chaos is a ladder

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»Chaos isn't a pit. Chaos is a ladder. Many who try to climb it fail and never get to try again. The fall breaks them.« Littlefinger

Mary-Louise

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Flashback

Der Morgen graute langsam über Königsmund.
Mary-Louise hatte kaum geschlafen und sich immer wieder in ihrem Bett herum gewälzt.
Heute war der Tag an dem sie Königsmund verlassen würde.
Sie hatte sich das schlichteste Kleid herausgesucht welches sie besaß.
Es war dunkelblau und aus Leinen.
Sie steckte ein paar Geldstücke und einen Leib  Brot, den sie  vom Abendessen mitgehen lassen hatte, in eine Tasche.
Viel konnte sie nicht mitnehmen, nicht einmal ihren schönen Schmuck.
Einzig eine kleine Halskette legte sie sich um den Hals.
Sie war aus Silber und hatte einen kleinen Perlenanhänger.

Ihre Mutter hatte ihr diese Kette zu ihren zwölften Geburtstag geschenkt.
Sie erinnerte Mary immer an sie.

Beherzt schnappte sie sich ihren Umhang und zog die Kapuze über den Kopf.

Langsam und leise schloss sie die Tür ihrer Kammer und schlich sich auf den Flur.

Sie hatte nur diesen einen Versuch. Wenn die Goldröcke sie erwischten, war es aus.

Mit schnellen Schritten lief sie in Richtung des großen Tors.
Natürlich war das Tor bewacht, wie sollte es auch anders sein.
Zwei Wachen standen neben dem Ausgang des roten Bergfrieds.
Aber sie würde einfach hinaus maschieren, sagte sie sich immer wieder.

Mary senkte den Blick als sie näher auf die Wachen zu kam.

"HALT!" Rief einer der Goldröcke und versperrte ihr den Weg. "Wo wollt ihr hin?"

Erschrocken zuckte das Mädchen zusammen.
"Ich.. ich bin die Zofe der Königin." Log sie. "Ich soll neue Seife kaufen in der Stadt."

Die beiden Wachen sahen skeptisch zu ihr und tauschten wenig sagende Blicke aus.

"Königin Margaery bevorzugt eine ganz bestimmte Seife und davon ist nicht mehr viel da. Also wenn ihr mich bitte passieren lassen würdet."
Mary hatte ihren ganzen Mut zusammen genommen.

Es schien Wirkung zu zeigen, denn die Goldröcke sahen sich Schulterzuckend an und ließen sie durch.

Mary betrat zum ersten Mal die Straßen von Königsmund.
Sicher, war sie bereits bei ihrer Anreise hier entlang gekommen, jedoch saß sie zu diesem Zeitpunkt noch in einer edlen Kutsche und hatte selten aus dem Fenster geschaut.

Viele Menschen waren in den Straßen von Flohloch unterwegs.
Sie trugen Kleider die eher an Lumpen erinnerten und die wenigstens von ihnen hatten wohl in der letzten Zeit mal ein Bad genossen.
Es stank unglaublich, nach Urin und Fäkalien.
Mary wurde schlecht und sie versuchte den Geruch auszublenden.
Wie konnte die Krone dabei zu sehen, dass die Menschen direkt vor ihrer Haustüre so lebten? fragte sie sich.
So etwas gab es in Rosengarten nicht.

Je länger sie von zu Hause weg war, desto mehr wurde ihr bewusst was für ein törichtes, kleines, naives Kind sie noch war.
Ihr Vater und ihre Großmutter hatten sie so behütet aufwachsen lassen, dass sie das echte Leben bis heute nicht kennengelernt hatte.

Sie lief weiter durch die Straßen.
Von allen Seiten fühlte sie sich beobachtet und die Blicke waren nicht freundlich.
Ein Mann schubste sie unsanft zur Seite, als sie ihm nicht schnell genug aus dem Weg springen könnte.

THE LONG NIGHT - Jon Schnee (FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt