Familie (3)

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,,Ach, da seid ihr ja!", rief Robin's Vater, als er die beiden ins Zimmer kommen sah.
,,Ich muss mal mit dir sprechen", sagte er leise zu Robin und nahm ihn zur Seite.

,,Was ist?", fragte dieser verwirrt.
,,Mir ist vorhins jemand begegnet, Prinz John hieß der, glaube ich".
Robin stöhnte genervt auf bei dem Gedanken an den Prinzen.
,,Wieso? Magst du ihn nicht? Mir war er eigentlich ganz sympathisch!
Naja, auf jeden Fall sind wir beide ins Gespräch gekommen, über dies und jenes, und er hat mir auch ein bisschen was von dir erzählt".

Sein Sohn zuckte zusammen und bekam dunkle Vorahnungen.

,,Seiner Meinung nach benimmst du dich nicht soo gut in letzter Zeit ... Du sollst Gold stehlen ...".
,,Papa! Er nimmt sich viel zu viel von den Dorfbewohnern!".
,,Dann sollst du ins Schloß einbrechen ...".
,,Um den Bürgern ihr Gold zurück zuholen!".
,,Und du sollst immer ziemlich unartig zu den Wachen hier sein!".
,,Weil die–!".
,,Und deshalb glauben wir, daß du vielleicht in der nächsten Zeit erstmal wieder mit zu uns nach Locksley kommst, um dich zu erholen und um runter zukommen!", mischte sich seine Mutter plötzlich ein und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
Robin's Augen weiteten sich. ,,Nein! Das geht nicht! Ich darf nicht weggehen! Was würde dann aus den Dorfbewohnern werden?! Sie würden verhungern!".
,,Nun übertreib nicht! Du machst dir zu viele Sorgen um andere, mein Großer! Denk doch mal an dich!", sagte seine Mutter sanft und lächelte.
,,Bitte, ich denk schon genug an mich! Lasst mich hier bleiben! Bitte!", flehte Robin verzweifelt.

In dem Moment klopfte jemand an die Tür und Marian erschien.
Sie stockte, als sie Robin's verzweifeltes Gesicht und die Hand seiner Mutter auf seiner Schulter liegen sah.
,,Äh ... entschuldige, wenn ich störe, aber ich soll euch zum Abendessen geleiten!".

,,Aber natürlich! Wir wollten gerade kommen!", sagte der Baron von Locksley freundlich und gesellte sich zu der Prinzessin. ,,Kommt ihr?".

Ab da schien die ganze Sache erst einmal vergessen, doch Robin war weiter aufgebracht, als sie zusammen zum Thronsaal gingen.

Als sie dann nebeneinander saßen, fragte Marian: ,,Was ist denn los? Wieso bist du so verzweifelt?".
Robin seufzte auf und starrte auf sein Essen. ,,Meine Eltern wollen mich wieder mit nach Locksley nehmen".
,,WAS?!", rief sie erschrocken.
Er sah sie fragend an.

,,Das geht doch nicht! Du kannst nicht weggehen! Was wird dann aus den armen Dorfbewohnern?!".
,,Genau das habe ich auch gesagt, aber Prinz John hat Mama und Papa wahrscheinlich mehr überzeugt als ich!".
,,Argh, Prinz John! Dieser Bastard! Das sieht ihm mal wieder ähnlich, jede Gelegenheit zu nutzen, dich von hier verschwinden zu lassen!".
Robin seufzte noch einmal und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. ,,Notfalls müsst ihr halt zu Viert weitermachen, ohne mich!".
,,Das würde eine Katastrophe werden.
Uns würde der Chef fehlen, der Ermunterer, das Schlitzohr, das schlaue Köpfchen und noch dazu ein genialer Bogenschütze!
Wir würden uns wahrscheinlich nur streiten! Dann würde auch ständig alles schiefgehen, ganz zu schweigen von dem Kampf mit den Wachen dann ... Ach, was ich meine, ist, du darfst einfach nicht verschwinden!".

,,Ganz ruhig, das würdet ihr alles schon hinbekommen! Irgendwie ...
Am besten, wir vergessen das erstmal und reden darüber ein anderes Mal ...". Er sah fest auf die Hähnchenkeule vor sich und versuchte, etwas zu essen, doch ihm war der Appetit vergangen.

Marian sah ihn traurig an. Er durfte einfach nicht weggehen! Das wäre schlimm für alle! Die Dorfbewohner hätten dann gar keine Hoffnung mehr!
Und ihr würde es das Herz brechen ...

Plötzlich fiel ihr Blick auf Will, der neben Robin saß und ihnen die ganze Zeit zugehört hatte. Als er bemerkte, das sie ihn ansah, begann er, ihr Zeichen zu machen.

Als erstes zeigte er auf Robin, dann bildete er ein Herz und zeigte dann auf sie.

Das wiederholte er ein paar Mal, immer dringlicher, bis Marian's Augen sich plötzlich weiteten.

Meinte er damit etwa, dass ...

,,WILL!", rief Robin auf einmal geschockt, als er die Zeichen bemerkte.
Er ergriff blitzschnell das Handgelenk seines Bruders und hielt es fest. ,,Ist das grade dein–?! Oh mein–!
Du kommst jetzt sofort mit mir mit!". Wütend stand er auf und zog Will mit sich hinaus aus dem Thronsaal.

Als sie draußen waren, drehte er sich zu Will um und dieser zuckte erschrocken zurück, als er das wütende Feuer in den Augen von Robin sah.
Es kam nun alles in ihm hoch: Die ganze Wut auf seine Eltern und die auf Prinz John.

,,Willst du mich eigentlich verarschen, Will?!
Willst du mir vielleicht sagen, was das gerade eben sollte?!", fragte er und stemmte sich die Arme in die Seiten.
,,Ich wollte doch nur–!".
,,Weißt du, wie dumm das von dir war?! Du hast mich riesig blamiert!".
,,Aber ich glaube, sie hat es verstanden!".
Robin sog scharf die Luft ein und warf dann die Arme in die Luft. ,,Argh, na super! Toll gemacht! Hast du dein Ziel jetzt erreicht?! Bist du zufrieden?! Oder willst du noch weiter gehen und ihr am besten noch einen gefälschten Liebesbrief von mir geben?!".

Will trat zurück und versuchte, nicht in Tränen auszubrechen. Noch nie hatte sein Bruder ihn angeschrien!

,,Aber warum bist du denn so sauer? Ist es nicht gut, daß sie die Nachricht verstanden hat?".
,,Nein eben nicht! Mir liegt viel an der Freundschaft mit ihr und ich will sie nicht verlieren! Vier Jahre sind wir jetzt schon befreundet! Und jetzt kommt mein kleiner Bruder an und macht alles kaputt! Ich werde bestimmt nie wieder auf so jemanden wie Marian treffen! Sie ist einmalig und wunderbar ... Ja, du hast Recht, ich liebe sie! Zufrieden?!", fauchte Robin und beugte sich dann zu ihm herunter. ,,Du verschwindest jetzt am besten schleunigst in dein Zimmer und lässt dich für den Rest dieses Tages nicht mehr blicken! Verstanden?!".

Will nickte und lief schluchzend davon.

Robin stöhnte wütend auf und bedeckte sich das Gesicht mit den Händen. Da wollten seine Eltern ihn von hier wegschicken und dann blamierte Will ihn auch noch auf's Höchste! Schlimmer konnte es nicht werden!

Er atmete tief aus und ging dann, ohne jemandem Bescheid zu sagen, aus dem Schloß, um sich bei seinen Freunden im Baumhaus abzuregen.

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