the faceless girl

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Jon

Jon beobachte den Schnee wie es leise und langsam seinen Weg zum Boden fand und Winterfell in eine Decke aus Schnee einhüllte. Fackeln brannten an den Zinnen und erleuchten den alten Wehrgang und die Türme des Nordtores.
Jon hatte es geliebt damals als kleiner Junge auf dem Wehrgang zu stehen und in die weite Ferne des Nordens zu blicken.
Er brauchte eine Pause. Zeit sich darüber bewusst zu werden was die heutige Sitzung verändert hatte. Die Lords und Ladys hatten ihn zu ihrem König ausgerufen. Niemals hatte er das gewollt. Niemals hatte auch nur darüber nachgedacht in eine solche Position zu kommen. Für einen Bastard war das nichts was man sich erträumte.
Lyanna Mormont hatte seine Geburt  legitimiert und ihn vor allen einen Stark genannt.
Wenn man den damals 14 jährigen Jon Schnee gefragt hätte, was sein größter Wunsch sei, so hätte er geantwortet „Ein echter Stark sein".
Doch was bedeute das schon. Mit der Position als Lord Kommandant der Nachtwache hatte er sich irgendwann abgefunden und es fiel ihn mittlerweile auch nicht mehr schwer Befehle zu erteilen. Doch König des Nordens zu sein, sich gegen die Krone zu wenden, das war etwas völlig anderes.
Er spürte schon jetzt den Druck auf seinen Schultern Lasten. Der Norden wollte schon immer wieder unabhängig sein, seiner eigenen Regentschaft unterstehen. Das war das was sie von Robb erhofft hatten und was sie sich nun von ihm erhofften.
Jon versuchte sich nicht zu sehr davon beeindrucken zu lassen, denn zunächst galt es dem wahren Feind ins Auge zu sehen. Immer noch hatten sie keine Ahnung wie weit die Toten vorgerückt waren, wie lange es dauern würde bis sie die Mauer erreichten.
Die erste Festung die zwischen ihnen und den Toten lag, war Ostwacht an der See.
Tormund hatte sich während der Ratsversammlung dazu bereit erklärt mit einigen Männern Ostwacht zu besetzen. Wohl war es Jon nicht dabei gewesen sein Freund dort hin zu schicken wo man die weißen Wanderer am ehesten vermutete, doch wusste er dass Tormund ein „Nein" niemals akzeptieren würde. Er war gleich am Nachmittag mit etwa 300 Mann aufgebrochen.
Ned Umber und Alys Karstark hatten um Vergebung für die Taten ihrer Väter gebeten. Für Jon war klar dass sie nichts für den Verrat ihrer Familien konnten. Beide schworen ihm erneut die Treue und somit übertrug er ihnen wieder den Sitz ihrer Familien. Beide Burgen lagen noch weiter im Norden, näher an der Mauer, weshalb Jon es als wichtig empfand sie weiter zu bemannen.
Mary-Louise hätte währenddessen sehr still auf ihrem Stuhl neben Sansa gesessen.
Sie hatte zwar wieder angeboten in die Weite zu reiten um sich als Erbin von Rosengarten und dessen Armee zu befehligen, doch das hatte er sofort abgeschmettert. Er empfand es einfach als zu gefährlich sie diese Reise antreten zu lassen. Zumal niemand wusste wie die Situation in Rosengarten war und ob die Lennisters dort warteten. Einige waren darüber anderer Meinung gewesen unter anderem Sansa. Das Tyrell Heer bestand aus geschätzten 70000 Mann. Mehr, viel mehr Männer als sie jemals im ganzen Norden zusammen mit Wildlingen und Rittern des grünen Tals jemals sein würden.
Dennoch war es zu gefährlich planlos den Lannisters in die Arme zu laufen.

Er fühlte sich schlecht weil sie seit heute morgen nicht gesprochen hatten. Jon nahm sich vor sie später nach dem Abendessen abzufangen. Er wollte nicht dass sie das Gefühl bekam, er würde sie ignorieren nach der gestrigen Nacht. Die Gedanken daran überforderten ihn. Er wusste nicht was das zwischen ihnen nun zu bedeuten hatte.
Jon scheute sich selbst davor sich einzugestehen welche Gefühle er Mary gegenüber hegte.
Zweifelsohne war sie ihm wichtig.
Ob sie aber das selbe empfand, wusste er nicht.

„Muss ich dich jetzt mit „Eurer Gnaden" ansprechen?"
Eine ihm wohl bekannte Stimme durchschnitt die Stille der Nacht.
Jon fuhr herum, hatte er doch nicht damit gerechnet hier jemanden zu treffen.

Vor ihm stand Arya. Seine Schwester Arya Stark, seit Jahren hatte er nichts von ihr gehört. Man ging davon aus, dass sie tot war genauso wie die anderen Stark-Kinder.
Viel verändert hatte sie sich nicht. Sie war älter geworden, nicht mehr das kleine 11 jährige Mädchen von damals. Nun wahrlich eine Frau, doch ihr Gesicht war noch das selbe von damals. Arya war immer anders gewesen als Sansa, sie hatte immer mit ihnen das Kämpfen trainieren wollen, sie trug lieber Hosen als Kleider und hatte das Nähen mit den Septa's gehasst.
Sie stand dort und ihn mit ernsten Blick an.

THE LONG NIGHT - Jon Schnee (FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt