Kapitel 6

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„Michael Naseband.", stellt sich der Kommissar vor und reicht Herrn Fritz die Hand. „Frank Fritz. Ich bin Mitarbeiter in dem kleinen Laden Weihnachtsdekoration und mehr.", Herr Fritz nimmt auf dem freien Stuhl vor Michaels Schreibtisch Platz. „Erzählen Sie mir bitte jedes Detail des Überfalls.", Michael stellt ihm ein Glas Wasser auf den Tisch. „Danke.", Herr Fritz nickt. „Ich war gerade dabei noch die letzten Artikel in die Regale zu stellen, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und ein schwarz-maskierter Mann in den Lade stürmte. Im Laden waren nur eine Frau und ein älterer Herr, die zum Glück rechtzeitig aus dem Geschäft rennen konnten. Der vermummte Mann, zumindest glaube ich, dass es ein Mann war, hat angefangen wie wild mit der Pistole um sich zu schießen. Ich konnte mich dann in den kleinen Pausenraum verbarrikadieren, aber meine Kollegin Sabine hat er im Laden festgehalten. Es dauerte nicht lange und er kam in den Raum und fesselte mich am Tisch. Ich habe nur noch gehört, wie er Sabine gepackt hat und den Laden verlassen hat. Wie eine Ewigkeit hat es sich angefühlt, bis Ihre Kollegen endlich kamen. Was wird denn jetzt mit meiner Kollegin? Ich hätte sie nicht allein lassen dürfen." Michael sieht, wie schwer Herrn Fritz das Reden fällt. „Es ist nicht Ihre Schuld.", beruhigt er den Mann. „Woher haben Ihre Kollegen gewusst, dass es bei uns eine Schießerei gab?", fragt er noch. Der Hauptkommissar denkt einen Moment über seine Worte nach. „Meine Kollegen haben einen Hilfe Anruf von Ihrer Kollegin bekommen. Wir sind gerade dabei ihr Handy zu orden." „Wenn ihr etwas zugestoßen ist, werde ich mir das nie verzeihen.", Herr Fritz stützt den Kopf in die Hände. „Wir finden Ihre Kollegin, wir werden alles dafür tun!", verspricht Michael, obwohl er weiß, dass er solche Versprechen eigentlich nicht geben darf, aber auch als erfahrenen Kommissar lässt ihn das Schicksal vieler Angehörigen immer wieder einen kalten Schauer über den Rücken laufen. „Wenn sich jemand bei Ihnen meldet, geben Sie mir bitte sofort Bescheid.", sagt Michael und gibt dem Verkäufer seine Dienstkarte. Herr Fritz nickt. „Was ist, wenn der Mann auch hinter mir her ist?", fragt er Herr Fritz. „Wir besorgen Ihnen Polizeischutz, solange können Sie noch hier im K11 bleiben.", versichert Michael. „Danke." „Kann ich meine Schwester anrufen?", fragt der Überfallene. „Natürlich.", gibt ihm Michael die Erlaubnis. „Entschuldigen Sie mich, ich muss telefonieren.", der Kommissar geht aus seinem Büro, sein Diensthandy bereits in der Hand. „Naseband vom K11 hier, ich brauche einmal Polizeischutz für einen Zeugen eines Überfalls.", sagt er ins Telefon. „Wir holen ihn in ungefähr 60 Minuten ab.", erklärt der Mann am anderen Ende der Leitung. Michael betritt sein Büro, Herr Fritz sitzt noch immer auf dem Stuhl. „Haben Sie Ihre Schwester erreicht?", fragt Michael. Herr Fritz nickt. „Was soll ich denn jetzt machen?", fragt er niedergeschlagen. Der Kommissar kann die Gedanken des Mannes verstehen. „Sie bleiben vorerst hier, in den nächsten 60 Minuten wird der Polizeischutz Sie abholen und nach Hause bringen, aber keine Angst, zwei der Männer werden die ganze Zeit vor Ihrer Tür bleiben.", Michael legt dem Mann die Hand auf die Schulter. „Wir haben im Erdgeschoss eine Cafeteria, wenn Sie wollen, können Sie sich dort etwas zu Essen oder einen Kaffee holen." „Danke Herr Naseband.", bedankt sich Herr Fritz und verlässt das Büro. Michael lässt seine Gedanken kurz abschweifen. Er weiß genau, wie sich Herr Fritz fühlt, ihm geht es nicht anders. Die Unwissenheit um seine Kollegin Charlotte bereitet ihm Angst. Die Kommissare stecken immer wieder mal in Schwierigkeiten, doch entführt wurde noch niemand. Der Hauptkommissar zeigt seine Gefühle selten offen, doch diese Angst kann er nicht verbergen.

Sein Handy klingelt. Er sucht eine Weile auf dem Schreibtisch, bis er es findet. Eine anonyme Nummer. „Naseband?", nimmt er den Anruf an. „Hallo Michael. Mach dir keine Sorgen um deine Kollegin. Sie ist bei mir in guten Händen. Es ist amüsant euren Ermittlungen zuzuschauen, doch leider, leider werdet ihr niemals herausfinden, wo ich mich befinde.", das Leider betont der Anrufer bedrohlich. Bevor Michael etwas erwidern kann, legt der Mann schon auf. Der Kommissar atmet ein paarmal tief ein und aus. Wer ist dieser Mann und warum spielt er so mit den K11-Kommissaren? 

Roter SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt