Philipp ist wie in einer Starre. Er starrt auf die Straße, die Frau ist nicht mehr zu sehen. Robert reißt die Autotür auf. Doch auch er kann die Frau nicht mehr sehen. Hast er sie angefahren, oder sogar überfahren, aber das hätte er doch gemerkt? An dem schwarzen Wagen ist keine Spur zu sehen, kein Blut. Nur der Schnee des Vormittags klebt an der Motorhaube. „Philipp hier ist nichts!", ruft er in den Wagen, doch Philipp befindet sich noch immer in einer Schock Starre. „Das war. Frau. Kaminski.", stottert der junge Kommissar. „Bist du dir sicher?", fragt Robert. Philipp nickt. Für einen kurzen Augenblick vergessen die beiden, dass Herr Hansen auf dem Rücksitz sitzt. Erst als er sich räuspert, fällt Philipp wieder ein, dass sie einen Verbrecher im Auto sitzen haben. „Robert.", er deutet nach hinten. Der Kommissar setzt sich neben Philipp, auf den Fahrersitz. „Ich rufe Verstärkung. Sie sollen hier alles auf links drehen und wir fahren zur Vernehmung ins K11.", Philipp wendet seinen Blick an Benjamin. Robert nickt ihm zu. „Machen wir so." „Auf die Vernehmung kann ich verzichten. Ich habe nichts gemacht.", mischt sich Benjamin wieder ein. „Bedrohung der Polizei, Körperverletzung und Entführung?!", Philipp fährt herum. „Philipp beruhige dich. So schnell kommt er bei uns nicht weg. Michael passt schon auf.", Robert legt seinem Kollegen eine Hand auf die Schulter. Philipp nickt nur gedankenabwesend. Erneut startet Robert den Dienstwagen. Philipp zieht sein Handy aus der Tasche und ruft die Verstärkung, die noch immer in dem kleinen Laden ist, in dem die verschwundene Sabine Kaminski und Frank Fritz arbeiten.
„Verstärkung ist auf dem Weg. Die Spusi ist auch am Laden von Herrn Fritz.", erklärt Philipp Robert.
Es dauert nicht lange, bis Robert den Dienstwagen sicher aus der Innenstadt bewegt hat. Der Schnee hat zugenommen und auch die Straße ist nicht mehr sonderlich frei geräumt. Schneller als 30km/h fährt der Kommissar auch auf der etwas breiteren Straße nicht. Seine Angst im Winter zu fahren, begleitet ihn schon über Jahre, aber über den Grund hat er bisher mit keinem seiner Kollegen gesprochen. Trotz des starken Schneefalls rollt das Auto sicher über die Straße. Auf dem Parkplatz vor dem K11 liegt eine viel dickere Schicht Schnee, als auf der Straße, vermutlich hatte keiner der Angestellten die Idee den Schnee zu schieben und Salz auf den Dienstparkplatz zu streuen. Robert hält den Wagen vorsichtig ziemlich nah an der Tür, damit die beiden Kommissare ihren Verbrecher nicht noch so weit durch den Schnee schleppen müssen. „Aussteigen!", befiehlt Robert Herrn Hansen und öffnet die Hintertür, nachdem der ausgestiegen ist. Philipp betritt den Parkplatz vorsichtig, er weiß, dass im Winter hier nicht besonders gesalzen wird und die Verletzungsgefahr aufgrund von Stürzen ziemlich hoch ist. Vorsichtig geht er zur großen Eingangstür und öffnet sie. Die Wärme des K11 steigt ihm sofort ins Gesicht. „Sie kennen sich bereits hier aus.", Robert schiebt Benjamin Hansen durch die Tür und schließt sie hinter Philipp und sich. „Bringst du ihn in den Vernehmungsraum? Dann sage ich Micha Bescheid.", fragt Philipp. Robert nickt.
Philipp betritt Michaels Büro, doch der Kommissar ist nicht da. „Hallo?", ruft er durch das Gebäude, aber es scheint so, als ob niemand in den Büroräumen ist. Philipp geht zurück in den Vorraum, doch auch hier findet er keinen seiner Kollegen. Nach kurzem Zögern ruft er auf Michaels Handy an. Es klingelt, in seinem Büro. Ein kalter Schauer überkommt Philipp. Auch das Privathandy des Kommissars Michael Naseband liegt in seinem Büro. Ohne Handy geht der Ermittler nie weg, schon gar nicht, wenn es einen Fall gibt, in den seine Kollegen verwickelt sind. „Michael!", ruft der junge Kommissar durch das Gebäude, aber eine Antwort erhält er nicht. Ein Klacken hinter ihm lässt ihn aufschrecken. „Hallo?", fragt er und schaut in alle Richtungen. Erneut hört er das Klicken, diesmal aus einer anderen Richtung. Was ist hier los? Sein Bauchgefühl sagt ihm, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt.
DU LIEST GERADE
Roter Schnee
Hayran KurguEntführung, Bedrohung, Angst und Liebe. Den Kommissaren Robert Ritter, Daniela Stamm, Philipp Stehler und Michael Naseband bleiben nur 24 Stunden ihre Kollegin Charlotte zu finden. Ein Spiel gegen die Zeit beginnt. Dieses Buch enthält triggernde Inh...