Kapitel 3

42 2 1
                                    

„Dani?", Philipp hockt sich neben seine Kollegin. Die braunhaarige Kommissarin öffnet die Augen. An der rechten Seite ihrer Stirn ist noch deutlich eine kleine Platzwunde zu erkennen. „Was. Was ist passiert?", fragt sie und setzt sich auf. „Ich weiß es nicht. Der Entführer von Charlie hat angerufen, ich solle dem roten Schnee folgen.", Philipp reicht Dani seine Jacke. „Danke.", murmelt sie. Einen Moment schauen sich die beiden gedankenverloren an. Dani wendet ihren Blick als erste ab. „Wir müssen sie finden. Wie lange habe ich hier gelegen?", die Oberkommissarin will aufstehen, doch Philipp hält sie fest. „Langsam.", ermahnt er sie. Sie fasst sich an den Kopf, Blut läuft über ihre Hand. „Was ist hier passiert?", fragt

Philipp. „Ich war in dem Laden an der ersten Straßenecke. Das letzte, an das ich mich erinnern kann, war der Schlag auf den Hinterkopf.", versucht sie sich zu erinnern. „Woher kommt die Platzwunde?", fragt Philipp, mehr zu sich selbst. „Ich kann es dir nicht sagen. Wir müssen weitersuchen, aufgeben gibt es nicht. Wie lange haben wir noch?", Dani steht erneut auf. „Ich lass dich heute nicht mehr aus den Augen." Dani streift Philipps Jacke wieder ab. „Ich komme klar, es ist nur ein Kratzer.", sie lächelt, obwohl ich nicht danach zumute ist. „Wir haben noch 21 Stunden.", stellt Philipp mit Blick auf seinen Timer fest. Sein Handy vibriert. „Hallo?", meldet er sich. „Sehr gut, du hast deine Kollegin gefunden. Nun sucht weiter, ihr habt noch 21 Stunden, sonst wird der Schnee an einer anderen Stelle auch rot.",

wieder der Entführer. Dani wirft Philipp einen kurzen Blick zu. „Wer sind Sie?", fragt sie dann. „Das wüsstet ihr nur zu gern, aber um das herauszufinden, müsst ihr erst eure liebe Kollegin finden. Die Zeit läuft." Philipp will etwas erwidern, doch der Anrufer legt erneut auf. „Wo machen wir denn weiter? Wir haben keine Spur, gar nichts.", Dani fährt sich mit den Fingerspitzen durch die Haare. „Das stimmt nicht ganz. Charlie soll vor ihrem Verschwinden in der Nähe des großen Weihnachtsbaums gesehen worden sein, in Begleitung eines Mannes. Robert sucht dort schon nach Hinweisen." „Los geht's, worauf wartest du?", fragt Dani, doch Philipp bleibt stehen. „Bist du dir sicher, dass du so weiterarbeiten kannst?", sichert er sich noch einmal ab. „Klar." Zusammen laufen sie wieder auf den großen Markt der Innenstadt. „Da ist noch mehr Blut.", Philipp bleibt stehen und zeigt mit dem Finger auf die kleinen

Flecken in unmittelbarer Nähe der Kommissare. „Das kann nicht von dir stammen, dafür ist es schon viel zu dunkel und eingezogen.", schiebt Philipp hinterher. Dani nickt verständnisvoll. „Mein Handy.", die dunkelhaarige schaut ihren Kollegen erschrocken an. Hinter den beiden knirscht Schnee, als würde jemand darüber laufen. Ganz langsam drehen sie sich um. „Die Waffe runter.", sagt Philipp ganz ruhig, aber die Angst steht in seinen Augen. Er schiebt seine Finger so langsam wie möglich an den Gürtel seiner Jeans, an dem die Dienstwaffe befestigt ist. „Finger von der Waffe oder ich schieße!", der Mann macht einen Schritt auf den jungen Kommissar zu. Philipp versucht die Angst nicht zu zeigen. „Die Waffe runter! Sofort!", Dani stellt sich hinter den bewaffneten Mann. Dieser dreht sich auf der Stelle um, hält die Waffe noch immer in der Höhe und schaut der Kommissarin tief in die Augen. „Die Waffe runter.", sagt sie noch einmal. Ganz langsam lässt der Mann die Waffe sinken. Philipp tritt gezielt gegen die Waffe, diese fliegt sofort außer Reichweite. „Umdrehen! Hände hinter den Rücken!", Dani hält ihre Dienstwaffe noch immer auf den Mann gerichtet. Ohne weitere Worte dreht er sich um, mit dem Blick zu Philipp und verschränkt die Hände auf dem Rücken. Dani überlegt nicht lange und zieht die Handschellen von ihrer Jeans und legt sie ihm um. „Wie heißen Sie?", Philipp schaut ihm tief in die Augen. „Mark Schmitz.", antwortet er knapp. „Ich. Es tut mir leid. Ich bin Vater eines sieben-jährigen Jungen. Mein Sohn wurde entführt. Ich habe eine Erpressernachricht bekommen. Es tut mir so leid, ich wollte nicht..", Herr Schmitz setzt sich auf die Bank und bricht in Tränen aus. „Von wem haben Sie die Nachricht und wie lange ist es her?", Dani schaut den Familienvater genau an. Sie weiß, dass er nicht lügt, denn als Mutter kann sie seine Tat in gewisser Maße verstehen. „Ich kann es Ihnen nicht sagen. Die Schule hat kurz vor 9 Uhr angerufen, unmittelbar danach kam die Erpressernachricht. von wem weiß ich nicht. Bitte helfen Sie mir.", der Mann schluchzt auf. „Herr Schmitz ganz ruhig.", Dani legt ihm eine Hand auf die Schulter. „Wir tun alles um Ihren Sohn und unsere Kollegin zu finden.", Philipp steht von der Bank auf. „Ich rufe einen Streifenwagen, der Sie ins K11 bringt. Dort können Sie sich noch einmal in Ruhe mit unserem Kollegen unterhalten. Wir versprechen Ihnen, Ihren Sohn zu finden.", schiebt Philipp noch hinterher und tippt auf seinem Handy eine kurze Nachricht an Michael. Herr Schmitz nickt. „Danke."

„Stehler hier, ich brauche einen Streifenwagen zum großen Weihnachtsbaum in der Innenstadt.", meldet sich Philipp bei der Streifenpolizei am Telefon. „Wir sind unterwegs.", antwortet eine nette Frau. Philipp legt auf und wählt Roberts Nummer. „Philipp habt ihr was?", fragt Robert aufgeregt. „Dani wurde niedergeschlagen, ihr geht es aber soweit gut. Wir wurden von einem Mark Schmitz bedroht, dessen Sohn entführt wurde. Er soll auch eine Erpressernachricht erhalten haben, also können wir vermuten, dass es sich um den gleichen Täter handelt. Gibt es bei dir etwas Neues?", berichtet Philipp seinem älteren Kollegen kurz. „Ich habe von einer alten Ladenbesitzerin die Aufnahmen der Überwachungskameras angefordert, darauf ist Charlie zu erkennen, vor ungefähr vier Stunden. Kurz nachdem sie den Laden verlassen hat, wurde sie niedergestochen, von einer Person, deren Gesicht nicht zu erkennen ist.", Roberts Stimme klingt besorgt. „Niedergestochen?!", fragt Philipp mit aufgebrachter Stimme. „Wir müssen sie finden." „Ich suche weiter, wenn ich etwas finde, melde ich mich sofort.", Robert legt auf. „Charlie wurde vermutlich niedergestochen.", Philipp schaut Dani besorgt und erschrocken zugleich an. In Danis Augen kann er die Angst aufblitzen sehen.
Dani schluckt.

Schneller als gedacht, hält der Streifenwagen vor der Bank, auf der noch immer Herr Schmitz sitzt. „Könntet ihr Herrn Schmitz mit ins K11 nehmen? Sein Sohn wurde ebenfalls entführt, wir vermuten, dass es der gleiche Täter ist.", von der Bedrohung mit der Waffe erwähnt Philipp nichts. Eine der Streifenpolizisten hält dem Mann die Tür auf. „Danke!", sagt er noch zu Dani und Philipp, bevor er einsteigt. „Michael weiß Bescheid, bringt ihn zu ihm, er soll sich in Ruhe mit ihm unterhalten. Vielleicht erfährt er noch etwas.", Philipp nickt der Polizistin zu. Sie steigt ebenfalls wieder ein und startet den Wagen. Langsam steuert sie das Auto von dem glatten, schneebedeckten Markt. Hinter den Kommissaren raschelt etwas in der kleinen Hecke, die sich um den kleinen Brunnen, erstreckt. Dani hält sich an Philipps Arm fest. „Dani?", fragt er besorgt. Sie kann ihm nicht mehr antworten, rutscht in sich zusammen. Philipp kann sie gerade noch auffangen, bevor sie zu Boden sinkt. „Dani?", fragt er erneut. Sie antwortet ihm nicht. Hätte er doch nur nicht zugelassen, dass sie so weiterarbeitet. 

Roter SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt