Kapitel 4

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In dieser Nacht nahm Hermine ein Bad im privaten Badezimmer, das an ihre Lehrlingszimmer angeschlossen war. Sie musste über alles nachdenken, was passiert war. Was für ein schrecklicher erster Tag zurück in Hogwarts. War es Falsch den Professor so herauszufordern? Schließlich war er jetzt technisch gesehen ihr Vorgesetzter. Plötzlich verspürte Hermine einen gewaltigen Anflug von Schuldgefühlen in ihrer Brust. Würde sie ihre Ausbildung verlieren, weil sie ihn nicht respektierte?

Allerdings nannte er sie eine Schlampe! Er hatte den Hass und die Unverschämtheit verdient, dachte sie. Nein. Nein. Sie hat sich geirrt. Schrecklich und gemein, dachte sie. Hermine glitt tiefer in das dampfende Wasser.

Ronald hätte sie nie so behandelt. Vielleicht wäre er wütend darüber gewesen, getäuscht worden zu sein, aber er hätte solche Dinge nicht gesagt. Aber Ron war tot, eines der vielen Opfer der Schlacht. Hermine packte ihre Brust, stechende Schmerzen durchfuhren sie. Mit jedem Atemzug schien der Raum kleiner zu werden.

Szenen aus dem Krieg erfüllten ihren Kopf. Es war so viel Blut geflossen. Nichts konnte es aufhalten. Keine Möglichkeit ihm zu helfen. Severus. Zurückgelassen, um in der Heulenden Hütte zu sterben ... Dann, Ronald. Bellatrix hatte den unverzeihlichen Fluch benutzt, um ihn zu töten, kurz bevor Molly sie niederschlug. Wenn sie sich nicht darauf konzentriert hätte Snape zu retten, wäre Ron nicht tot ...

Ron könnte dort sein, hinter ihr in der Badewanne. Er könnte ihre Schulter küssen und seine Arme um sie schlingen. Seine Hände auf ihren nackten Brüsten...

Hermine krallte sich am Rand der Wanne fest und kämpfte darum, herauszukommen. Sie hatte das Gefühl, sie könnte ersticken wenn sie nicht rauskäme. Hermine zog eine Pyjamahose aus Seide und ein dazu passendes Leibchen an und wickelte dann einen schwarzen Samtumhang darüber. Sie zog die Kapuze über ihr Haar und bahnte sich ihren Weg durch das dunkle Schloss, vorsichtig in jeder Ecke.

Sie war nach der Ausgangssperre draußen, konnte aber an nichts anderes denken, als zum Astronomieturm zu gehen. Dort konnte sie ein paar Minuten in der kühlen Nachtluft verbringen. Vielleicht würde sie das Gefühl haben, atmen zu können. Ein Übelkeit erregendes Gefühl machte sich in ihrem Magen breit, ihre Handflächen waren feucht. Leider gab es zu ihrer Sicherheit auch für die Lehrlinge eine Ausgangssperre. Schließlich betrat sie den offenen Raum und eilte die Treppe hinauf.

Hermine stand am Rand und blickte über den Hof unten. Würde es weh tun, wenn sie springen würde? Wie lange würde es dauern, bis sie den Boden berührte, fragte sie sich.

,,Zeigen Sie sich, damit ich Ihnen Hauspunkte abziehen kann."

Verdammt noch mal. Wirklich jetzt?

,,Folgst du mir oder haben wir einfach so viel Pech?" fragte Hermine, während sie über ihre Schulter zu Snape blickte. Er stockte leicht und legte den Kopf schief, als er sie erblickte.

,,Es ist spät. Du solltest in deinen Räumen sein."

,,Ich wünschte ich wäre es...in meinem Bett, schlafend. Aber ich kann nicht." Sie schüttelte den Kopf und sah zurück zum scheinenden Mond. ,,Wenn du mich anschreien möchtest, könnte es dann bis morgen früh warten? Ich bin nicht besonders stark gerade, um es mir jetzt anzuhören."

,,Du tust so, als ob ich kein Mitgefühl hätte."

,,Nun ja, hast du nicht, oder? Oder ist das nur eine Show, die du abziehst?" Die Worte schmeckten bitter, als sie sie ausspuckte und Hermine blickte sofort nach rechts. ,,Es tut mir leid...manchmal spreche ich schneller als ich nachdenke."

Er hatte einen seltsamen Gesichtsausdruck, als seine Augen in ihre blickten. Sie betrachtete noch einmal sein Gesicht - er war kaum gealtert. Hermine fühlte sich fast zehn Jahre älter, als sie ins Schloss zurückkehrte.

,,Warum bist du zurückgekehrt?" fragte sie, weiße Fingerknöchel klammerten sich an das Geländer.

,,Hogwarts ist mein zuhause... Die Vertrautheit ist beruhigend..." antwortete Snape und lehnte sich nach vorne gegen die Eisenbarriere, mit Blick auf den Hof. Eine kühle Brise wehte herein und warf Hermines Umhang vom Kopf, ihre Locken flatterten im Wind. Sein Blick folgte ihnen und landete dann erneut auf ihrem Gesicht.

,,Der Prophet sagte, dass du ein Leben in stiller Einsamkeit genossen hast? Warum machst du nicht weiter? Niemand stört dich... Ich könnte der Presse nie entkommen. Ich wusste, wenn ich wieder in Hogwarts bin, können sie mir nichts anhaben."

,,Glaubst du alles was du im Propheten liest?"

,,Natürlich nicht. Aber ich ging davon aus, dass du die Zeit abseits des Schlosses genießt. Offensichtlich hat es dir Spaß gemacht, die Zeit auf einem Motorrad zu verbringen."

,,Hmm. Ja, ich habe meine Freiheit genossen, für eine Weile." Sein Blick wanderte ihren Hals hinunter zu ihren Brüsten, die in dem Seidenhemd sichtbar waren. Hermine errötete und zog unauffällig den Umhang über ihre Brust.

,,Nun, ich denke ich sollte zu Bett gehen." Als die Hexe sich umdrehen wollte, spürte sie seine Hand auf ihre.

,,Morgen können wir ein paar Traumlostränke für dich brauen." Severus zog sofort seine Hand zurück und schob sie wieder an seine Seite.

,,Danke. Oh und, ähm, es tut mir leid wie ich vorhin mit dir geredet habe... Das hast du nicht verdient. Ich...ich muss einige Dingen verarbeiten." Hermine lächelte leicht, ging die Treppe hinunter und zurück durch das Schloss.

Komme was wolleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt