.. er umfasste ihre schmale Taille und führte ihren linken Arm in Richtung ihres Ziels.
"Nicht zu lange überlegen, Mary."
Er war ihr so nahe, dass er ihren Puls spürte.
"Bogenarm ausdrehen."
Ihr Atem ging flach und stoßweise.
Der Pfeil sauste los...
Nach dem Jon mit Tormund und Ser Davos zu Abend gegessen hatte, zog er sich in sein Zelt zurück. Eine Reise war wahrlich nicht angenehm. Die Zelte waren kein und die Betten hart, doch Jon war es mittlerweile gewöhnt. Seit dem er der Nachtwache diente, hatte er nichts anderes getan als zu kämpfen. Er hatte schlimmeres seine Unterkunft genannt.
Er hatte Mary-Louise zu sich gebeten, da er sich bei ihr, für ihren Einsatz bedanken wollte. Während er auf sie wartete konnte er kaum still sitzen und lief immer wieder in seinem Zelt herum. Er war immer nervös wenn er sie traf. Es wurmte ihn, dass sie ihn so aus der Ruhe brachte.
Währenddessen ließ Jon den Tag noch ein mal Revue passieren. Trotz der positiven Rückmeldungen von Haus Mormont hatten sie nicht genug Männer. Lady Lyanna hatte gerade ein mal 62 Männer zugesichert. 2000 Wildlinge und 62 Mormonts. Wie sollte er damit das Bolton Heer besiegen? Die Manderlys und die Glauers waren seine letzten möglichen Verbündeten. Sobald es das Wetter zuließ würden sie nach Tiefwald Motte reiten.
"Jon?" hörte er plötzlich Mary-Louise helle Stimme vor seinem Zelt.
Er lief zum Eingang und öffnete ihn für sie. "Schön, dass du gekommen bist." Er deute ihr sich auf einen der Stühle zu setzend. Mary-Louise setzte sich und schenkte ihm ein sanftes Lächeln. Sie sah heute wieder unglaublich schön aus. Das mitternachtsblaue Kleid, welches sie trug, hatte eine Bordüre aus Silber besticktem Stoff und eine Schnürung an der Taille. Ihre braunen Locken trug sie heute hochgesteckt. Ein paar Strähnen fielen ihr verspielt ins Gesicht.
"Ich wollte dir Danken. Für deine Worte, für deinen Einsatz bei Lady Mormont. Ich denke du hast sie überzeugt." Meinte er und setzte sich ebenfalls auf einen Stuhl neben ihr. Sie hatte sich wirklich gut geschlagen und Lyanna Mormont hatte vermutlich nur dank ihrem Einsatz ihre Männer zugesichert.
"Dank mir nicht dafür. Es war nur die Wahrheit." sagte sie und lächelte freundlich.
"Nicht jeder traut sich die Wahrheit offen auszusprechen." Er nahm seinen Krug Bier in die Hand und trank einen Schluck.
"Ich bin schlecht im Lügen, dass weißt du doch." Sie deutete auf den Krug in seiner Hand. "Darf ich?"
Er nickte und reichte ihn ihr. Sie nahm einen großen Schluck, doch im selben Moment verschluckte sie sich und prustete los.
Er könnte sich das Lachen nicht verkneifen. "Nicht was du aus dem Süden gewohnt bist?"
"Nein, Wein schmeckt mir eindeutig besser." murmelte sie nachdem sie sich wieder beruhigt hatte.
"Darf ich dir eine Frage stellen?" unterbrach er die Stille die aufgekommen war und schaute sie fragend an.
"Aber natürlich." sagte sie und schenkte ihm einen erwartungsvollen Blick.
"Das was du gesagt hast.. mit Ramsay." Setzte er an. Ich meine.. er Sansa vergewaltigt, mehrmals. Hat er.. ? Hat er auch.." Es fiel ihm schwer, die richtigen Worte zu finden, doch kaum waren sie ausgesprochen, hätte er sie am liebsten zurück genommen. Was ging ihn das eigentlich an? Es wäre kein Wunder wenn sie ihm darauf nicht antworten würde.
"Nein." sagte sie mit fester Stimme.
"Das ist gut." murmelte Jon und versuchte leicht zu lächeln. Er war froh, dass sie diese Qualen nicht hatte erleiden müssen.
"Er hat mich nicht auf die Art berührt. Aber der zwang mich Dinge zu tun und er tat auch genügend andere Dinge mit mir."
Sie sprach in Rätseln, jedoch wollte er sich gar nicht genau ausmalen was sie mit "andere Dinge" meinte. "Ich wünschte ich hätte dich davor schützen können." murmelte er und biss die Zähne zusammen.
"Es gehört der Vergangenheit an. Es spielt keine Rolle mehr." Sie war aufgestanden und trat nun an ihn heran. "Ich fühle mich sicher hier und ich hoffe Ramsay Bolton bekommt was er verdient."
"Glaub mir, er wird bekommen was er verdient." Er wunderte sich selbst, wie zuversichtlich er klang, obgleich er zur Zeit eher nicht an einen Sieg gegen die Bolton's glaubte.
Mary jedoch schien es ihm zu glauben und verzog die Lippen zu ihrem wunderschönen Lächeln.
Sie legte ihre Hände an seine Wangenknochen und hauchte ihm einen sanften Kuss auf den Mund.
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"Schlaf gut, Jon Schnee." raunte sie und löste sich von ihm.
