11. heartache.

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Nina:

Ich ließ meinen Blick schweifen und blieb schließlich bei Mikey hängen, der mich mitleidig angesehen hatte. Er wusste also ebenfalls darüber bescheid und hatte mir nichts gesagt. »Sag mir bitte, dass das nicht wahr ist.« Ich spürte wie sich ein riesiger Kloß in meinem Hals bildete und ich den Tränen verdammt nah war. »Es war ein Unfall.«, stotterte Eren verzweifelt. »Unfall? Du Wichser hast Fahrerflucht begangen.«, zischte mein Bruder aufgebracht. »Ich war 16 und total überfordert mit der Situation.«, versuchte Eren sich zu verteidigen, während ich zwischen den beiden hin und her schaute. Ich versuchte noch immer, das gesagte zu verarbeiten und nicht in einem verzweifelten Wutanfall zu verfallen. Vor einem Jahr hätte ich ihm wahrscheinlich sofort eine reingehauen, aber jetzt gerade fühlte ich mich einfach viel zu schwach und gebrochen. »Trotzdem hat sie wegen dir, die Kontrolle über ihren Wagen verloren und dann hast du sie einfach in diesem Graben liegen lassen.«, knurrte Levi wütend. »Ich habe einen Krankenwagen gerufen.« Die Art und Weise, wie Eren versuchte sich alles schön zu reden, machte mich wütend aber irgendetwas in meinem Inneren, sagte mir immer wieder, dass ich ihm keine Vorwürfe machen sollte. Das ich versuchen sollte, auch seine Sicht zu verstehen. Vielleicht war das, der Erwachsene Teil meiner Existenz. »Und das rechtfertigt, dass du Jane getötet hast oder was?«, mischte Mikey sich plötzlich ein. Die Tatsache, dass sich gerade alle gegen Eren stellten, machte mich irgendwie traurig und aus diesem Grund, hatte ich einen Entschluss gefasst. »Ich will mit dir alleine reden.«, sagte ich entschlossen, während ich nach seiner Hand griff und ihn mit mir zog. »Ist das dein Scheiß ernst?«, fragte Mikey aufgebracht. »Lass sie. Eren hat genug darunter gelitten.«, hörte ich Shin sagen. »Das du zu ihm hältst, wundert mich überhaupt nicht.« Mikey schüttelte verständnislos seinen Kopf und seufzte. »Nina, warte.«, rief mein Bruder. »Nein. Ich möchte seine Geschichte hören und zwar alleine.«, sagte ich etwas lauter, weshalb er mich schließlich gehen ließ.

Ich hatte mich an die Rehling gestellt und schaute auf das Wasser, in dem sich der Sonnenuntergang spiegelte. »Erzähl mir, was passiert ist.«, flüsterte ich. »Ich bin ein Rennen gefahren und dann fing es ganz plötzlich an wie verrückt zu regnen. In der Kurve habe ich kurz die Kontrolle über meine Karre verloren und genau in diesem Moment kam sie mir entgegen.« Er machte eine Pause, um zu schauen wie ich darauf reagierte. Als ich nichts sagte, sprach er einfach weiter. »Es war zu spät um auszuweichen und dann ist sie in diesen Graben gefahren. Ich habe sofort gebremst und einen Krankenwagen gerufen. Ich weiß, dass ich hätte bei ihr bleiben müssen, aber ich war gerade erst 16 geworden und noch ein Kind. Meine Eltern hatten sich frisch getrennt und ich kam so schon nicht mit meinem Leben klar.« Ich hörte wie er seufzte und seine Stimme mit jedem Wort leiser wurde. »Ich habe erst später erfahren, dass es eure Mutter war. Erinnerst du dich, als wir uns vor über einem Jahr auf dem Friedhof begegnet sind?«, fragte er leise. Zuerst wusste ich nicht was er meinte, aber kurz darauf fiel es mir wieder ein. Er hatte mich damals angerempelt und ist dann einfach weiter gelaufen. »Ja.«, murmelte ich schließlich. »Ich habe das Grab deiner Mutter besucht. Ich tue das jede Woche, um mich zu entschuldigen. Es tut mir wirklich leid, Nina.« Meine Augen weiteten sich, als ich realisierte, dass er das Grab meiner Mutter besuchte. Ich spürte, dass er aufrichtig war und es ihm wirklich von Herzen leid tat.

Aber konnte ich ihm wirklich verzeihen?

»Ich denke - dass ich Zeit brauchen werde um dir zu vergeben. Aber - ich gebe dich nicht auf. Du bist ein Freund und Freunde stehen auch schwere Zeiten durch.« In dem Moment, als er meine Worte hörte, schien ihm ein Stein vom Herzen zu fallen. Die Erleichterung war ganz deutlich spürbar. »Aber - du solltest mit Ionela darüber reden, bevor mein Bruder es tut. Und wenn du gerade dabei bist, kannst du vielleicht auch mit dieser Armin Sache helfen. Ich denke, du weißt mehr darüber, als irgendwer sonst.«, sagte ich schulterzuckend. »Ja. Und ich weiß auch, dass er sie wirklich liebt.«, antwortete er. »Dann klär das bitte.« Ich nickte ihn an und machte mich schließlich auf den Weg zurück zu den anderen. Die Yacht hatte mittlerweile wieder abgelegt und machte sich auf den Weg zurück nach Hause. Da dies einige Stunden dauern würde, dachte ich es wäre eine gute Idee, noch mehr zu trinken.

BETWEEN - all the things we lost | TR ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt