Eifersucht (6)

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Richards Blick sagte ihr, das sie recht hatte.

In Marian stieg eine riesige Übelkeit auf und ihre Sicht verschwamm.

,,Marian?", fragte Richard besorgt und wollte noch ihre Schulter packen, doch es war schon zu spät.
Sie kippte nach hinten um, ihr Kopf knallte auf das harte Gestein und alles wurde schwarz.






Nach einer gefühlten Ewigkeit wachte sie wieder auf und fand sich in ihrem Bett wieder.

Nachdem sich ihre Sicht wieder normalisiert hatte, bemerkte Marian zwei Gestalten, die auf ihrem Bett saßen: Scarlett und Richard.

,,Marian!", rief Scarlett erleichtert, als sie bemerkte, das die Prinzessin wach war, und fiel ihr um den Hals.
,,Wie geht es dir? Ich hatte so eine Panik bekommen, als du plötzlich umgekippt bist! Ich dachte, du wärst tot!".

Marian lachte heiser und tätschelte Scarlett den Rücken.
,,Neinnein, alles gut".

,,Meine Liebe", fing Richard sanft an, als Scarlett sich wieder aufgerichtet hatte, und ergriff die Hand seiner Cousine. ,,Ich wusste, daß dich diese Nachricht schockieren wird, aber das sie dich so umhaut, hätte ich nicht gedacht!".
Das Lächeln wich aus Marians Gesicht und sie fragte leise: ,,Wer wird es sein?". 
Er sah woanders hin und sagte: ,,Hubert der Charmante".

Marian wurde schon wieder speiübel. Das durfte nicht wahr sein!
Sie hatte Hubert den Charmanten schon auf mehreren königlichen Festen kennengelernt, und ihrer Meinung nach war er alles andere als charmant: Er roch nach nassem Hund, hatte schrecklich schiefe und löchrige Zähne und lachte wie eine Ziege mit Asthma.
Und der sollte ihr Ehemann werden?!

,,Das ist nicht dein Ernst, oder?", fragte sie mühsam.
,,Doch, leider doch. Ehrlich gesagt hatte ich auch jemanden anderen für dich vorgesehen, aber Hubert hat nach dir verlangt und da er älter ist als ich, hat er das Wort".
Die Prinzessin sank in ihr Kissen und seufzte auf. ,,Kann man dieses Gesetz nicht einfach ungültig machen?".
Richard lachte kurz. ,,Das ist seit Jahrhunderten Tradition, das kann nicht einfach verändert werden!".


Die nächsten Tage lag Marian mit hohem Fieber und heftigem Husten in ihrem Bett. Die meiste Zeit über schlief sie, doch wenn sie wach war, war immer jemand bei ihr, der sie bemitleidete.

Einmal war es Prinz John, der bei ihr saß und sie ängstlich fragte: ,,Also kannst du mir ab da keine Geschichten mehr vorlesen?".
Schluckend strich sie ihm über das Haar und sagte: ,,Nein, leider nicht mehr. Aber Scarlett wird das dann tun, versprochen!".

Dann schlief sie wieder ein.



Als sie das nächste Mal aufwachte, bekam sie einen halben Herzinfarkt.

Denn als sie die Augen öffnete, befand sich Lady Rohesias verstimmtes Gesicht genau über ihrem, während sie eine Strähne aus Marians Gesicht zupfte.

Marian fuhr erschrocken zurück und wünschte sich, sie wäre später aufgewacht.

,,Ach, Lady Marian, wie schön, Euch in einem wachen Moment zu erwischen!". Lady Rohesia richtete sich auf und glättete ihr Kleid.
Dann fing sie an, zu rufen: ,,Ach, das wird ja alles so aufregend! Die ganzen neuen Kulturen, die Ihr kennenlernen werdet und die neue Umgebung!".

Als sie Marians unüberzeugten Gesichtsausdruck sah, seufzte sie auf. ,,Nun habt Euch nicht so, Prinzessin. Ihr wusstet doch, dass das irgendwann passieren wird! Ihr seid nun schließlich eine junge Dame, die bereit ist, Königin zu werden!
Was denkt Ihr denn, wieso wir die ganzen Unterrichtsstunden hatten?
Gutes Benehmen beim Tee trinken, geschmeidige Tanzbewegungen, Eleganz, reizvolles Aussehen ...
Apropos reizvolles Aussehen, Ihr seht schrecklich aus".

Marian konnte es sich nur knapp verkneifen, mit den Augen zu rollen. Na danke!

Lady Rohesia fing schon damit an, dass Marian furchtbare Augenringe hatte und das sie im Schlaf etwas vor sich hinmurmeln würde, doch die Prinzessin wurde zum Glück durch die Müdigkeit erlöst und musste sich nicht weiteres Gelaber anhören.




Ein paar Tage später öffnete sie wieder ihre Augen und zu ihrem großen Erstaunen und zu ihrer Freude saß diesmal Robin an ihrem Bett.

Er hatte ihre rechte Hand mit seiner verschränkt und blickte mit einem nachdenklichen Blick auf den Boden.

Er spürte offenbar, daß er beobachtet wurde, denn er hob den Blick und sah sie geradewegs an. Dann schoss Robins Blick zu seiner Hand und er sah selbst überrascht aus.

Dann sah er sie wieder an und lächelte leicht. ,,Hey".
,,H-hey?".
,,Wie geht's dir?".
,,Wie würde es dir denn gehen, wenn dir jemand aus heiterem Himmel sagt, dass du einen totalen Idioten heiraten sollst?".
Er grinste schief. ,,Wahrscheinlich auch nicht grad viel besser als dir!".

Marian wollte noch etwas erwidern, doch erbarmungslos senkte sich der Schlaf über sie und ihre Augen schloßen sich wieder.



Am nächsten Tag ging es der Prinzessin wieder erheblich besser und sie konnte aus dem Bett steigen und sich im Schloß umherbewegen.
Kaum war sie im Thronsaal, lief Lady Rohesia auf sie zu. ,,Marian! Toll, Euch außerhalb Eures Bettes anzutreffen!
Genau rechtzeitig! Hubert der Charmante hat grade einen Brief geschickt, in dem das Datum und der Ort der Hochzeit stehen!
In zwei Wochen soll es sein! Himmel, ist das aufregend!".

Während die Tutorin sich Luft zufächelte und nach Wasser rief, kam Richard auf Marian zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. ,,Schön, das es dir wieder besser geht, Cousine. In den Tagen, in denen du nicht anwesend warst, ist nichts besonderes passiert.
Ach hier, das ist der Brief von Hubert. Du willst ihn bestimmt lesen, oder?".

Marian nickte und ließ den Blick über die krakelige Handschrift von ihrem zukünftigen Ehemann schweifen.

Nach ein paar Sekunden sah sie ungläubig auf. ,,In zwei Wochen in der Winchester Cathedral? Das ist doch ein total langer Weg!".
,,Das ist egal, er hat es so entschieden und so wird es auch sein!".
,,Aber das ist doch total aufwendig! Kannst du nicht einen anderen Ort vorschlagen?".
,,Wie schon gesagt, ich bin der Jüngere und habe nichts zu widersprechen. Das sagt das Gesetz".

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