◇ Kapitel 19 ◇

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'Oh scheiße, daran hab ich nicht gedacht.', fluchte ich leise.

'Ich kann einfach das Sofa nehmen.', bot Nico an und deutete auf meine kleine Couch im Raum.

'Was? Nein, definitiv nicht! Die ist viel zu klein.', lehnte ich ab. Das würde ich Nico nicht antun.

'Was dann?', fragte Nico und zog die Augenbrauen hoch.

Mir wurde warm und mein Gesicht wahrscheinlich rot. Das passierte mir ziemlich oft in letzter Zeit, ging mir auf.

'Naja, also wenn es dir nichts ausmacht..' Ich brach ab.

Nein, nein, nein. Das konnte ich nicht aussprechen. Auch, wenn ich nichts mehr wollte als das, was mir gerade durch den Kopf ging.

Nico blieb still und sah mich an, während er scheinbar darauf wartete, dass ich weitersprach.

Bei den Göttern, seine Augen waren so unfassbar schön und wirkten mittlerweile überhaupt nicht mehr kalt auf mich. Stattdessen fand ich eher, dass der Anschein von zerbrochenem Glas sie funkeln ließ. Wie viele kleine Sterne..

'Ich hatte gedacht, natürlich nur wenn das für dich okay ist,', betonte ich. 'das wir uns mein Bett auch einfach teilen könnten.'

Mit einem unschuldigen Blick sah ich Nico an und wartete auf seine Antwort.

Ein Hauch Zweifel spiegelte sich in Nicos Augen.
'Ich schlaf nicht gut, Will.' Er mied meinen Blick. 'Ich will dich damit nicht stören.'

Das Thema schien ihn zu belasten, denn Nico drehte sich von mir weg und drehte unruhig den Ring an seiner Hand.

Ich trat hinter ihn und legte meine Arme um seinen Körper. Meinen Kopf plazierte ich auf seiner Schulter, sodass ich gerade so den Ausdruck auf seinem Gesicht erkennen konnte.

'Was meinst du damit?', fragte ich ruhig.

'Albträume', brachte Nico nach einer Weile heraus. 'So gut wie jede Nacht. Ich hab sie seit meine Schwester tot ist.' Er zitterte leicht.

'Vielleicht brauchst du dann einfach jemanden an deiner Seite?' Ich küsste ihn sanft auf die Wange. 'Und ein bisschen Wärme.'

'Vielleicht' Nico schien die Möglichkeit abzuwägen.

'Vertrau mir, ich bin für dich da, Angel.', versprach ich. 'Falls heute ein Albtraum es wagen sollte, dich zu stören, werde ich ihm höchstpersönlich sagen, er soll verschwinden!'

Nico musste leise lachen. 'Danke, Will.'

Ich drehte ihn in meinen Armen zu mir um. 'Also, bitte nimm mein Angebot an.'

Nico nickte. 'Wie könnte ich bei dir auch nein sagen.'

Mein Herz schlug bei den Worten sofort etwas schneller und ein glückliches Lächeln erschien auf meinen Lippen.

'Okay, dann brauchst du nur noch was bequemeres zum schlafen.', meinte ich und ging zu meinem Kleiderschrank.

Während ich nach etwas suchte, legte Nico seinen Mantel und sein Schwert ab.

'Probier das mal.', sagte ich und warf ihm ein Shirt zu.

Nico faltete es auseinander und mich traf ein skeptischer Blick. 'Das? Bist du sicher?'

Nico hielt das Shirt hoch. "Like ice in the sunshine" stand darauf geschrieben.

Verwirrt sah ich das Shirt an. Das war nicht, was ich Nico hatte geben wollen. Ich musste mich vergriffen haben.

Verdammt, das war unangenehm! Und das Shirt war zusätzlich auch noch rosa. Überhaupt nicht Nicos Style, wie ich vermutete.

'Tut mir leid!', entschuldige ich mich. 'Das hat mein Halbbruder Austin mir mal zum Geburtstag geschenkt. Es sollte ein lustiger Scherz sein. Ich trag es eigentlich nie, denn es ist, wie du siehst, was.. Besonders.' Ich verzog das Gesicht. 'Ich geb dir ein anderes.'

'Nicht nötig, alles gut.', sagte Nico grinsend. 'Oder glaubst du etwas, das steht mir nicht?'

'Doch, natürlich!', antwortete ich schnell.

Nico zog sein eigenes, dunkles Shirt aus und legte es zu seinen anderen Sachen. Ich musste natürlich mal wieder starren, denn selbstverständlich war Nico noch genauso hinreißend, wie als ich ihn in Percys Gästezimmer behandelt hatte.

Doch dieses Mal fiel mir noch etwas anderes auf. Als Nico mit dem Rücken zu mir stand, fiel mein Blick auf einige verblasste Narben.

Scharf zog ich die Luft ein und ging auf Nico zu. Er schien mich nicht zu bemerken und zuckte überrascht zusammen, als ich mit der Hand über die dunklen Striche fuhr.

'Bei den Göttern, sag doch was.', meinte er erschrocken.

Dann schien ihm aufzufallen, was ich entdeckt hatte. Schnell zog Nico das Shirt über seinen Kopf, sodass es die Narben verdeckte.

'Halb so schlimm wie es aussieht. Ist schon lange her. Frag bitte nicht weiter.', sagte er kurz.

Stumm nickte ich. 'Okay'

Ich versuchte, nicht länger darüber nachzudenken und schlug die Decke auf meinem Bett beiseite.

'Lass uns schlafen gehen. Ich bin einfach nur müde.' Ich rutschte so weit es ging nach außen, um Nico genug Platz zu lassen.

Langsam legte der Sohn des Hades sich neben mich.

'Ist es okay, wenn ich ein Teil der Decke nehme? Mir wird schnell kalt.', fragte Nico.

'Natürlich!' Vorsichtig zog ich die Decke über seine Schultern.

'Gute Nacht, Sonnenschein.', murmelte Nico.

'Schlaf gut, Angel.', flüsterte ich zurück.

Für einen Moment war alles einfach still. Dann konnte ich jedoch nicht mehr anders und rutschte ein Stück an Nico heran, sodass ich ihm einen kleinen Kuss auf die Wange geben konnte.

'Aha', meinte Nico leise. 'So viel zum Thema "ich bin einfach nur müde", zitierte er mich.

'Nur ein Gute-Nacht-Kuss.', verteidigte ich mich.

'Sicher? Was, wenn ich noch einen möchte?', fragte Nico und drehte sich zu mir um.

Wärme flutete meine Wangen. Ein Glück fiel das im Dunkeln nicht auf.

'Du kannst so viele haben, wie du willst.', sagte ich, kaum hörbar.

Ich meinte, Nico in der Dunkelheit lächeln zu sehen. 'Dann noch einen.', verlangte er.

Ich küsste ihn erneut, dieses Mal auf die Lippen, und in dem Moment dachte ich, mein Leben könnte nicht besser sein.

'Für die Nacht.', begann ich. 'Kann ich dich in den Arm nehmen?'

Nach kurzem Zögern antwortete Nico. 'Ja'

Ich rückte näher und legte meine Arme fest um seine Hüfte, sodass Nicos Rücken an meiner Brust lag. Dann vergrub ich meinen Kopf an seinem Nacken und schloss glücklich die Augen.

Nach einer Weile legte Nico seine Hände auf meine und schien sich noch näher an mich zu kuscheln, als es überhaupt möglich sein sollte. Ich spürte, wie sich sein Körper bei jedem Atemzug leicht bewegte.

Ich würde alles geben, um Nico jeden Abend so im Arm halten zu können. Das war mein letzter Gedanke, bevor ich einschlief.

Doch nach ein paar Stunden war mein glücklicher Traum vorbei.

Under Burning Stars [Solangelo]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt