Türchen 16

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Du bist keine Weltstadt
Auf deiner Königsallee
Finden keine Modenschaun statt
Hier, wo das Herz noch zählt
Nicht das große Geld
Wer wohnt schon in Düsseldorf

Bochum, ich komm' aus dir
Bochum, ich häng' an dir
Oh, Glück auf, Bochum

Du bist das Himmelbett für Tauben
Und ständig auf Koks
Hast im Schrebergarten deine Laube
Machst mit 'nem Doppelpass
Jeden Gegner nass
Du und dein VFL

Bochum, ich komm' aus dir
Bochum, ich häng' an dir
Oh, Glück auf
Bochum, ich komm' aus dir
Bochum, ich häng' an dir
Oh, Glück auf
Oh, Glück auf
Oh, Glück auf
Bochum
— Bochum • Herbert Grönemeyer —

— Marie —

„Wohin des Wegs?"
„Zum Tennisspielen!", erklang es zweistimmig lapidar wie aus einem Mund. Leon und Kim blinzelten mich beide arglos an, während ich für einen Nachmittag mit Charlotte, Laura und Luisa zurecht gemacht war, hatten sich meine beiden besseren Hälften in Sportklamotten geworfen. Mein Freund hatte angekündigt, dass er heute Nachmittag mit seinen Freunden losziehen wollte. Von meiner Schwester hatte ich angenommen, dass sie mich begleiten würde.
Offensichtlich war das eine Fehleinschätzung gewesen.

„Hab ich dir doch aber gesagt", Leon legte den Kopf schräg, „Ich kann auch hier bleiben und mit dir mit gehen. Vielleicht ist das ohnehin besser, bevor meine Schwestern dich noch vergraulen."
„Ich bin schon ein großes Mädchen und von dir rede ich doch gar nicht", ich nahm meine Schwester ins Visier, „Wo willst du hin?"
„Tennis spielen?!"
„Ich habe angenommen, du würdest mich begleiten..."
„Beim Kaffeeklatsch? Nee, nee, ich habe vor, die Jungs fertig zu machen", spielerisch boxte sie ihrem Schwager gegen den Oberarm und wich ihm aus, als er sie in den Schwitzkasten nehmen wollte, „Die sollen gleich wissen, was sie im Urlaub erwartet!"
„Du hast ne ganz schön große Klappe, Floh! Marius ist wirklich gut im Tennis. Und ich bin noch besser!"
„Kim, ich denke, du solltest mit mir mitkommen..."
Leon hatte nur selten Gelegenheit, Zeit mit seinen Freunden zu verbringen. Wann immer jemand konnte, kam ihn jemand in München besuchen, aber auch dann hatte er nicht wirklich viel Zeit und sein Urlaub war die einzige Möglichkeit, Zeit mit ihnen zu verbringen. Da konnte ich wohl kaum von ihm verlangen, auch noch Babysitter für Kim zu spielen.

„Och man, aber..."
„Kim...!"
„...geh schon mal zum Auto! Ich klär das", der Lockenkopf schob die Jüngere zur Tür hinaus, bevor er sich mir zuwandte, „Alles okay, Marie? Gibt es einen Grund, warum Kim mich nicht begleiten darf? Wenn du Bedenken hast, mit meinen Schwester alleine loszuziehen, dann kann ich wirklich..."
„Nein, ich hab keine Bedenken. Du hast nur so wenig Zeit mit deinen Jungs, da solltest du nicht auch noch meine Schwester sitten."
„Aber ich ‚sitte' sie doch nicht", unwirsch schüttele Leon den Kopf und plumpste zu mir auf die Couch, „Es war meine Idee; ICH habe Kim gefragt, ob sie mich begleiten möchte."
„Ich will nur nicht, dass..."
„...ich habe Kim wirklich sehr gerne um mich", liebevoll strich er mir über die Wange und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen, „Ruf mich an, wenn ich dich retten soll."
„Meinst du nicht, du übertreibst ein wenig?", rief ich ihm ein wenig tadelnd nach, „Ich finde sie schwer in Ordnung."
„Sind sie auch. Wenn man nicht auf engstem Raum mit ihnen zusammen leben muss. Davon würde jeder ein Trauma kriegen", lachend schloss mein Freund lieber schnell die Tür von draußen, weil ich ein Sofakissen nach ihm geworfen hatte. Leon übertrieb maßlos...

...und seine Schwestern bestätigen mich nur noch mehr darin. Sie waren einfach wundervoll und jeder einzelnen merkte man an, dass sie sehr stolz auf ihren kleinen Bruder war und das sie ihn sehr vermissten.
Auch, wenn er furchtbar nervig und ein Korinthenkacker war.
„Hat er sich seine Erbsenzählerei ein wenig abgewöhnt oder nervt er dich damit auch?", Laura schob sich ein Stück Waffel in den Mund, „Lu schwört darauf, dass er sie schon in Mama's Bauch damit genervt hat."
Wir hatten uns ein nettes kleines Café im Ruhrpark ausgesucht und genossen bei Kaffee und Kuchen den Nachmittag.
„Beruflich oder privat?"
„Beides."
„Privat ist es auszuhalten", leicht lächelnd zuckte ich mit den Achseln, „Meist diskutiert er mit Kim und ich höre den beiden zu. Und spiele den Schiedsrichter, wenn es sein muss."
„Und beruflich?"
„Alles in Ordnung."
Luisa's Augenbrauen schossen hoch: „Das hört sich nicht so an."
„In der Regel interessiert es ihn nicht, wie ich was handhabe", zuckte ich mit den Schultern, „Er lässt mir mit allem freie Hand und nickt nur obligatorisch ab, wenn ich was mit ihm besprechen will."
„Und das frustriert dich?!", es war keine Frage, die Charlotte mir stellte, sondern eine Feststellung.
Ich schluckte. Ich wollte Leon auf gar keinen Fall irgendwie hintergehen oder...

Behind These Hazel Eyes [A Leon Goretzka Advent calendar-FF 2023]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt