Türchen 5

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Verdammt, ich lieb dich
Ich lieb dich nicht
Verdammt, ich brauch dich
Ich brauch dich nicht
Verdammt, ich will dich
Ich will dich nicht
Ich will dich nicht verlier'n
— Verdammt ich lieb dich • Matthias Reim —

— Marie —

Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal einen Mann so schnell in meine Wohnung lassen würde, aber Leon hatte mir auch nicht viel Wahl gelassen. An jenem Tag war er mit einem Weekender auf der Matte gestanden, damit er am nächsten Morgen von uns aus zum Trainingsgelände fahren konnte. Er hatte nicht gefragt und Kim hatte einfach ein weiteres Kopfkissen und Decke aus dem Bettkasten gezogen und für ihn bezogen.
Wenn wir nicht bei uns schliefen, dann taten wir es bei ihm. Auch danach hatten mich weder Leon noch Kim gefragt. Eines späten Nachmittags waren beide zur Tür herein geschneit. Leon bepackt mit seiner Trainingstasche, einer riesigen Bayern-Tasche und den Klamotten meiner Schwester; Kim mit drei Pizzaschachteln. Ich hatte gerade alles blitzblank geputzt und aufgeräumt gehabt, da fiel in Abständen eine Tasche zu Boden; die Sneaker hatten sie sich glücklicherweise dann doch im Flur von den Füßen getreten, bevor mein Freund mir schon mit gespitzten Lippen entgegen kam um mich zu küssen.

„Hey Schwesterherz", grinste Kim bereits vom Sofa aus, wo sie auf dem Tisch die Pizzaschachteln verteilt hatte, „Wir haben dir ne Salami-Pizza mitgebracht."
„Besteck, Kimmy?"
Ungläubig blickte ich mich um. Die Zeitungen waren auf dem kleinen Wohnzimmertisch verrutscht, Kim klopfte sich gerade eines der Sofakissen zurecht, welche ich vorhin noch ordentlich drapiert hatte und Leon stapelte drei Gläser übereinander, gleich nachdem er eine Wasserflasche und Orangensaft aus dem Schrank geangelt hatte.
Zu guter Letzt standen dann im Abstand vom Flur aus die Taschen in gut einem Meter Abstand.
Wie zur Hölle konnten zwei halbwegs erwachsene Menschen in nicht mal zwei Minuten so eine Unordnung machen?!

„Ehhhh Leon..."
Mein Freund verfolgte den Blick meiner Schwester zu mir hin. Und deutete ihn ganz richtig.
„Oh... die Pizzen sind geschnitten. Wir nehmen die Finger", beeilte er sich schnell zu sagen. Er zog drei Servietten aus einer Schublade, lud alles auf seine Arme und schaffte es gerade so, alles ohne eine Katastrophe, dort auf dem Tisch abzustellen.
Als ob es jetzt auf das Besteck noch angekommen wäre. Das würde zumindest die Spülmaschine reinigen.
„Leute, ist das euer Ernst?", fragte ich ein wenig fassungslos, weil sie ihre Klamotten so liegen ließen und begannen zu essen.
„Wir machen das schon gleich", nuschelte Kim mit vollem Mund.
Wir?!

„Ja, setz dich! Wird doch sonst alles kalt", Leon's Aufforderung war auch nicht mehr als ein Nuscheln, aber er klopfte dazu noch auf den Platz neben sich. Es war mein Job, Leon's Wohnung sauber zu halten, aber nicht hier meiner Schwester hinterher zu räumen. Oder nach Feierabend meinem Freund.
Also: Ihr BEIDER Wort in Gottes Gehörgang.

Die beiden schlemmten also ihre Pizza und tauschten sich über Fußball auf, wovon ich mal wieder nur die Hälfte verstand. Aber ich passte auf, merkte mir Dinge und googelte sie im Anschluss um in kein Fettnäpfchen zu treten.
Und bei einem Freund, dessen Job es war, jeden Tag gegen einen Ball zu treten und einer fußballverrückten Schwester war das so ziemlich jeden Tag der Fall.
„Oh ich hab was für euch", Leon wischte sich die Finger an einer Papierserviette ab, kaum hatten wir das letzte Stück Pizza verspeist. Wir taten es ihm gleich, so dass er die Kartons und Servietten mit in die Küche nehmen konnte. Anstatt im Müll, landete alles aber auf der Ablagefläche.
„Mach ich später", war sein Kommentar zu meinem Augenrollen, was er noch nicht einmal gesehen hatte.
Warum später, wenn es doch jetzt nur ein Handgriff war? Was konnte so wichtig sein?!?

Anschließend schnappte er sich die riesige Bayern-Tüte und stellte sie auf seinen Platz, während er auf dem kleinen Wohnzimmertisch Platz nahm, um uns erwartungsvoll mustern zu können.
„OMG OMG OMG!", Kim kiekste in so hoher Tonlage auf, wie in dem Moment, als sie erfahren hatte, dass Leon mein Chef war. Mittlerweile hatte sich der Fußballer jedoch schon daran gewöhnt und grinste nur noch.
Meine kleine Schwester stellte die Tasche kurzerhand auf den Kopf und kippte den Einkauf aufs Sofa.
„Hast du euren Fan-Shop überfallen?", fragte ich trocken, als ich die unzähligen Trikos sah, durch die sich Kim gerade durchwühlte.
„OMG! Sogar das neue Sondertrikot!!!!", quietschte die Jüngere schon wieder dazwischen, bevor Leon auch nur im Ansatz dazu kam, Luft zu holen, „Das kommt doch morgen erst raus! OMG! In kurz und in lang!!! Und von dir und Phonzy!!!!!"
Neues Sondertrikot, Kurz, lang, Leon, Phonzy...
Mein Kopf schwirrte schon wieder!

Behind These Hazel Eyes [A Leon Goretzka Advent calendar-FF 2023]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt