung ist noch unterwegs.", sagt er, als er Philipps Blickbemerkt. „Wir beginnen mit der Suche. Wenn Frau Kaminski hier ist, könnte esdoch sein, dass auch Charlie hier ist.", stellt Philipp fest. Wieder nicktRobert nur. Mit den Taschenlampen ihrer Handys stapfen die Kommissare durch denSchienbein-hohen-Schnee. „Frau Kaminski!", ruft Philipp. Der Keller liegt inunmittelbarer Nähe vor den Kollegen. Einen Moment hören sie auf die Geräucheder kommenden Nacht, eine Stimme hören sie aber nicht. Auch Robert fasst seineGedanken und versucht sich auf die Arbeit zu konzentrieren. „Frau KaminskiPolizei!", ruft er. Auch diesmal hören sie keine weitere Stimme. Philipp drehtsich abrupt um. Plötzlich taucht hinter ihm ein Schatten auf. „FrauKaminski?!", fragt er. Der Schatten hat den Bau einer kräftigen, großen Person.„Das ist nicht die Frau.", flüstert Philipp seinem Kollegen zu. Er zieht seineWaffe aus der Waffentasche. Robert stellt sich ebenfalls schützend mit seinerWaffe neben seinen Kollegen. „Polizei!", ruft Philipp. Der Schatten kommt näherauf die beiden zu, doch einen Menschen können sie nicht sehen. Auch Geräuschehören sie nicht, noch nicht einmal den knirschenden Schnee.

Roter SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt