◇ Kapitel 5 ◇

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"Einen Sohn?" Schockiert sprang ich auf. "Hades hat ein Kind! Warum weiß niemand davon?"

"Weil der Gott der Unterwelt uns bat, es zu verheimlichen. Zeus hätte ihn extremst dafür verurteilt. Sein Sohn hätte keinesfalls ein ruhiges Leben führen können.", erklärte Apollo. "Wenn ich mich richtige erinnere, wissen nur eine Handvoll Götter von der Existenz des Kindes. Und manche von diesen sind bereits durch Erebos gestorben."

"Weißt du, wie der Junge heißt?" Ich konnte es nicht glauben! Der Dieb sollte Hades Sohn sein? Hades hatte einen Sohn?!

"Ich bin mir nicht mehr sicher." Apollo überlegte. "Aber ich denke, sein Name war Nico. Nico di Angelo."

"Nico", wiederholte ich leise. Der Name klang wirklich schön.

"Will, jetzt wo die Identität des Jungen geklärt ist, muss ich dich um etwas bitten." Apollo setzte einen ernsten Blick auf.

Still wartete ich, bis er fortfuhr.

"Ich werde ein Treffen mit Hades arrangieren. Es wird Zeit, dass jemand ihn zur Vernunft bringt. Wir brauchen Harpe und das er uns jegliche Unterstützung verweigert, kann ich nicht mehr dulden."

Ich starrte meinen Vater überrascht an. "Ein Treffen? Wo?"

"In der Unterwelt, fürchte ich." Apollo fuhr sich über die Stirn. "Ich schätze, Hades wird nicht zu uns kommen."

"Und ich soll hier auf alles aufpassen?", fragte ich.

"Nein, ich bitte dich mitzukommen. Als Prinz der Sonne brauche ich deine Unterstützung."

"Apollo, ich hasse diese Rolle." Unwohl sah ich zu Boden.

"Und ich möchte ungern alleine gehen.", sagte Apollo. "Bitte Will, begleite mich. Du bist mein ältester Sohn. Vielleicht könntest du noch einmal mit dem Jungen reden? Ich kann mir vorstellen, dass sein Leben recht einsam ist."

"Mit Nico reden?" Irgendwie veränderte diese Möglichkeit meine Ansicht. "Also gut, wenn Hades einem Treffen zustimmt, komme ich mit."

"Vielen Dank, Will. Ich gebe dir Bescheid, wenn das Treffen steht." Mit diesen Worten verschwand Apollo in einer Wolke aus Licht.

Ich verließ den Garten und kehrte zu meinem Zimmer zurück. Durchgängig spielte ich mit dem Gedanken, was passieren würde, wenn ich den Jungen wiedersehen würde.

Nein, korrigierte ich mich. Nicht den Jungen. Sondern Nico di Angelo.

Worüber sollte ich mit ihm reden? Was fragte man einen Jugendlichen, der in der Unterwelt aufgewachsen war? Schon jetzt musste ich zugeben, komplett überfordert zu sein.

Zusätzlich fiel mir noch etwas anderes auf. Wenn Nico der einzige Sohn von Hades war, dann war er der Prinz der ganzen Unterwelt. Und gerade mit ihm hatte ich auf dem Waldboden gelegen.

Den Abend über hörte ich nichts mehr von Apollo. Wahrscheinlich war es nicht gerade leicht mit einem beinahe verschollenen Gott Kontakt aufzunehmen.

Mit viel zu überfülltem Kopf ging ich schließlich schlafen. Heute war eindeutig zu viel passiert. Noch Stunden lag ich wach, bevor ich endlich Ruhe fand.

Am nächsten Morgen fühlte ich mich komplett übermüdet. Und das passierte mir selten. Im Badezimmer schüttete ich mir eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht.

Als ich den Raum verließ, stand mein Vater vor mir. Erschrocken zuckte ich zusammen.

"Das Treffen wurde erfolgreich arrangiert.", verkündete Apollo. "Auch, wenn es mich die ganze Nacht gekostet hat."

"Du hast es wirklich geschafft!"

"Natürlich, ich bin der Gott der Sonne." Apollo lächelte mich an. "Das Treffen ist heute Abend. Wir brechen am frühen Nachmittag auf. Mach dich bis dahin fertig."

In Apollos Hand erschien ein Reif, er aus goldenen, verschlungenen Fäden bestand. Er sah aus wie ein Diadem oder so, nur etwas schlichter.

"Auf in die Unterwelt.", murmelte ich.

Under Burning Stars [Solangelo]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt