33 | Das Wunder des Lebens

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,,Mamá!" Ich sprang vom Hochbett und ruinierte meine Tarnung in nur einer einzigen Sekunde. Aber das war jetzt nicht mehr wichtig, weil meine Mutter sich vor Schmerzen krümmte. Sie stützte sich auf die Lehne des Stuhls und verkrampfte.

Als sie mich sah, lachte sie. ,,Warum wundert mich das nicht? Du kommst ganz nach mir."

,,Du musst ins Krankenhaus. Sofort", stammelte ich etwas hilflos.

,,Mach dich nicht lächerlich, Süße. Wenn du sie jetzt ins Krankenhaus bringst, sitzt sie morgen hinter Gittern und dein Geschwisterchen wächst in irgendeiner Pflegefamilie auf. Abgesehen davon, dass du ebenso im ganzen Land gesucht wirst", holte Nairobi mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Und es stimmte. Mamà war zur Verräterin ernannt worden und ich gehörte zur meistgesuchtesten Verbrecherbande Spaniens. Keiner von uns konnte einfach so in ein Krankenhaus spazieren.

,,Deine kleine Freundin hat ausnahmsweise Recht. Ich werde dieses.... ahhhh... Baby... hier und jetzt zur Welt bringen." Mit zitternden Händen suchte sie den Schreibtisch nach irgendwelchen Gegenständen ab. Ich versuchte ihr zu helfen, aber zum Dank schlug sie mir die Hand weg.

,,Mach dich nicht lächerlich, Mamá. Wir haben beide keine Ahnung, wie man ein Kind gebärt", sprach ich ihr verzweifelt ins Gewissen.

,,Unsinn", stöhnte sie. ,,Früher haben die Frauen ihre Kinder in Ställen auf Strohballen zur Welt gebracht. So schwer kann das nicht sein."

,,Ich kann helfen", bot der Professor an.
,,Sie wissen, wie man ein Baby gebärt?", fragte Nairobi.
,,Ich habe viel darüber... gelesen..."

Alicia hatte endlich gefunden wonach sie suchte und ließ sich auf den Boden sinken. In der Hand hielt sie einen Selfiestick, mit dem sie sich selbst filmte. ,,Könnt ihr alle nicht einen einzigen Moment euren Mund halten?", fragte sie zähneknirschend.

,,Mamá bitte, lass dir helfen. Der Professor scheint zu wissen, was er tut", flehte ich sie an und kniete mich zu ihr auf den Boden. Diesmal schlug sie meine Hand nicht weg, aber dafür wurde sie beinahe zerquetscht. Als die Wehe vorüber war entspannte sie sich wieder kurz.

,,Alicia, du kannst mich hassen so viel du willst, aber jetzt brauchst du meine Hilfe. Deine Sturheit gefährdet nicht nur dein Leben, sondern auch das des Kindes."

Tränen kullerten über Alicias Wangen. ,,Ich habe alles für diese Idioten getan." Wieder zerquetschte sie meine Hand. ,,Ich bin zur verdammten Oberbitch geworden. Ich habe meine einzige Freundin von mir gestoßen und einen halbstarken Jungen gefoltert. Und das ist der verdammte Dank dafür!!" Letzteres schrie sie beinahe.

,,Tamayo hat dich betrogen, nicht ich. Ich werde dich nicht im Stich lassen, das verspreche ich dir", sagte der Professor.

,,Ich hasse dich", flüsterte Alicia und presste eine Hand auf ihren Bauch. Am liebsten würde ich sie anschreien, dass sie über ihren eigenen Schatten springen und Hilfe annehmen soll!

,,Er hat Recht. Der Professor würde niemanden im Stich lassen, nicht einmal seinen schlimmsten Feind. Vor allem dann nicht, wenn es um ein unschuldiges Leben wie das des Babys geht", sagte Nairobi.

,,Sprecht nicht mit mir, als würde ich zu euch gehören. Ich bin nicht wie ihr. Ich renne nicht weg. Ich verstecke mich nicht. Und vor allem will ich nicht mein restliches Leben auf der Flucht verbringen und mich auf den Phillipinen verstecken."

,,Du bist doch längst wie wir!", fuhr ich sie an. ,,Sieh es ein, es ist vorbei."

,,Dein Hass auf mich ist es nicht wert, das Leben des Babys in Gefahr zu bringen."

,,Dieses Kind... liebt Gefahr... Icho de puta"

Es war kaum zu ertragen. Mamá lag schweißgebadet auf dem Boden, völlig am Ende, aber zu stur die angebotene Hilfe anzunehmen. Ich könnte den Professor selbst befreien, aber wenn sie sich mit Händen und Füßen gegen ihn wehrte, hatte er keine Chance. In unregelmäßigen Abständen zerquetschte sie meine Hand, aber auch nach elend langen Minuten passierte nichts.

Criminal Passion [2] ˡᵃ ᶜᵃˢᵃ ᵈᵉ ᵖᵃᵖᵉˡ ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt