◇ Kapitel 16 ◇

22 4 8
                                    


'Wer bist du?', fragte ich den Jungen.

'Ich bin Rian, Sohn des Phthonos.', antwortete er.

Ratlos sah ich ihn an. Ich kannte eine Menge Götter, auch viele, die unbekannter waren. Doch gerade sagte mir dieser Name überhaupt nichts.

'Und das ist der Gott des..' Ich zog den Satz in die Länge, in der Hoffnung das der Junge würde mir die Antwort abnehmen.

'..Neides.', beendete Rian den Satz.

'Oh', sagte ich, nicht sicher was die beste Antwort darauf war.

'Jedoch ist es nicht mein Vater, der mich schickt. Sondern..'

'Erebos', unterbrach ich ihn.

Rian nickte. 'Richtig, er will die Sense haben. Du kannst dir nicht vorstellen wie enttäuscht er war, weil die Furie es nicht geschafft hat.'

'Und dann schickt er dich? Wer weiß, ob das die bessere Lösung war?', meinte ich argwöhnisch.

Für diese Aussage erntete ich einen wütenden Blick. Will würde mich sicherlich nie so ansehen!

Sofort fragte ich mich, ob es dem Sohn des Apollo gut ging. Ich hätte ihn nicht alleine zurücklassen sollen. Wenn ihm etwas passiert war, würde ich mir das wahrscheinlich nicht verzeihen können.

'Hast du die Monster zu Percy Jacksons Wohnung geschickt?', fragte ich.

'Ja, das könnte wohl ich gewesen sein.' Rian lächelte. 'Aber keine Ahnung was mit den Halbgöttern dort passiert ist, nachdem du weg bist.' Er zuckte mit den Schultern.

'Wenn Will wegen dir verletzt ist, dann schwöre ich beim Styx, du wirst es bereuen!' Ich zog mein Schwert und funkelte ihn wütend an. 'Ich garantiere dir, ich sorg dafür, dass du sogar im Tod keine Ruhe findest.'

Um mich herum gerieten die Schatten in Bewegung und sammelten sich um mich. Die Temperatur sank um mehrere Grad und das Licht der Straßenlaternen erlosch flackernd.

Rian sah zu mir herüber. 'Ganz schön unheimlich. Ich hätte nicht gedacht das ein Kind der Unterwelt zu etwas wie Gefühlen fähig ist.'

'Verschwinde oder du siehst wozu ich noch fähig bin.', zischte ich.

'Wie unhöflich. Aber ich gehe erst, wenn ich die Sense habe.' Mit diesen Worten rannte Rian auf mich zu.

Er zog einen Dolch aus seiner Tasche und ließ ihn in einem weiten Schwung auf meine Schulter zurasen. Im letzten Moment wich ich zur Seite aus, was mit einem stechenden Schmerz an meiner Hüfte quittiert wurde. Ich glaube die Wunde hatte sich wieder geöffnet.

Langsam wurde mir etwas schwarz vor Augen. Ich brauchte Will! Er konnte das heilen.

Ich versuchte mich zusammenzureißen, um eine weitere Schattenreise zustande zu bringen. Zurück zu Will und seiner Wärme..

Gerade als ich mir mein Ziel vorstellte, griff Rian nach dem Kragen meiner Jacke und zog mich zurück. Völlig durcheinander landete ich wieder in der Realität.

'So einfach wird das nicht.', flüsterte Rian an meinem Ohr.

Ich verzog das Gesicht und wandte mich aus seinem Griff. Mit meinem Schwert holte ich aus, doch meine Bewegungen waren mittlerweile langsam.

Rian lächelte, als ihm das bewusst wurde, und schlug mir das Schwert aus der Hand. Klirrend landete es auf dem Boden.

Vor meinen Augen verschwamm alles vor Schmerz. Ich stolperte nach hinten, als Rian mich gegen die Wand stieß und mir seinen Dolch an den Hals hielt. Die Steine drückten kalt gegen meinen Rücken.

'Jetzt gib mir die Sense, Nico di Angelo.', sagte Rian leise. 'Es wäre schade, wenn ich dein beneidenswertes Äußeres veranstalten müsste.'

'Komplimente kommen nicht so gut rüber, wenn man sie mit Drohungen verbindet. Hat dir das mal jemand gesagt?', meinte ich kalt.

'Ist eine unglückliche Angewohnheit von mir.' Rian streckte die Hand aus. 'Jetzt gib sie her.'

Widerwillig griff ich in meine Manteltasche und zog den Holzstab heraus. Triumphierend nahm Rian sie an sich und ließ sie ohne viel Beachtung in seiner eigenen Tasche verschwinden.

'Danke', sagte er betont mit einem Lächeln. 'Siehst du, eigentlich war es doch ganz einfach, schlichtweg das zu tun, was ich wollte. Meinst du Will wäre neidisch, wenn er das hier sehen würde?'

'Worauf sollte er neidisch sein?', brachte ich heraus. 'Auf deinen Charakter und auch sonst alles was dich betrifft ganz sicher nicht! Will ist in jeder Hinsicht tausendmal besser als du!'

'Große Worte.' Rian ließ mich los und ohne seinen Griff musste ich mich an der Wand abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Dann verließ er die Straße und winkte mir noch einmal zu. 'Vielleicht sehen wir uns nochmal wieder. Und vielleicht ist Will dann auch vorbei.'

Ich schloss die Augen und ließ mich in die Dunkelheit fallen, in der Hoffnung nun endlich zu Will zu kommen und vielleicht in seine Arme zu fallen.

Under Burning Stars [Solangelo]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt