living nightmares

492 25 1
                                    

Mary-Louise

Als Mary die Augen aufschlug war alles um sie herum kalt und dunkel. Sie kniff die Augen zusammen um etwas erkennen zu können.
Dunkle hohe Bäume erstreckten sich soweit sie sehen konnte.
Die Äste bogen sich bereits unter der gewaltigen Schneelast die auf ihnen türmte.

Mary blickte auf ihre nackten Füße unter denen sie den eisigen Schnee spürte.
Der Wind fuhr durch ihre Glieder und ließ sie erschaudern.
Sie trug nur ihr dünnes Nachthemd, weshalb sie entsetzlich fror.

Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen und warf eine schützende Hand vor ihr Gesicht, damit der Schnee nicht in ihre Augen peitschte.
Sie lief immer weiter, ohne Ziel durch den tief verschneiten Wald.
Ihre Füße schmerzten und ihre Glieder waren ausgelaugt, doch sie schien sich in einem endlosen Labyrinth aus Bäumen zu befinden.

Schließlich kam sie an eine Lichtung.
In der Mitte brannte ein kleines Lagerfeuer.
Hier musst jemand gewesen sein!
Schnell lief sie auf das Feuer zu um sich daran aufzuwärmen, bis sie plötzlich stockte.
Um die Feuerstelle herum zeichneten sich leichte Wölbungen ab, als hätte der Schnee einige Körper unter sich begraben.
Sie blieb stehen und starrte auf den Boden der sich plötzlich zu regen schien.
Etwas erhob sich aus dem Schnee und richtete sich langsam auf.

Mary starrte in leuchtend blaue Augen.
Die Gestalt war menschenähnlich, obgleich ihr Äußeres nur noch wenig mit einem echten Menschen zu tun hatte.
Die Haut war eingefallen und leichenblass.
Der Oberkörper war aufgerissen und man sah einzelne Rippen durch das verweste Fleisch ragen.

Mary war zu Stein erstarrt, unfähig sich zu bewegen.
Ihr Herz pochte und sie atmete hektisch ein und aus.
Die Gestalt starrte sie immer noch an, als sie plötzlich ein schreckliches, klirrendes kreischen von sich gab.

Immer mehr Körper erhoben sich aus der Schneedecke.
Manchen von ihnen fehlten Gliedmaßen, andere bestanden nur noch aus Skletten und wieder andere waren voll mit Blut beschmiert. Doch eins hatten sie alle gemeinsam, die leuchtend blauen Augen, aus denen sie zu Mary hinüber starrten.

"Lauf!" rief ihr eine bekannte Stimme in ihrem Kopf zu, die sie jedoch nicht einordnen konnte.

Mit einem Male löste sie sich aus ihrer Starre und rannte los, so schnell sie konnte.
Hinter sich hörte sie wie die Gestalten röchelnde und klappernde Geräusche von sich gaben.
Sie folgten ihr.

Mary rannte und rannte immer weiter und kämpfte sich durch den tiefen Schnee.
Das Röcheln hinter ihr, wurde immer lauter.
Es gab keine Möglichkeit sich zu verstecken, keinen Ausweg ihren Verfolgern zu entkommen.

Plötzlich packte sie eine harte knochige Hand und riss sie zu Boden.
Innerhalb weniger Sekunden war sie umringt von diesen Monstern.
Sie rissen an ihren Armen.
Immer zu hörte sie das schreckliche kreischen und klappern der Skelette.
Mary versuchte sich zu wehren.
Sie schlug und trat um sich, doch es war zwecklos.
Immer mehr dieser Untoten Gestalten kamen auf sie zugeströmt und schnappen nach ihren Gliedmaßen.
Mary schloss die Augen und schrie, während sie weiter versuchte ihre Angreifer abzuwehren.

————————

Mary fuhr mit einem Ruck hoch und saß aufrecht in ihrem Bett.
Sie war schweißnass gebadet und ihr Herz hämmerte wie verrückt in ihrer Brust.
Hektisch blickte sie sich in dem Raum um.
Sie war in ihrer Kammer in der Schwarzen Festung.
Keine der Kreaturen waren zu sehen.
Es war nur ein Traum gewesen.
Ein ziemlich realer Traum.
Sie schnaufte tief durch und versuchte ihren Atem unter Kontrolle zu bringen.

THE LONG NIGHT - Jon Schnee (FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt