◇ Kapitel 15 ◇

22 4 6
                                    

Ich stolperte aus den Schatten und brauchte mehrere Sekunden, um mich zurechtzufinden.

Die Wunde an meiner Hüfte schmerzte wie Höllenfeuer und ich hätte alles dafür gegeben, noch etwas mehr Zeit in Wills Obhut zu verbringen.

Bei dem Gedanken an den Sohn des Apollo fuhr meine Hand sofort zu meiner Wange. Er hatte mich geküsst.

Also, naja, es war kein richtiger Kuss gewesen, sondern nur ein Hauch auf die Wange. Oder doch? Konnte ich das zählen?

Aber Will konnte mich unmöglich mögen. Ich war ein Kind der Unterwelt. Tod und Kälte umgaben mich, während Will strahlte wie die Sonne persönlich.

Ich sollte mir keine Hoffnungen machen, schärfte ich mir ein. Ich war der Sohn des Totengottes. Keiner würde mich jemals richtig lieben. Dafür war ich nicht gemacht. Auch wenn Will wirklich unverschämt süß war.. und ich in seiner Gegenwart ausnahmsweise etwas Wärme verspürte.

Schmerzhaft verzog ich das Gesicht, als ich den erstes Schritt nach vorne machte. Aber ich hatte gerade keine Zeit, um mich um die Wunde zu kümmern.

Kronos Sense musste außer Reichweite für die Monster gebracht werden. In Gedanken ging ich meine Möglichkeiten durch. In den Palast meines Vaters konnte ich nicht zurück. Er war sicher noch umstellt.

In der Welt der Sterblichen kannte ich mich schlecht aus. Ich war bisher nur zweimal hier gewesen und das war auch schon einige Jahre her.

Also entschied ich mich, dass mir schon irgendwas einfallen würde und ging die Straße zu meiner rechten entlang. Sie war verlassen und leer. Keiner war unterwegs.

Ich hatte normalerweise kein Problem mit Einsamkeit, aber in diesem Moment gefiel sie mir überhaupt nicht. Misstrauisch warf ich ein paar Blicke nach links und rechts, aber nichts war zu sehen.

Trotzdem plazierte ich meine Hand vorsichtshalber am Griff meines Schwertes, bevor ich weiterging.

Ich hielt den Kopf gesenkt und versuchte den stechenden Schmerz meiner Verletzung auszublenden, sodass ich die Person, die plötzlich vor mir stand, erst nicht bemerkte. Beinahe stießen wir zusammen.

'Sorry, hab dich nicht gesehen.', murmelte ich als Entschuldigung.

'Kein Problem!', kam als Antwort zurück. 'Passiert mal.'

Ich nickte und wollte schnellstmöglich weiter, doch die Person legte mir eine Hand auf die Schulter. Sofort jagte ein unangenehmer Schauer durch meinen Körper. Ich hasste Berührungen.

'Aber sag mal, was machst du hier alleine?', fragte die Person.

Ich sah auf, um in die dunkelblauen Augen eines Jungen zu blicken. Er war vielleicht zwei Jahre älter als ich und hatte kurze, blonde Haare. Doch es war kein schönes Blond wie bei Will, eher ein dunkles dem jegliches Strahlen fehlte.

Auf die Frage ging ich nicht ein. 'Du bist auch alleine.', gab ich kalt zurück. 'Und nimm die Hand weg!' Du bist nicht Will, fügte ich in Gedanken hinzu.

Unschuldig hob der Typ die Hände und machte einen Schritt rückwärts. 'Hast wohl ne Freundin oder warum so unentspannt?', lachte er scherzhaft.

'Nein', murmelte ich leise und runzelte die Stirn.

'Nicht?' Der Junge musterte mich. 'Wundert mich bei deinem hübschen Gesicht. Viele würden sich drum reißen. Ich eingeschlossen.' Er lächelte. 'Also nicht vergeben?'

'Was geht dich das an?', erwiderte ich.

'Reine Neugierde' Er zuckte mit den Schultern.

'Hör mal, ich hab keine Zeit für sowas.', sagte ich, als mir dir Frage aufkam, warum ich dieses Gespräch überhaupt noch führte. Mit einem letzten, distanzierten Blick ging ich an dem Typen vorbei.

'Dann solltest du dir die Zeit vielleicht nehmen.', rief der Junge mit hinterher, seine Stimme nun nicht mehr so freundlich.

Langsam drehte ich mich zu ihm zurück. 'Entschuldigung?', fragte ich abweisend.

'Gibt es in deinem Leben jemanden?', fragte der Typ und kam auf seine ursprüngliche Frage zurück.

'Ja', antwortete ich mittlerweile leicht genervt und hoffte, das Gespräch mit dieser Lüge zu einem schnellen Ende zu bringen. Innerlich wanderten meine Gedanken sofort zu Will.

'Schade für mich.' Der Junge schien enttäuscht. Doch dann wanderte ein Lächeln in sein Gesicht. 'Würdest du für ihn sterben?'

'Ähm, das ist eine unheimliche Frage und geht dich nichts an.', stellte ich klar.

'Also ich bin mir sicher, der Sohn des Apollo würde alles für dich tun.' Der Junge lehnte sich an die Wand neben sich. Seine Augen fixierten mich mit einer unheimlichen Intensität.

'Ich weiß nicht von wem du sprichst.' Ich versuchte ruhig zu bleiben. Der Junge kannte Will!

'Lüg mich nicht an, Sohn des Hades!', fauchte der Junge.

Okay, das war jetzt eine eindeutig blöde Situation. Die Gefahr, dass er mich mit einem anderen Hadessohn verwechselte, war äußerst klein, schließlich gab es nur mich.

Also griff ich zu meiner Methode des Vertrauens: Themenwechsel.

Under Burning Stars [Solangelo]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt