Verbotener Kuss (4)

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Marian und Nathan kamen sich in den nächsten Tagen näher, allerdings achtete Marian sorgfältig darauf, daß sie nicht mehr als Freunde wurden.

Sie redeten die ganze Zeit miteinander.
Er fragte sie ein paar Fragen über sie, aber erzählte auch bereitwillig über sich.

Doch eines Nachmittags entschuldigte er sich höflich und verschwand dann im Wald. Marian dachte sich nichts dabei und ging mit Scarlett ins Dorf, um sich die neuesten Kleider anzusehen.



Robin lief durch den Wald, um sich eine geeignete Stelle zum Bogenschießen auszusuchen, als er plötzlich leise Fußschritte hörte.

Obwohl er nicht sehen konnte, wer die Person war, folgte er ihr im Verborgenen.
So wurde er von der Person immer mehr in die düsteren Gegenden des Sherwood Forests geführt.

Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein großer, kräftiger und dunkel gekleideter Mann mit einer Maske auf und Robin flüchtete schnell in einen großen Baum. Er konnte den Mann sehen, aber die Person blieb ihm immer noch verborgen.

,,Und? Wie liefen die letzten Tage so? Hast du dich mit der Prinzessin angefreundet?".
Wahrscheinlich nickte die Person, denn der Mann schaute zufrieden.
,,Gut. So gut, dass sie dir vertrauen würde?".
,,Ich denke schon".

Robin zuckte bei dem Klang der letzteren Stimme zusammen. Die kannte er doch!

,,Perfekt!
Morgen bringst du sie aus irgendeinem Grund, den du dir noch einfallen lässt, in den Wald. Am besten außer Sichtweite von anderen. Ach, und pass auf, dass nur ihr zwei unterwegs seid!
Und wenn ihr beide dann hier seid, musst du plötzlich wegen irgendwas unwichtigem weg und überlässt meinen Männern und mir die Prinzessin!".
,,Okay. Aber bitte seid vorsichtig mit ihr!".
,,Jaja!
Nun sei mal nicht so fürsorglich!
Wir werden tun, was getan werden muss! Und jetzt hau ab, bevor uns noch jemand sieht!".

Robin schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund. Er musste Marian sofort warnen!













So schnell er konnte, rannte er zurück zum Schloß. Dort traf er auf die Prinzessin, als sie gerade mit seiner Cousine im Schloßhof stand und sich mit ihr unterhielt.

,,Marian, ich muss sofort mit dir reden!".
,,Ähm, okay?".

Er zog sie mit sich in ihr Zimmer, wo er die Tür zuschloß und sich dann immernoch ganz erschrocken die Haare raufte.

,,Robin, ist alles okay? Du siehst ganz verstört aus!".
,,Du bist in riesiger Gefahr!".
,,Was?!".
,,Nathan ... er steckt mit einer Bande Krimineller unter einer Decke, die dich entführen wollen und noch irgendwas anderes tun wollen!".
,,Wie bitte?!".
,,Ja! Ich habe sie gerade eben belauscht!".
Marian sah ihn komisch an. ,,Bist du dir sicher, dass es Nathan war?".
,,Jaha! Ich habe seine Stimme erkannt!".
,,Aber so etwas würde er niemals tun!".
,,Na und?! Wahrscheinlich schon!".

Marian hob beruhigend die Hände. ,,Hör zu. Wir haben in den letzten Tagen viel miteinander gesprochen und ich habe ihn näher kennengelernt. Er ist total nett und einfühlsam und überhaupt nicht böse oder hinterhältig!
Und deshalb kann ich mir sicher sein, dass er niemals jemandem Schaden zufügen würde, vor allem nicht mir!".
,,Vor allem nicht dir?!".
,,Hey, beruhige dich! Wir sind nur Freunde! Da ist nichts!".
,,Und wieso habt ihr dann in den letzten Tagen so viel Zeit zusammen verbracht?".
Sie verdrehte die Augen. ,,Weil König Richard mich dazu beauftragt hat, mich um ihn zu kümmern!".
,,Und wieso könnte nicht mal Prinz John das machen?!".
,,Weil er Nathan wahrscheinlich nur böse Sachen zureden und ihn auf dumme Gedanken bringen würde!".

Robin schien immer noch nicht richtig überzeugt zu sein und wollte schon wieder einen neuen Vorwand sagen, da verschränkte Marian die Arme und sagte kühl: ,,Bezwing mal ein bisschen deine Eifersucht!".
,,Ich?! Eifersüchtig?!".
,,Ja! Sie macht dich zu einem komplett anderen Menschen! Du würdest sonst niemals einen unschuldigen Freund für eine schlimme Tat beschuldigen!".
Robin sah sie fassungslos an. ,,Denkst du etwa, ich habe mir das alles nur ausgedacht, um Nathan in ein schlechtes Licht zu stellen?!".
Marian sagte nichts, aber man merkte ihr an, dass sie genau das dachte.
,,Marian! Was denkst du bitte von mir?!".
Sie zögerte kurz, da er so überrascht reagierte, doch dann sagte sie: ,,Das ist doch total offensichtlich!
Nathan hat dir nie irgendetwas getan und trotzdem beschuldigst du ihn, weil er mal ein bisschen mehr Zeit mit mir verbringt, als dir lieb ist!
Er wird nur noch ein paar Tage hier sein, danach hast du mich wieder ganz für dich alleine!".
Robin riss der Geduldsfaden ,,WARUM WILLST DU MIR DENN NICHT VERTRAUEN?!".
,,WIESO WILLST DU MIR NICHT VERTRAUEN?!", schrie sie wütend zurück, ,,Ich sehe dich ganz genau, wie du uns immer beobachtest, wenn wir im Dorf oder im Wald unterwegs sind!".

Robin schrie frustriert auf und verkrallte sich die Hände in die Haare. ,,Weil ich einfach nur Angst habe, dass–!".
Marian schlug ihre Hände auf den Tisch. ,,Dann vertrau mir doch einfach!".

Plötzlich ging die Tür auf und Scarlett kam herein. ,,Wowowow, beruhigt euch mal! Man hört euch durch das ganze Schloß!".

Doch beide warfen ihr einen äußerst grimmigen Blick zu, sodass sie den Mund hielt und beinahe ergebend den Raum verließ.

Als sie verschwunden war, wandten Robin und Marian sich wieder gegenseitig zu und blitzten sich an. Keiner sagte etwas, bis Robin genervt aufstöhnte, stumm an ihr vorbeiging und durch die Tür verschwand.
Ihm konnte es doch egal sein!

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