Kapitel 7

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„Das ist unser Mann.", sagt Philipp mit einem Blick auf den Zettel, den Robert auf der Ladentheke gefunden hat. Es ist nur ein kleiner Zettel, aber in großen Buchstaben steht Ich habe nicht nur die Ladenbesitzerin und den Jungen, auch eure Kollegin ist in meinem Gewahrsam. Ihr seht mich nicht, aber ich verfolge jeden eurer Schritte darauf. Robert betrachtet den Zettel lange. Mit nachdenklichem Blick sagt er: „Wie sollen wir ihn finden? Wir haben keinerlei Anhaltspunkte, er ist uns immer einen Schritt voraus." Philipp starrt auf den Zettel. „Er ist ein Profi, ein Serientäter vielleicht?", vermutet er. „Es muss irgendeine Gemeinsamkeit zwischen Frau Kaminski, Herrn Fritz, Herrn Schmitz und Charlie geben. Liegt sie vielleicht in ihrer Vergangenheit, über die sie nicht spricht?", stellt Robert fest. Charlotte hat keinem ihrer Kollegen auch nur ein Wort aus ihrem Leben vor München erzählt, obwohl sie nun schon fast zwei Jahre im Münchner Kommissariat K11 arbeitet. Immer wieder fragen sich die Kommissare, warum sie ihre Vergangenheit so verschweigt. Ist sie vielleicht gar nicht die, die sie vorgibt zu sein, oder verstellt sie sich absichtlich? Vielleicht täuscht sie ihre eigene Entführung vor, damit niemand herausfindet, dass sie in Wahrheit eine Kriminelle ist. Robert sagt irgendetwas, doch Philipp ist in Gedanken ganz weit weg. Er weiß selbst nicht, woher diese Gedanken plötzlich kommen. „Philipp alles okay?", fragt Robert und stößt ihn leicht am rechten Arm. „Hm. JA. Was?", stottert Philipp los. „Lass uns doch erstmal ins K11 fahren und alte Akten durchgehen. Die Spurensicherung soll hier alles auf den Kopf stellen und noch einmal an den Stellen des Blutes suchen. Vielleicht finden sie ja doch irgendetwas und wir versuchen unser Glück in Charlies Vergangenheit.", erklärt Robert, doch Philipp nimmt noch immer nur die Hälfte wahr. Die Gedanken, die grausamen Gedanken, an seine verschwundene Kollegin lassen ihm einen Schauer über den Rücken laufen. Soll er seinen Kollegen von den Gedanken erzählen? Er schaut Robert eine Weile stumm an. „Philipp?", fragt dieser noch einmal. „Ja, okay, können wir machen.", Philipp nickt abwesend. Er scheint die Aussage an seinen Kollegen nicht verstanden zu haben. „Wir finden Charlie.", Robert legt seinem Kollegen die Hand auf die Schulter. „Ja, das weiß ich doch, aber..", beginnt er. „Was aber?", fragt Robert. „Ach egal. Ist unwichtig.", Philipp weist ihn ab. „Alles könnte wichtig sein Philipp, das weißt du." „Robert ist jetzt egal, wir fahren ins K11.", sagt er und geht zur Ladentür. Robert folgt ihm. „Wo fangen wir an? Soll ich die Akten ihrer Zeit in Köln anfordern?", fragt er seinen Kollegen. Philipp nickt. „Dann arbeite ich mich durch die von München. Michael kann dir helfen, in Köln war sie ja viel länger.", stimmt Philipp zu. Zusammen gehen die beiden Kommissare wieder zum Dienstwagen und lassen der Verstärkung den Rest der Arbeit. Die Spurensicherung ruft Robert unterwegs an.

Philipp lässt sich auf den Beifahrersitz sinken. Ein Schussbringt seinen Körper wieder auf Adrenalin. Robert steht mit gezogener Waffe nebendem Dienstwagen, doch Philipp kann keine weiteren Personen sehen. Sein Kollege starrtwie eigefroren die Straße hinab. „Der war jemand.", flüstert er Philipp zu. So leisewie möglich zieht Philipp die Waffe aus seiner Waffentasche an der schwarzen Jeans.Er hält sie weit von sich weg, nach vorn, doch noch immer kann er niemanden sehen.Mit dem Kopf deutet Robert in Richtung eines dunkel-grauen Hauses. Zwei Schrittegehen die Kommissare nach vorn. Nur ganz kurz, für einen winzigen Augenblick sehendie beiden eine kleine Gestalt über die Straße rennen. Hinter dem nächsten Hausverschwindet sie. „Das war doch ein Kind.", stellt Philipp etwas verlegen fest.„Philipp.", Robert schaut Philipp starr und angsterfüllt an, seine Augen werden groß. Philipp wagt es nicht, sich umzudrehen.

Roter SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt