12. out of control.

16 5 0
                                    

Nina:

Feige, wie ich nun mal war, verbrachte ich die ganze restliche Fahrt, eingeschlossen im Bad der Yacht. Ich wollte weder meiner besten Freundin, unter die Augen treten, noch wollte ich Mikey begegnen. Mir war natürlich bewusst, dass mein Verhalten absolut kindisch war und das ich mich früher oder später, sowieso nicht mehr verstecken könnte. Irgendwann, würde ich mich meinen Gefühlen stellen müssen. Irgendwann würde ich den Kampf in mir verlieren und wenn ich so weiter machen würde, dann würde ich am Ende vielleicht auch alles um mich herum verlieren. Hier ging es nicht nur um mich, sondern auch um die Menschen in meinem Umfeld. Aber ich war einfach nicht bereit, mich auf diese Reise zu begeben. Ich wusste, dass Mikey und ich nicht funktionieren würden und das ich diesen Schmerz, kein weiteres Mal ertragen würde. Ich redete mir immer wieder ein, dass ich Koko irgendwann genauso lieben könnte wie Mikey. Das ich mir dabei selbst nur etwas vor machte, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich bewusst. Ich merkte erst viel später, dass ich nicht in der Lage war, überhaupt solche Gefühle zu zulassen, wie ich sie für ihn hatte.

Als die Yacht dann endlich im Hafen angelegt hatte, schloss ich die Türe auf, lief ans Deck und griff nach meiner Tasche. »Nina, jetzt warte doch mal.«, rief Mikey hinter mir, allerdings ignorierte ich ihn und lief einfach weiter. Ich wollte nicht reden. Ich war einfach viel zu Feige. »Verdammt, Nina. Ich rede mit dir.«, schrie er, als er mich eingeholt hatte und meinen Arm festhielt. Ich schloss instinktiv meine Augen und versuchte meinen Atem zu regulieren. Seine Berührung auf meiner Haut brannte wie Feuer und ich wollte am liebsten schreiend davon rennen, aber er hatte mich so festgehalten, dass ich überhaupt keine Chance hatte mich zu lösen. »Wovor läufst du weg?«, fragte er etwas ruhiger. Noch immer hatte ich meine Augen geschlossen und überlegte fieberhaft, was ich jetzt sagen sollte. Dabei war es doch offensichtlich. »Ist das nicht offensichtlich?«, fragte ich brüchig. »Ich würde dich nicht fragen, wenn ich es wüsste.« Er zog an meinem Arm und drehte mich zu ihm. Allerdings hatte ich nicht vor ihn anzusehen, denn ich wusste ich würde wieder schwach werden.

»Sieh mich an.«, sagte er leise. »Nein. Lass mich bitte einfach nach Hause gehen, Mikey.«, flüsterte ich benommen. Seine Nähe machte mich verrückt und ich wollte nicht wieder schwach werden. »Dann fahre ich dich nach Hause.«, sagte er bestimmend. »Nein. Ich kann alleine gehen.« Ich schüttelte heftig meinen Kopf, in der Hoffnung er würde es einfach akzeptieren. »Ich lasse dich aber nicht alleine gehen. Es ist mitten in der Nacht und ich würde mir nicht verzeihen, wenn dir etwas passieren würde.«, sagte er entschlossen. Zum ersten Mal, seit wir miteinander redeten, schaute ich ihn an und als ich das süße Lächeln in seinem Gesicht sah, wurde mir wieder einmal bewusst, wie verrückt ich nach ihm war. »Na schön. Aber du setzt mich nur vor der Türe ab.«, sagte ich entschlossen. »Keine Sorge. Solange du mich nicht um etwas anderes bittest, werde ich es nicht tun.« Er zuckte mit seinen Schultern und lief in die Richtung seines Bikes, während er meinen Arm fest in seinem Griff hielt, damit ich auch bloß nicht davonlaufen konnte.

Ob es wirklich so eine gute Idee war, mich von ihm fahren zu lassen?

Als er etwa eine halbe Stunde später bei mir zu Hause ankam, war ich wirklich total überfordert. Ich war einfach nicht in der Lage von seinem Bike zu steigen. Irgendetwas hinderte mich daran, meine Arme von seinem Körper zu lösen. Ich hatte ihn noch immer fest umklammert und weder er noch ich hatten vor etwas dagegen zu tun. Während ich meinen Kopf an seinen Rücken gelehnt hatte, spürte ich wie seine Hand zu meinen Händen an seinem Bauch wanderten. Er strich sanft mit seinem Daumen über meinen Handrücken und ich hatte es einfach zugelassen. Ich weiß nicht, wie lange wir letztendlich einfach so auf seinem Bike gesessen hatten, dass einzige was ich wusste war, dass ich nicht wollte das dieser Moment endete. Ich wollte am liebsten für immer in dieser Position sitzen bleiben. Die Zeit anhalten, damit niemand uns jemals diesen Moment zerstören konnte. Tatsächlich war es aber Mikey selbst, der ihn zu Nichte machte. »Du hast vorhin gesagt, dass du mich lie..« - »Ich muss jetzt gehen.«, unterbrach ich ihn und stieg panisch von seinem Bike. Ich wollte nicht darüber reden und deshalb hatte ich beschlossen einfach vor diesem Gespräch davon zu laufen. »Nina, warte.«, rief er mir nach, doch ich ignorierte es. So schnell wie ich die Eingangstüre aufgeschlossen und zum Aufzug gerannt war, konnte er gar nicht reagieren. Selbst ich war nicht in der Lage zu realisieren, dass ich noch nie in meinem Leben so schnell gerannt war.

BETWEEN - all the things we lost | TR ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt