◇ Kapitel 11 ◇

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Neben der Dunkelheit wurde mir zusätzlich irgendwie kalt. Es war unangenehm, nicht zu wissen, wo oben und unten war.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen die Farben zurück und die Kälte verschwand.
Hastig blickte ich mich um. Wir waren auf einer Brücke. Der Queensboro Bridge in Manhattan. Und das alles war real.

Ich musste mich zurückhalten, um Nico nicht mit Fragen zu löchern. Seine Fähigkeiten waren unglaublich! Wenn das überhaupt alles war, was er konnte.

Ich zog di Angelo mit mir und legte mir seinen Arm um die Schulter. Gemeinsam liefen wir über die Brücke. Ich wusste, wo wir hin mussten.

"Warum Manhattan?", fragte Nico und seine Stimme hörte sich noch kraftloser an.

Ich machte einen besorgten Gesichtsausdruck. "In der Nähe wohnt ein Halbgott. Er kann uns sicherlich helfen."

Nico sah mich zweifelnd an. "Ein Halbgott? Ich glaub, das ist keine gute Idee. Niemand weiß, dass ich existiere."

"Dann sagen wir, du bist ein Sohn von Nemesis oder so.", sagte ich bestimmt. "Er muss ja nicht die Wahrheit wissen. Ich brauche nur einen ruhigen, sicheren Ort, um dich zu heilen."

"Also gut" Etwas widerwillig stimmte Nico zu. "Wer ist dieser Typ?"

"Percy Jackson", sagte ich. "Ein Sohn von Poseidon."

Di Angelo verzog das Gesicht. "Ich kann Wasser nicht leiden."

Schmunzelnd sah ich ihn an und vergaß beinahe, dass er eigentlich verletzt war. Erst als ein leichtes Zittern durch Nicos Körper lief, wurde mir die Tatsache wieder bewusst.

"Vertrau mir einfach, bitte.", meinte ich vorsichtig.

Nico nickte. "Dann hoffe ich mal, dass du das hinbekommst."

Ich war erleichtert, dass der Sohn des Hades zustimmte. Obwohl ich länger nicht mehr mit Percy gesprochen hatte, war ich optimistisch, dass er uns helfen würde.

Der Sohn des Poseidon wohnte in einer Wohnung nahe der Queensboro Bridge. Mit Nico im Arm ging ich durch die Straßen und schleppte ihn durch ein Treppenhaus bis vor eine Wohnungstür.

"Hier?", fragte Nico skeptisch. Wenig überzeugt betrachtete er die Tür. "Die Oberwelt ist seltsam."

"Das denkst du nur, weil du wahrscheinlich selten hier bist.", hielt ich dagegen.

"Ja, vielleicht", murmelte di Angelo und sah zur Seite.

Mit etwas schlechtem Gewissen drückte ich die Klingel der Wohnung. Ich hörte, wie zwei Leute anfingen, sich zu unterhalten. Scheinbar war Annabeth Chase ebenfalls da.

"Glaubst du, das sind Monster?", fragte ein Junge leise, sodass ich es kaum hören konnte.

"Die würden nicht klingeln, Algenhirn.", sagte das Mädchen mit amüsierter Genervtheit.

"Percy, Annabeth, ich bin's, Will!", rief ich etwas lauter. "Bitte helft mir. Ich hab einen Verletzten bei mir."

Fast urplötzlich ging die Tür auf. Percy sah mich überrascht an. Dann wanderte sein Blick zu Nico.

"Ich hab dich ewig nicht mehr gesehen, Will.", begrüßte Annabeth mich und schob sich an Percy vorbei. Dadurch brach dieser den Blickkontakt zu Nico ab.

"Wer ist das, Solace?", fragte der Sohn des Poseidon argwöhnisch und winkte in Nicos Richtung.

"Ist das jetzt so wichtig? Der Junge ist verletzt.", mischte Annabeth sich ein.

"Nicht schlimm", meldete sich di Angelo zu Wort. "Ich bin Nico. Sohn von Nemesis."

Ich hielt kaum merklich die Luft an. Percy schien skeptisch, aber Annabeth winkte uns in die Wohnung. Erleichtert atmete ich aus. So weit, so gut.

"Was ist passiert?", wollte Percy wissen. Er hatte die Arme verschränkt und schien aus irgendeinem Grund nicht mit Nicos Anwesenheit klar zu kommen.

"Erzähl ich euch später.", versprach ich und hoffe, dass mir bis dahin eine glaubwürdige Geschichte einfallen würde. "Habt ihr irgendwo einen Erste Hilfe-Koffer?"

Annabeth nickte. "Ich geh ihn holen. Sonst noch was?"

"Ein ruhiges Zimmer?", fügte ich hinzu.

"Nehmt das Gästezimmer. Es ist klein, aber sollte reichen.", meinte Percy.

Under Burning Stars [Solangelo]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt