◇ Kapitel 9 ◇

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Eine zeitlang war es still zwischen uns. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

"Kannst du mir den Palast zeigen?", fragte ich schließlich vorsichtig. "Er sieht faszinierend aus."

"Ja, kein Problem." Nicos Stimme klang noch immer etwas weggetreten.

Ich warf den eingegangenen Blumen einen letzten Blick zu, bevor wir den Garten verließen. Was konnte di Angelo wohl noch?

Schweigend gingen wir nebeneinander her. Nach einiger Zeit fragte ich, ob wir auf der Außenmauer gehen konnten. Nico bejahte und führte mich eine Treppe hinauf.

"Wie ist es so als Heiler?", wollte Nico plötzlich wissen. "Das muss ein harter Job sein. Vor allem momentan, bei all den Monstern."

"Es ist anstrengend. Aber es ist jeden Aufwand wert, solange ich damit Leuten helfe."

Der Sohn des Hades nickte und stützte die Unterarme auf die Mauer. Nachdenklich ließ er den Blick schweifen.

"Hoffentlich verzeihst du mir das mit Harpe.", redete Nico weiter. "Es ist nur so, wir haben die Hilfe dieser Waffe echt nötig. Mit jedem Tag wird es schwerer, die Monster fernzuhalten."

"Warum kämpfen wir dann nicht zusammen?", fragte ich.

"Mein Vater ist recht voreingenommen.", erklärte di Angelo. "Ich schätze, er hat den olympischen Göttern nie verziehen, dass sie ihn in die Unterwelt geschickt haben."

Ich stellte mich neben ihn. "Hört sich alles ziemlich kompliziert an."

"Tja, so ist das als Halbgott, oder nicht? Ein einfaches Leben wäre ja auch zu schön, um wahr zu sein. Normale Menschen machen sich Gedanken um die Verspätung ihres Busses und Halbgötter müssen hoffen nicht zu sterben."

Ich musste lachen. "Das ist die beste Zusammenfassung meines Lebens, die ich je gehört hab."

"Gern geschehen." Nico sah mich auffordernd an. "Also gibt es noch etwas, dass du in der Untwerwelt unbedingt sehen willst?"

"Ja, bestimmt. Wie.." Ich sah über Nicos Schulter. "Wer ist das?"

Einige Meter hinter dem Sohn des Hades stand eine Frau mit verschrumpeltem Gesicht. Sie hatte Krallen, Klauen und lederne Fledermausflügel.

Unsicher machte ich einen Schritt rückwärts. "Bitte sag mir, dass du 'wer-auch-immer-das-ist' kennst.", sagte ich in Richtung Nico.

Di Angelos Gesichtsausdruck verdunkelte sich. "Ich kenne sie. Das ist Alekto, eine der Furien. Sie erfüllt manche Aufträge von meinem Vater."

Die Frau kam langsam näher. "Nico, was machst du hier draußen? Und noch dazu alleine mit.." Sie deutete auf mich.

"Ich hab dir gesagt, du sollst mich nicht beim Vornamen nennen." Nico schien nicht erfreut über das Gespräch. "Dieser Junge ist Gast bei uns, mehr geht dich nichts an."

"Er ist der Sohn von Apollo, nicht wahr?" Alekto schlug aufdringlich mit den Flügeln. "Will war sein Name, oder?"

"Hast du nicht was anderes zu tun?" Nico griff nach dem Ärmel meines Mantels und drehte sich zum Gehen.

In meinem Inneren tauchte ein warmes Gefühl auf. Möglicherweise wurden meine Wangen auch etwas rot.

Jedoch hielt Nico inne. "Warte.. du weißt nicht, dass Apollo und sein Sohn heute da sind. Mein Vater hat nur mir davon erzählt."

"Ich habe es aufgeschnappt.", wiegelte Alekto ab. "Du weißt doch, wie ich bin."

"Selbst wenn, du könntest nicht wissen, dass er Will heißt. Außerdem redest du nie freiwillig mit mir."

Nico zog mich hinter sich und griff nach seinem Schwert. Perplex blickte ich zwischen ihm und Alekto hin und her.

"Was ist hier los?", flüsterte ich und legte eine Hand auf Nicos Schulter.

"Das wüsste ich auch gerne." Di Angelo blickte kurz auf meine Hand. "Also Alekto, was hast du geplant?"

Die Furie grinste. "Ach weißt du, mein Prinz," Sie betonte die Worte abschätzig. "ich habe ein tolles Angebot von Erebos bekommen. Wenn seine Monster erst gewonnen haben, kann ich machen, was ich will. Und um diese Möglichkeit zu haben, muss ich nur dafür sorgen, dass du schlichtweg nicht mehr existierst."

Nico lächelte kalt. "Als ob du es schaffen könntest, mich zu töten."

"Unterschätz mich nicht, di Angelo!", fauchte Alekto. "Erst töte ich den Sohn von Apollo und dann dich. Darüber wird sich Erbos sicherlich freuen. Denn damit vereitle ich die Weissagung."

Eine Weissagung? Ich wusste nichts von einer Weissagung. Es hatte noch nie eine über mich gegeben.

"Geh rückwärts.", flüsterte Nico und schob mich nach hinten. "Wir müssen nur bis zu meinem Vater."

"Daraus wird nichts!", kicherte Alekto.

Hinter uns hörte ich Knurren und Zischen. Auch, wenn ich es nicht wollte, warf ich einen Blick über meine Schulter. Die verschiedensten Monster standen hinter uns.

"Wo zum Hades kommen die her?", murmelte Nico. "Das ist unmöglich."

Genau in diesem Moment fing ein lauter Alarm an zu läuten.

Under Burning Stars [Solangelo]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt