36 | Etwas endet heute

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,,Das wars dann also." Ich rutschte an der Wand runter und blieb mit angezogenen Knien auf dem Boden sitzen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Militär sich neu formierte. Unsere Ressourcen waren nicht endlos und wir waren hier eingesperrt.
,,Noch ist es nicht vorbei. Die anderen werden sich befreien und..." Denvers Stimme erstarb. Er glaubte doch selbst nicht daran, dass uns jemand zur Rettung eilte.

Tokyo war die einzige, die annähernd zuversichtlich aussah. Sie bewachte mit vorgehaltener Waffe die Löcher in der Herdplatte, welche die Tür blockierte. ,,Ich hole uns hier raus und wenn es das letzte ist, was ich mache."
,,Was macht dich da so sicher?"
,,Es wird nicht so enden wie beim letzten Mal."
,,Wie in der Banknotendruckerei?", wollte ich wissen.

Tokyo schüttelte den Kopf. ,,Ich wollte unbedingt diese letzte Bank überfallen. Es war meine Schuld, dass René vor meinen Augen erschossen wurde. Weil ich einfach nicht genug bekommen konnte." Sie brach ab und kämpfte mit den Tränen. Ich vermutete, dass René ihr toter Exfreund war.
,,... Ohne mich wäre keiner von euch in der Bank von Spanien gelandet. Ich habe auf diesen Überfall bestanden und..."

,,Dein Freund war erwachsen", fiel ich ihr ins Wort. ,,Er konnte seine eigenen Entscheidungen treffen, genau wie Denver und ich. Wir sind nicht deinetwegen hier, sondern unseretwegen. Weil wir dumme, verrückte Idioten sind."

,,Dieselben dummen und verrückten Idioten, die das hier zuende bringen", sagte Denver und grinste schief. ,,Zusammen."

Tokyo verdrehte die Augen. ,,Schön. Wir können uns später noch versichern, wie lieb wir uns alle haben." Sie schaltete das Funkgerät ein. ,,Professor? Bitte sagen Sie, dass Sie gute Neuigkeiten für uns haben."

Tokyos Gesicht zu urteilen gab es keine guten Neuigkeiten.
,,Laut diesen Plänen gibt es nur einen Ausweg aus der Küche", hörte ich den Professor antworten. ,,Tokyo, hör mir gut zu. Ihr müsst Gandias Schwäche ausnutzen. Er ist leicht zu provozieren."

,,Schon verstanden", sagte Tokyo.

Ich hob eine Augenbraue. ,,Hältst du das wirklich für eine gute Idee, Gandia noch mehr zu verärgern?"

Tokyo hielt es für eine brilliante Idee. Vorsichtig spähte sie durch das Loch in der Herdplatte und wich sofort zurück, als eine Kugel angeflogen kam. ,,Wir haben dich aus der Bank geworfen. Du hattest so viele Möglichkeiten, nach Hause zu gehen. Aber das konntest du nicht, richtig? Dann hättest du deinem Sohn erzählen müssen, dass du eine wehrlose Frau gefoltert hast. Du hättest ihr in ihrem schwächsten Moment in den Kopf geschossen. Vielleicht hätte es den kleinen Juanito auch interessiert, dass sein Vater ein widerlicher Rassist ist und noch dazu homophob."

,,Bleiben Sie zurück, Gandia", befahl Commandant Sagasta scharf.

,,Wenn ich der kleinen Mischlingsbraut nochmal begegne, kann sie sich ihren Kopfschuss abholen", zischte Gandia. Er schäumte vor Wut ,,Oder ich knöpfe mir zuerst dich oder Nairobis nervige rothaarige Freundin vor. Wie hättest du deinen Tod gern, kleine Hexe?"

,,Dieses verdammte Arschloch kann sich auf etwas gefasst machen", zischte Denver angespannt.

,,Nicht", brachte Tokyo ihn zum Schweigen und hielt auch mich zurück, da ich bereit gewesen war, doch noch einen kleinen Schusswechsel durch die Herdplatte zu starten. ,,Deine Frau will dich hoffentlich nie wiedersehen. Und wenn sie noch nicht genug von dir hat, erzähle ich ihr, wie du Nairobis Kopf durch die Tür gerammt und ihr in die Hand geschossen hast. Du bist ein ekelhafter Wiederling."

,,Gandia", warnte Commandant Sagasta nochmal, diesmal hörbar zornig.

,,Keiner von euch wird diese Küche verlassen." Ich spähte vorsichtig aus dem Loch und sah, wie die Granate wie eine tickende Zeitbombe in unsere Richtung geflogen kam. Gandia zielte hervorragend. Das metallene Ungetüm flog durch das obere Loch der Herdplatte und vibrierte bereits gefährlich. In wenigen Sekunden würde es explodieren.

Criminal Passion [2] ˡᵃ ᶜᵃˢᵃ ᵈᵉ ᵖᵃᵖᵉˡ ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt