Türchen 25 - 1/3

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Oh you′ll be in my heart
(You'll be here in my heart)
No matter what they say
(I'll be with you)
You′ll be in my heart
(I′ll be there) always
Always

I'll be with you
I′ll be there for ya always
Always and always
Just look over your shoulder
Just look over your shoulder
Just look over your shoulder
I'll be there
Always
— You'll be in my heart • Phil Collins —

— Leon —

Ich hatte Kim klar gemacht, dass unser Vorhaben in Streit ausarten würde. Und das es dieses Mal sehr viel schlimmer sein würde, als wenn Marie normalerweise gegen meine Alleingänge protestierte.
Jedoch hatte sich das ganze verselbständigt und ich hatte ihr einfach alles an den Kopf geknallt. Es war nicht geplant gewesen, ihr gerade in diesem Moment zu sagen, was ich für sie empfand, aber dann war es einfach so aus meinem Mund gepurzelt und letztlich war ich sehr froh gewesen, dass ich nicht weiter darüber nachgedacht hatte. Das es jetzt raus war und das sie mein Liebesgeständnis sofort erwidert hatte.
Trotz allem, was heute passiert war, war ich glücklich und dankbar, diese beiden wundervollen Menschen an meiner Seite zu haben. Und vor allem, dass es ihnen mit mir genau so ging. Kim's Zuneigung hatte mein Herz noch einmal mehr erwärmt und mir gezeigt, dass ich, wir genau auf dem richtigen Weg waren.
Und zwar, eine richtige Familie zu sein.

Marie war immer noch leicht verstimmt, als ich ihr die Tür zu einem meiner Privatwagen aufhielt, um sie und ihre Schwester zu ihrer ersten Theoriestunde zu fahren. Anstatt nach Hause zu fahren, lenkte ich meinen Wagen raus in Richtung Grünwald, wo ich langsam an den Häusern vorbei fuhr, von denen Manu mir berichtet hatte. Vielleicht wäre es generell gut, hier raus zu ziehen. Ich liebte zwar meine Wohnung mit der riesigen Dachterrasse mitten in Giesing, aber hier hätten wir ein paar mehr Zimmer zur Verfügung. Wir könnten wieder ein Gästezimmer für die Family einrichten und irgendwann würden wir ein oder zwei zusätzliche Kinderzimmer benötigen. Außerdem hätten wir hier einen großen Garten und mir gefiel der Gedanke mit dem Vierbeiner. Warum also nicht?!

Auf die Frage hin setzte meine Freundin in meinem Kopf zu einem langen und breiten Vortrag an, warum ein Haus nicht nötig sei. Momentan hatten wir ja noch die Wohnung für Übernachtungsbesuch und wir hatten gerade erst beschlossen, richtig zusammen zuziehen - also ich hatte das vorab beschlossen, aber wir wollten mal jetzt nicht zu kleinlich sein. Ein Baby war nun auch nicht akut geplant und ein Hund...
Marie's Stimme in meinem Kopf wurde ziemlich missbilligend auf meinen Gedanken hin, aber ich blendete es einfach aus.
...das war etwas, was wir ändern konnten.
Und dann vielleicht zu Weihnachten konnte ich meine beiden Mädels mit dem neuen Haus überraschen...
Mhhh...

„Na wie war eure erste Theoriestunde?", fragte ich neugierig, als Kim und Marie wieder zu mir ins Auto stiegen.
„Mega cool", verkündete Kim euphorisch wie immer, „Ich kann es gar nicht abwarten bis ich meine erste praktische Stunde habe."
„Ich schon...",,, hörte ich meine Freundin leise murmeln, während sie sich anschnallte. Ein neuer Grund, weshalb Marie sich Sorgen machte, wobei ich mir zu 100 % sicher war, dass unsere Kleine sehr verantwortungsvoll mit ihrer neuen Freiheit umgehen würde.

„Und was hast du so gemacht?"
„Oh ich bin ein bisschen durch Grünwald gefahren. Hab mich da noch nie so wirklich umgeguckt...", beantwortete ich Kim's Frage.
„Wo ist der Vertrag?"
Verwirrt runzelte ich die Stirn: „Welcher Vertrag?"
„Na der Kaufvertrag fürs Haus?!", Marie öffnete das Handschuhfach und sah prüfend hinein, „Wo hast du ihn versteckt? Und der Hund? Sitzt der im Kofferraum?"
„Babe, ich kaufe doch nicht innerhalb von 1 1/2 Stunden ein Haus und einen Hund...", das wäre ja sogar für mich Rekord, „Ich hab nur geguckt..."
„Wenn du guckst, hast du es auch schon halb gekauft", beharrte meine Freundin erneut.
„Es wundert mich nicht, dass du dich mit meinen Schwestern so gut verstehst", meinte ich nun ein wenig schmallippig.
Bevor Marie etwas darauf erwidern konnte, hatte sich Kim von hinten vorgebeugt: „Wir bekommen wirklich einen Hund?"
Mhhh was bei meinen Schwestern funktionierte, sollte doch auch...

„Das muss deine Schwester entscheiden", ich versuchte mein süffisantes Grinsen zu unterdrücken, „Ich hab nichts dagegen."
„Schatz!!!!", entfuhr es Marie schrill, „Ist das dein Ernst?!"
„Was denn?", arglos zuckte ich mit den Schultern, „DU wolltest doch mehr Mitspracherecht!"
„Ich würde es vor allem bevorzugen, wenn wir VORHER unter VIER Augen über solche Dinge miteinander reden."
„Aber sollten wir das nicht als Familie entscheiden?", Kim's Kopf tauchte nun vorne zwischen uns auf.
„Kümmern wir uns denn auch als Familie um den Hund?"
„Natürlich. Wir. "
„Und wer kümmert sich um ihn, wenn du in der Schule bist? Oder bei Bambi? Oder bei deinen Freundinnen? Oder Leon in Timbuktu Fußball spielt?"
Hui, jetzt hörte sie sich an wie meine Mutter.

„Na, wir. Wir sind doch ein Team", Kim drückte ihr einen dicken Schmatzer auf die Wange und da ich grade an einer Ampel halten musste, setzte ich noch ein gewinnendes Lächeln hinterher.
Meine Freundin atmete tief durch und verdrehte die Augen: „Heute kriegt ihr ganz sicherlich kein ‚Okay' dafür von mir."
Kim kiekste freudig auf und knutschte Marie weiter ab, die sich lachend zur Wehr setzte. Im großen und ganzen hatte die Brünette gerade unser neues Familienmitglied abgenickt. Wahrscheinlich war es wie bei jeder Frau. Sie würde sich jetzt schlau machen, das Internet durchwälzen, verschiedene Hunderassen analysieren und letztendlich würde der Welpe uns aussuchen.

„Aber heute feiern wir erst einmal unsere 3-köpfige Familie."
„Wir feiern?", fragte ich nach, „Heute Abend?"
„Jap, Kimmy und ich hab uns was überlegt."
„Und was?"
„Sag ich dir nicht."
„Oh komm schon, Babe!"
„Das erfährst du schon noch früh genug, Schatz", genüsslich lehnte sich meine Freundin auf dem Beifahrersitz zurück und genoß stillschweigend, dass meine Neugierde unbefriedigt bliebt.
„Dir gefällt das grade so richtig, kann das sein?!"
Marie grinste breit: „Keine Ahnung, wie du darauf kommst..."

Zur Fernseh-Prime Time hatten mich die beiden Schwestern aufs Sofa geschubst und Kim hatte mir - zur Feier des Tages - irgendein Zeug ins Gesicht geklatscht, was mich bei regelmäßiger Anwendung zehn Jahre jünger aussehen lassen würde. Auf dem Tisch standen Teller mit geschnittenem Obst, Gemüse und, für die Nicht-Sportler unter uns, Schoki und Gummibärchen.

Kim und Marie ließen sich links und rechts neben mir fallen. Der Fernseher flimmerte auf.
Nee?!
„Ich dachte, wir feiern?!", fragte ich überrumpelt.
„Tun wir doch", Marie grinste und hielt mir den Teller mit der Rohkost unter die Nase, „Möhre?"
„Können wir nicht lieber was spielen?", hoffnungsvoll blickte ich zu Kim, um mir Unterstützung zu sichern, aber dieses Mal war ich tatsächlich in der Unterzahl.
„Vergiss es! Ich werde ganz sicherlich nicht heute euren Schiri spielen", schüttelte Marie kategorisch den Kopf, „Komm schon, Schatz, dass wird dich nicht umbringen."
Davon war ich nun nicht überzeugt.

„Du verpasst ja den ganzen Spaß im Leben", Kim hieb mir den Ellenbogen in die Seite, „Du kannst doch nirgendwo mitreden. Das wird sich jetzt ändern."
Aber ich will ja gar nicht, dass sich das ändert.
„Das gleiche hat mir Niclas Füllkrug in der letzten Länderspielpause auch erzählt..."
„Dann muss ja wohl was dran sein."
Davon war ich nun noch weniger überzeugt.
Niclas Füllkrug war die größte Trash-Fan-Queen der Nationalmannschaft.

„Ihr seid zwei junge gebildete Frauen. Wollt ihr euch ernsthaft diese Grütze angucken?", ich gab den beiden noch eine letzte Gelegenheit zum Aussteigen, „Wir können das ganze noch vergessen."
Großzügigkeit war mein zweiter Vorname; ich hatte Thomas immerhin auch davon abgehalten, irgendwelche Sachen über Heino auszupacken.
„Auf gar KEINEN Fall", ertönte es im Chor; jede von ihnen legte einen meiner Arme um sich und Kim steckte mir ein Stück Gurke in den Mund, damit ich nicht mehr protestieren konnte. Sozusagen bewegungsunfähig verbrachte ich also den Abend mit Trash-TV, einer Augenmaske und meinen beiden Mädels.
Kurz: Trotz der Sorge um zwei der wichtigsten Menschen in meinem Leben, war ich so glücklich wie noch nie zuvor.

Behind These Hazel Eyes [A Leon Goretzka Advent calendar-FF 2023]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt