Türchen 4

464 32 6
                                    

And there's a little consolation
If you can forgive yourself and
Hold on cos nothing ever lasts forever
Just be strong cos the lonliness will die
You should see the rest of your story
There's another chapter don't worry
Not every ending's the same
I know that you'll learn to love again
— Learn to love again • Antony Costa —

— Marie —

Tief beleidigt saß ich mit verschränkten Armen auf dem Beifahrersitz und behielt meine Position auch bei, als Leon den Wagen in der unterirdischen Garage geparkt hatte und mir nun die Tür offen hielt.
„Steigst du alleine aus?"
Darauf kannst du lange warten, Freundchen!
Und wenn ich hier stumm in diesem Wagen versauern würde!
„Gut, wie du willst", lapidar zuckte er mit den Achseln, beugte sich ins Innere und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. Abrupt gab ich meine abwehrende Haltung auf; Leon nutzte das ganze für sich und gegen mich, um mich wieder aus dem Auto zu bugsieren und über seine Schulter zu werfen.
„Ich werde dich verklagen!"
Er gluckste amüsiert, während er mit mir und meinem Täschchen in den Aufzug schlenderte: „Wegen was denn?"
„Kidnapping!"
„Kidnapping?!", wieder ein Glucksen, „Tu dir keinen Zwang an, aber die einzige Zeugin und der Weekender stehen auf meiner Seite!"
„Was hast du ihr dafür versprochen?"
„Hä?"
„Na für Kim's Rückendeckung!"
„Gar nix! Sie wollte nix von mir. Was hätte ich ihr denn geben sollen?", ich konnte sein Grinsen förmlich vor mir sehen, „Nur damit ich für den Notfall mal vorbereitet bin."
Erboste schlug ich ihm dafür auf den Hintern. Das brachte ihn nun richtig zum Lachen; voller Genugtuung schlug er mir ebenfalls auf den Hintern und meinte, dass ich mir schon was besseres würde einfallen lassen müssen.
„...frag mal deine Schwester!"
Hä?

Oben in der Wohnung setzte mich Leon vor der Couch ab und stellte mein Täschchen daneben ab.
„Setz dich!"
Das war keine Bitte und ich hasste sowas.
„Keine Zeit, ich muss arbeiten!"
„Gut, wie du willst; dann tarnen wir das hier eben als Mitarbeitergespräch", er stellte sich mir ungnädig in den Weg, „Noch einmal, Marie; Setz dich!"
„Sie vergreifen sich im Ton, Herr Goretzka", aufmüpfig sah ich zu ihm hinauf, „Ich bin vielleicht Ihre Putze, aber mehr auch nicht."
Leider mehr auch nicht.
Irgendwie.

Leon war nicht so, wie er. Das hatte er mir in der vergangenen Zeit, die wir miteinander verbracht hatten, bewiesen. Und dennoch hatte ich eine Heidenangst, die mich blockierte. Ja, gestern hatte ich kurzzeitig davon geträumt, dass es mit ihm anders wäre. Das seine Worte echt waren und er es ernst meinte, aber am Morgen danach, als er mir nicht mehr die Sinne vernebelte, galt mein erster Gedanke wieder meinen Ex. Wie weh es getan hatte, als er mich benutzt wie ein Stück Dreck hatte fallen lassen. Zu einem Zeitpunkt, in dem ich ihn am meisten gebraucht hatte, hatte er mir unendlich weh getan.
Und das, obwohl er mir vorher die Welt versprochen hatte.
Eine Lüge.
Jedes Wort aus seinem Mund war eine Lüge gewesen.
Im Nachinein war man immer schlauer.

„Warum bist du dann geblieben, wenn du mehr nicht sein willst?"
WIE bitte?
„Was willst du damit sagen?"
Jeder hatte eine zweite Chance verdient, aber Leon dachte nicht im Traum daran sich zu korrigieren. Ganz im Gegenteil: Er schob tatsächlich mir den schwarzen Peter zu!
„Du hast doch gemerkt, dass ich an dir interessiert bin! Warum hast du dich nicht einfach versetzen lassen, wenn dein Interesse nicht auf Gegenseitigkeit beruht?"
„Ohhh sorry, ich wusste nicht, dass man sich neuerdings seine Arbeit nach Befindlichkeiten aussuchen kann", wenn dem so wäre, würde ich wohl kaum als Reinigungsfachkraft arbeiten, „Aber wahrscheinlich kommt das auch auf die Gehaltsklasse an..."
„Okay, wie kommen dem ganzen also näher", schnaubte Leon; frustriert fuhr er sich durch die Haare und begann im Wohnzimmer auf und ab zu laufen, „Es ist also mein Job, der dir Probleme bereitet."
„Nein!"
Ja!
Also auch.

Behind These Hazel Eyes [A Leon Goretzka Advent calendar-FF 2023]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt