Türchen 2

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Träume in Samt und Seide
Sind nur Trug und Schein
Aber die wahre Liebe
Kann unvergänglich sein
Träume in Samt und Seide
Lassen dich oft allein
Aber die wahre Liebe
Wird immer bei dir sein

Laß dich nicht von Träumen umgarnen
Sie verweh'n im Wind
Denk' an all die glücklichen Stunden
Die noch vor uns sind
Noch kannst du dir wählen
Was die Zukunft bringt
Ob dich dann die Sonne
Ob Schatten dich umfängt
Ohne deine Liebe
Ist der Weg zu schwer
Ohne deine Hände
Ist alles um mich leer
— Träume in Samt und Seide • Roy Black —

— Leon —

Verschlafen kam ich am nächsten Morgen nach meinem Geschmack viel zu früh zu mir. In der Saison hatte ich selten Gelegenheit mal auszupennen, da musste man nehmen, was man kriegen konnte. Auch wenn's ergaunert war.
Auf der anderen Seite hatte ich so noch ein wenig mehr Zeit mit Marie und niemand sagte, dass wir aufstehen mussten. Ich hatte sie im Vorfeld darüber ausgequetscht, was an diesen beiden Tagen anstand.
Fazit: Sie hatte vormittags frei und war jeweils ab mittags nur bei mir eingeteilt und da es hier sauber genug war, konnten wir die Zeit auch sinnvoller nutzen.

Ich streckte mich mit einem Grinsen im Gesicht. So viel fantastischen Sex wie letzte Nacht hatte ich schon lange nicht mehr gehabt. Frauen, die meinen Ansprüchen genügten, wuchsen nun mal nicht auf Bäumen und aktiv nach ihnen zu suchen, ließ meine begrenzte Zeit nicht zu.
Das Marie quasi eher zufällig in mein Leben gestolpert war, war echt Glück gewesen. Sie hatte sofort mein Interesse geweckt und je näher ich sie kennengelernt hatte, umso mehr hatte sie mich angezogen.
Nicht nur körperlich.
Da war ein Verlangen nach ihr, eine Verbindung, die ich vom ersten Augenblick an gespürt hatte. Ich war mir sicher gewesen, dass sie es auch tat, aber die Brünette ließ sich nicht so leicht in die Karten schauen. Auf meine Annäherungen ging sie nur ziemlich zögerlich ein; irgendwie war sie immer in einer Art Fluchtmodus gewesen und brauchte ein Weilchen, bis sie sich bei unserem Zusammensein entspannen konnte.

Dafür war sie letzte Nacht super entspannt gewesen.
Ich grinste wieder.
Meine Hand tastete die Bettseite neben mir ab.
Ich grinste nicht mehr.
Leer.

Ruckartig schoss ich in die Höhe und blickte neben mich. Ganz ruhig. Möglicherweise war sie ja nur unten.
„Marie?", rief ich schon von der Treppe nach unten, nachdem ich oben in allen Räumen nachgeschaut hatte. Eilig polterte ich die Treppe hinunter, „Marie?"
Kein Antwort war auch eine Antwort.
Verflucht!

Frustriert warf ich die Kaffeemaschine an. Das war auch alles, was ich runter brachte. Das Frühstück ließ ich aus und kurvte stattdessen zu 11 Uhr an die Säbener. Ich hatte zwar kein Training, aber dafür musste ich zur Physio.
Um wieder ‚fit' zu werden.
Wie gut, dass ich dabei nur körperlich anwesend sein musste und ansonsten meinen Gedanken nachhängen konnte. Noch auf dem Weg hierher hatte ich versucht, Marie telefonisch zu erreichen, jedoch hatte sie meinen Anruf nicht entgegen genommen. Das frustrierte mich noch mehr. Nach letzter Nacht hatte ich angenommen, dass wir einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht hätten.
Es war mehr als nur Sex gewesen; ich war nicht der Typ, der einfach wild in der Gegend rumvögelte ohne dabei Gefühle zu haben. Und ihr war es genau so gegangen; sie empfand etwas für mich, aber ihre Zurückhaltung konnte ich mir beim besten Willen nicht erklären.
„Da tut's weh?"
„Ja ja", erwiderte ich abwesend auf die Frage unseres Physio's.
„Willst du mich eigentlich verarschen?"
„Hä?", blinzelte ich irritiert.
„Vorhin hast du mir noch erzählt, es tut weiter oben weh", meine Güte, von mir aus auch weiter oben; war doch scheiß egal, „Wie heißt sie?"
Oh Mist.
„Keine Ahnung, wovon du redest", stellte ich mich dumm; konnte ja klappen.
„Leon, wir Männer machen uns nur zum Affen, wenn eine Frau im Spiel ist", tadelnd stemmte Micha die Hände in die Seiten, „Außerdem kenne ich dich nur hochprofessionell. Wenn ich dich also nicht verpfeifen soll, dann..."
„Marie", seufzte ich geschlagen, „Sie heißt Marie."
„Na bitte! Geht doch. Vorschlag: Ich knete dich einmal komplett durch und du schüttest mir dabei dein Herz aus!"
„Macht man das nicht normalerweise beim Friseur?", fragte ich skeptisch.
„Wir Physio's sind da auch geeignet für, also leg los."
Da ich nix zu verlieren hatte und eine zweite Meinung nie schaden konnte, berichtete ich also, wie Marie vor ein paar Monaten in mein Leben gepurzelt war und ich seitdem an nichts anderes mehr denken konnte. Wie ich versucht hatte, ihr näher zu kommen, aber sie eine ziemlich harte Nuss war und mir gestern der Durchbruch gelungen war.
Oder eher gesagt, der vermeintliche Durchbruch.

Behind These Hazel Eyes [A Leon Goretzka Advent calendar-FF 2023]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt