Familie (6)

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,,WILL!!", schrie Robin entsetzt und stürzte nach vorne, der Stimme seines Bruders entgegen. ,,Wenn diese Mistkerle Will was getan haben, dann werden sie ihr blaues Wunder erleben!".

,,Robin, warte!", schrie Marian genauso entsetzt und rannte ihm hinterher. ,,Das könnte eine Falle sein!".

Doch er hörte nicht auf sie und zückte schon seinen Bogen, um einen Pfeil abzuschießen. Allerdings sah er nirgends eine Spur.
Er blieb stehen und lauschte, ob er irgendwo Will hören konnte.

,,Hilfe! Lasst mich los, hab ich gesagt!", rief sein Bruder von weiter weg.
,,Warte, Will, ich komme!", rief Robin und rannte wieder los.

Nachdem er eine Weile durch den Wald gesaust war und seinen Bruder erfolglos gesucht hatte, wurde er langsam genervt und knurrte: ,,Verdammt! Solche Feiglinge! Ein unschuldiges Kind gefangen zu nehmen! Und das nur wegen mir!".

,,Beruhige dich, er kann nicht weit sein!", keuchte Marian, die neben ihm angekommen war und nach Atem rang.

Er stemmte sich die Hände in die Seiten und sah sich um. ,,Ja schon, aber wo?".

Dann hörten sie von links wieder Will's verzweifelte Stimme, wie er nach Hilfe und nach Robin schrie.

So ging es immer weiter, bis die beiden irgendwann die fünf Kerle sahen, wie sie einen um sich schlagenden Will auf der Schulter trugen und gerade Richtung Dolmen liefen.

,,Jetzt kriegen wir sie!", rief Robin triumphierend und schoß einen Pfeil, der die Männer in einem riesigen Netz einfing.

Er lief zu dem Haufen und fing an, Will aus dem Netz zu befreien.
Will sagte erleichtert: ,,Danke, großer Bruder, du-!".
,,Na warte, so schnell entkommt ihr uns nicht!", rief plötzlich der gleiche Mann wütend, der mit Prinz John geredet hatte und zückte einen Dolch, um ihn auf Robin zu richten.

,,Nein!", schrie Marian erschrocken.

Doch bevor der Dolch sein Ziel treffen konnte, griff Will nach dem Bogen von Robin und zielte mit einem Pfeil auf den Mann. ,,Nicht mein Bruder, du Knalltüte!".

Tatsächlich zuckte der Mann zurück und schien kurz unentschlossen zu sein, was er tun sollte.
Er wandte sich hilfesuchend zu seinen Kumpanen um, doch auch die weigerten sich, einem kleinen Kind ernsthaft wehzutun, obwohl sie alle harte und boshafte Männer waren.
Prinz John hatte ihnen ja nicht befohlen, notfalls gewalttätig zu werden ...

Diesen Moment der Unentschlossenheit nutzte Robin und schoß einen Pfeil ab, der weit und breit Mehl verteilte, sodass er und Will ungesehen verschwinden konnten.

Zusammen mit Marian liefen sie davon, bis sie sich sicher waren, daß die Männer sie nicht mehr sehen oder verfolgen konnten.

Robin wandte sich zu Will um und kniete sich vor ihn. ,,Will-", fing er an, doch der schüttelte nur den Kopf.
,,Gerngeschehen!", rief er und zwinkerte ihm zu.

Robin atmete aus und lächelte.
,,Du bist so ein kleiner Frechdachs, das du es wagst, mir so einen Schrecken einzujagen! Einfach abzuhauen, ohne mir Bescheid zu sagen!".

Da verstummten sie.
Sie waren bei diesem Thema angelangt.

Nach einer peinlichen Stille wisperte Will: ,,Könnten wir das vielleicht einfach vergessen? Ich habe einen Fehler gemacht, den ich bereue und auch nie wieder machen werde! Okay?".
,,Okay", antwortete Robin.

,,Bestbrüder?", fragte Will und streckte ihm eine Hand hin.
Sein Bruder lächelte schwach, während seine Augen schon wieder nass wurden und schüttelte sie. ,,Bestbrüder!".

Dann zog er ihn in seine Arme und drückte ihn fest an sich.
,,Aber die Zeichen bereue ich ganz und gar nicht!", flüsterte Will in sein Ohr und grinste.
Robin stöhnte genervt auf und drückte ihn tadelnd von sich. ,,Kein Wort mehr darüber! Sonst bringe ich dich wieder zu den Kerlen dort drüben! Die würden sich bestimmt freuen, oder?". Er tat so, als würde er ernsthaft darüber nachdenken.

Will erbleichte und schüttelte den Kopf, bevor er seinen Mund schloß, mit zwei Fingern darüber fuhr und dann den imaginären Schlüssel wegwarf.

Sein Bruder schmunzelte und fuhr ihm durch die Haare, bevor er aufstand und sich streckte. ,,Nun ist das auch geklärt!".
Er lächelte zu Marian, die bis dahin weiter weg gestanden hatte und sich zurückgehalten hatte.

Sie lächelte zurück und wieß dann mit dem Kopf in Richtung Schloß. ,,Wir sollten zurück ins Schloß gehen, bevor eure Eltern vor Sorge verrückt werden!".

Die beiden Brüder nickten und sie machten sich auf den Weg.









(Ich bin gerade noch am Überlegen, ob die beiden in dieser Geschichte zusammenkommen – sich küssen – sollen ...
Bitte sagt mal Ja oder nein)

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