Türchen 21

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Go gentle through your life
If you want me I'll be there
When you need me, I'll be there for you

Don't try to make them love you, don't answer every call
Baby, be a giant, let the world be small
Some of them are deadly, some don't let it show
If they try and hurt you, just let your daddy know

Now when you go giving your heart make sure they deserve it
If they haven't earned it, keep searching it's worth it
— Go gentle • Robbie Williams —

— Leon —

Nach einem etwas holprigen Start vergingen die ersten Tage auf Ibiza dann doch recht harmonisch. Meine Mädels hatten sich wieder zusammen gerauft und sowohl ich als auch Jamal hoffte, dass es so bleiben würde. Neben viel Zeit mit meinen Freunden und deren Partnerinnen, erkundeten wir zusammen mit Kim und Bambi die Insel, denn immerhin hatte ich davon gefaselt, dass der Urlaub pädagogisch wertvoll für unsere Kleine sein würde. Etwas, woran mich meine Freundin regelmäßig erinnerte, wenn sie sah, wie ihre kleine Schwester knutschend mit ihrem Freund am Pool lag.
Neben pädagogischer Erziehung stahlen wir uns aber auch immer mal Zeit zu zweit.
Mal ein Spaziergang.
Mal ein Dinner.
Oder aber wir zogen uns für ein, zwei Stunden auf unser Zimmer zurück und ich genoss es einfach nur, Marie in meinen Armen halten zu können. Seit wir hier waren, schlief sie unruhig; auf mein Nachfragen hin versicherte sie mir, dass es sicherlich nur an der Hitze lag, die selbst nachts die Insel im Griff hatte.
Mein Bauchgefühl sagte mir etwas anderes, aber ich hatte auch keinen Anhaltspunkt, warum sie mich anlügen sollte und Kim hatte auch keine Ahnung.
Also schob ich den Gedanken beiseite.
Fürs erste.

„Ich glaub, ich geh ins Bett; ich bin müde", gähnte Kim unverhohlen. Sie streckte sich, küsste Bambi kurz auf den Mund, bevor sie sich ebenfalls mit einem Kuss auf die Wange von ihrer Schwester und mir verabschiedete und nach drinnen verschwand. Wir hatten es uns draußen auf den weichen Outdoor Sofas bequem gemacht und den Abend bei einem Glas Wein genossen. Marie hatte Kim ebenfalls eines erlaubt; jetzt jedoch sah sie ihr mit gerunzelter Stirn nach. Wenig später wiederholte sich das gleiche in fast ähnlicher Weise, als Bambi sich ebenfalls verabschiedete um in die Federn zu fallen.
Ohne das Küssen versteht sich.

„Willst du auch ins Bett?", fragte ich, als sich meine Freundin von mir löste, kaum das Jamal ins Innere des Hauses verschwunden war.
„Nein, ich bin gleich wieder da", murmelte die Brünette, doch anstatt noch auf meine gespitzten Lippen einzugehen, sprang Marie auf und schon war sie weg. Es dauerte gefühlt keine Minute, da kam sie völlig außer sich wieder nach draußen gestürmt.
„Alles okay, Babe?"
„Nix ist okay! Dreimal darfst du raten, wen Kimberly gerade in ihr Zimmer gezogen hat!!!!"
Oh je.
Dann war es ein Wunder, dass sie sich nicht sofort auf die beiden gestützt hatte, denn wenn es etwas gab, was ihr wahrscheinlich pausenlos Kopfzerbrechen bereitete, dann war es die junge Liebe ihrer Schwester.

„Darf ich?", fragte ich vorsichtig; immerhin wollte ich mich nicht schon zum zweiten Mal einfach einmischen.
„Ich bitte darum! Sonst bin ich wieder die unentspannte blöde große Schwester, die ihr nichts erlaubt."
„Oh, aber bei mir ist das okay, wenn ich der blöde unentspannte Schwager bin?", gluckste ich belustigt.
„Das ist ja das Ding! Ich habe keine Ahnung, wie du das machst, aber aus irgendeinem Grund frisst sie dir aus der Hand!"
„Das ist mein unwiderstehlicher Charme, Babe, den kennst du doch", grinste ich, spitzte die Lippen und drückte meiner missbilligend dreinblickenden Freundin einen Kuss auf den Mund. Meine Kumpels gackerten blöd um die Wette und bekamen noch meinen Mittelfinger zu sehen, bevor ich nach drinnen verschwand. Nach einem kurzen Abstecher in unser Badezimmer klopfte ich an das Domizil, in das mein Teamkollege offenbar verschleppt worden war.

„Ich bin's Floh. Kann ich rein kommen?"
„Ich bin echt müde, Leon..."
„Ich muss aber heute noch mit dir reden", ließ ich nicht locker, „Bitte, Floh, es ist echt wichtig!"
„Okay...gut...mo...momeeeeeeent", hörte ich sie von drinnen rufen; ich grinste leicht; war das ihr Ernst?, „Kannst rein kommen!"
Ich drückte die Klinke hinunter und betrat das Zimmer. Ganz unschuldig saß Kim noch immer in ihren Klamotten auf dem Bett. Von männlichem Besuch keine Spur.
Wo hatte sie ihn bloß so schnell versteckt?
Im Badezimmer?
Ob ich da wohl irgendwie mal rein linsen konnte?

„Ich dachte, du wolltest schlafen gehen?", musterte ich sie unverhohlen.
„Ich war gerade dabei, mich umzuziehen, als du mit deinem Gesprächsbedarf angeklopft hast", Kim lächelte so breit, dass ich sofort sah, dass sie etwas verbarg, „Also? Was gibts? Worum gehts?"
„Um Sex!", fiel ich mit der Tür ins Haus.
Kim's Augenbrauen schossen in die Höhe und noch mehr, als ich neben sie aufs Bett hoppste. Allerdings blickte sie nun eher erschrocken drein.
„Ehhhh Leon, du...also du musst jetzt nicht wirklich..."
„Das Bett federt aber ganz schön", meinte ich, als ich auf und ab hoppste, weil ich beim ersten Mal auf und nieder federn etwas gespürt hatte, „Irgendwie ein ganz gemütliches Plätzchen für intime Zweisamkeit..."
„Also...also könntest du...vielleicht...bevor das Bett noch kaputt geht...", Kim zerrte an meinem Arm herum, damit ich aufhörte, mich auf der Matratze abzustützen und auf und ab zu federn.
„Selbst wenn...wir fallen doch weich...nicht wahr, Bambi?!", fragte ich laut grinsend in den Raum; von unter dem Bett ertönte ein Grunzen. Ich stoppte das auf und ab hoppsen und ließ meinen Teamkollegen unter dem Bett hervor krabbeln.
„Unter dem Bett? Euer Ernst?"
„Ich hab nich damit gerechnet, dass du hier übernachten willst", schoss Kim schlagfertig zurück, „Woher weißt du das überhaupt?"
„Deine Schwester hat gesehen, wie du Bambi in dein Zimmer verschleppt hast..."
„Na toll und dann schickt sie dich direkt hoch!"
„Sie hat mich nicht geschickt; ich habs angeboten, damit ihr euch nicht wieder in den Haaren habt", widersprach ich ihr entschieden, damit sie wegen ihrer Schwester nicht sofort dicht machte, „Ich will hier auch kein klassisches Aufklärungsgespräch mit euch beiden führen. Ich denke, so anatomisch und so wisst ihr, wie es funktioniert oder gibts Fragen?"
Sowohl Bambi als auch Kim liefen rot an und rissen beide synchron die Augen auf.
Na ja, wollte ja nur sicher sein.

„Gut, ich bin eigentlich noch n bisschen jung, um von dir Onkel zu werden, aber wenn doch...ich stehe nachts nicht auf, klar?!", wedelte ich mahnend mit dem Zeigefinger unter den Nasen der beiden herum, „Wenn ihr es machen könnt, seid ihr auch dafür verantwortlich und so n Baby kann jede Menge Arbeit machen! Meine Schwester und mein Schwager hatten Augenringe bis zum Boden als Emil geboren wurde. Das war kein Zuckerschlecken."
„Aber wir wollen..."
„...allein sein! Ich versteh schon", würgte ich Kim mit einem Augenzwinkern ab; damit hoppste ich vom Bett, „Oh hab ja noch was vergessen..."
Ich griff in meine Hosentasche und schnippte beiden jeweils ein viereckiges Päckchen zu.
„Kondome?!", echote es zweistimmig und ziemlich schockiert.
„Na ja, falls ihr doch noch keinen Bock auf Nachwuchs habt. Die Anwendung ist bekannt?"
„Leon!!!!"
„Also jetzt ja oder nein?", blinzelte ich abwartend, „Ich kann sonst noch Bananen holen gehen?!"
„Ja, aber...", begann Bambi, doch ich würgte auch ihn ab.
„Super! Hätte euch ja ne ganze Packung gegeben, aber mit den beiden solltet ihr erstmal hinkommen...ihr wisst schon", ich wackelte mit den Augenbrauen „...aus Gründen..."
„Eh?", machte Kim verständnislos, „Was für Gründe?"
„Floh, also wirklich, dein Ernst?! Du willst doch wohl morgen noch sitzen können oder?", ich wackelte wieder mit den Augenbrauen, „Es könnte deine Schwester ein wenig auf die Palme bringen, wenn...."
„...aber wir wollen..."
„...los legen. Schon klar, ich will auch gar nicht weiter stören", abwehrend hob ich die Hände, „Ach eins noch: Für den Anfang empfehle ich die Missionsarsstellung, bis ihr es richtig drauf habt. Ich werde gleich bei Amazon schauen, ob die das Kamasutra auf Lager haben und ob die das hier her liefern."
„Jetzt, Leon, warte doch..."
„Nein, nein, Floh, ich will euch gar nicht weiter stören", fiel ich ihr ins Wort und ging schnurstracks zur Tür, „Die Wände hier sind ziemlich dünn. Also beißt euch auf die Zunge. Ich bin zwar ziemlich gut im...ablenken", eindeutig zweideutig zwinkerte ich beiden zu, worauf beide das Gesicht verzogen, „...aber die ganze Nacht halte selbst ich nicht durch..."
„Ohhhh Leon..."
Ich biss mir auf die Wange, um mir das Grinsen zu verkneifen, als ich aus dem Zimmer hinaus trat. Als ich die Tür halb hinter mir zugezogen hatte, streckte ich den Kopf nochmal hinein. Bambi und Kim hockten auf dem Bett, stocksteif wie vom Donner gerührt.
„Toi, Toi, Toi!"

Behind These Hazel Eyes [A Leon Goretzka Advent calendar-FF 2023]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt