Kapitel 1

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Strömender Regen trübte ihre Sicht. Die junge Frau hob ihre Hände an die Stirn als provisorisches Visier. Ihr schwarzer Bob hing nass an ihren eiskalten Wangen und sie wischte die Haare aus ihrem Gesicht. Die Perücke wurde zusätzlich zu starkem Make-up getragen. In dieser Nacht würde sie jemand anderes sein. Hermine Granger packte den Kragen ihres Trenchcoats und drehte ihn nach oben, um ihren Hals zu wärmen. Die späte Londoner Nacht entwickelte sich zu einer größeren Katastrophe, als ihr bewusst war. Sie war in einen der aufstrebenden Londoner Nachtclubs gegangen, musste aber wegen Überfüllung leider früher gehen. Was wiederum dazu führte, dass eine leicht betrunkene Hermine im strömenden Regen am Straßenrand stand und ein Taxi herbeiwinkte. Alles was sie sich gewünscht hatte, war eine letzte Nacht in Freiheit bevor sie nach Hogwarts zurückkehrte. Sie hatte die letzten vier Jahre damit verbracht, bei mehreren Zaubertränkemeistern zu trainieren, um sie auf den Beginn einer Lehre und schließlich auf eine Professur vorzubereiten.

Es war viel zu voll, um zu ihrem Haus zurück zu apparieren. Hermine trat leicht auf die Straße hinaus, beugte sich über die Reihe geparkter Autos und suchte durch den dichten Regen nach einem Taxi. Ein heller Scheinwerfer blendete sie für einen Moment, als das Objekt einen Bus umrundete und auf sie zuraste. Hermine sprang aus dem Weg, gerade als das Motorrad quietschend zum Stehen kam. Sie stieß einen schrillen Schrei aus und fasste sich an die Brust. Schlammiges Wasser bedeckte ihre schwarzen Hosen und oberschenkelhohen Wildlederstiefel. Das Paar hatte sie erst am Vortag für 100 € gekauft, als Abschiedsgeschenk für sich selbst. Stöhnend schüttelte sie den Kopf und steckte die Hände in die Taschen ihres Mantels.

,,Was zum Teufel hast du mitten auf der Straße zu suchen?" fragte die Person. Die Stimme war durch den Helm gedämpft, aber offensichtlich genervt.

,,Ich versuche ein Taxi anzuhalten!" rief sie als Antwort.

,,Nun, pass auf wo du hingehst!"

,,Pass auf wo du herfährst! Du hättest mich platt machen können!" schrie Hermine. ,,Du hast meine Stiefel ruiniert."

,,Das tut mir leid" entschuldigte sich die Person und stieg vom Motorrad ab. Als sie den Motorradfahrer betrachtete, genoss sie das, was sie sah. Hermine hatte erkannt, dass er männlich war. Ein muskulöser Mann, dessen dunkle Jeanshose vom Regen an seinen Beinen klebte. Er trug eine schwarze Lederjacke, schwarze Handschuhe und ein Paar schwere schwarze Lederstiefel. Es war Monate her, seit sie einen Mann mit nach Hause genommen hatte, geschweige denn einen Fremden.

Was wäre, wenn ihr sein Gesicht nicht gefällt? Sein Körper war fantastisch und nass vom Regen. Alles, was es brauchte, war eine Einladung ins Haus, ein warmer Schluck Schnaps und schon hätte sie ihn im Bett.

,,Warum bringst du mich nicht nach Hause, um es wieder gut zu machen?" fragte sie grinsend.

,,Wie weit?"

,,Ein paar Kilometer nach Norden, dann östlich. Danke."

,,Dann steig auf."

Hermine kletterte auf die Rückseite des Motorrads und schlang ihre Arme um seine Taille. Er startete das Motorrad und sie rasten davon. Als sie ihn festhielt und durch die geschäftigen, chaotischen Straßen Londons raste, nahm Hermine einen vertrauten Geruch wahr. Der Mann, den sie umklammerte, roch furchtbar vertraut, aber sie konnte nicht benennen was sie aufnahm. Als sie sich nach rechts wandten, fanden sie sich in einer Reihe von Stadthäusern wieder. Hermine zupfte am Saum seines Ärmels.

,,Nummer 17!" Sie rollten die Straße entlang. Als sie den Bürgersteig vor ihrem Haus erreichten, spürte Hermine, wie sie unruhig wurde. Was für ein lustiges Spiel sie spielte - sie trug an diesem Abend eine Perücke, um ihre Identität zu ändern. Jetzt würde sie mit einem völlig Fremden schlafen. ,,Komm auf einen schnellen Drink mit rein zum Aufwärmen. Ich werde mein Kamin anzünden!"

Es gab einen kurzen Moment des Zögerns seitens des Mannes, aber dann antwortete er. ,,In Ordnung."

Sie kletterte vom Motorrad und eilte die Vordertreppe ihres Hauses hinauf. Ihre Perücke und ihre Kleidung waren immer noch klatschnass.

Als Hermine ihre Haustür aufschloss und öffnete, drehte sie sich um. Der Mann nahm seinen Helm ab und ließ schulterlanges schwarzes Haar über seine Lederjacke fallen.

Scheiße.

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