Kapitel Sechzehn

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Laura
Langsam trat ich näher und stand unschlüssig im Raum. Mit etwas Abstand setzte ich mich auf den Teppich. Die Jungs saßen entweder auf der Couch oder auf dem Boden davor.

,,Das, was ich euch jetzt sage, fällt mir nicht leicht. Ich möchte das ihr mir bis zum Ende zuhört und mich nicht unterbrecht."

Ein Nicken von allen Seiten und ich merkte, wie die Augen von Chan auf mir lagen.

,,Ich weiß nicht so recht, wie und wo ich anfangen soll, es kann sein das ich mich zwischendurch wiederhole oder irgendwo mitten im Satz abbreche und zu einem anderen Punkt springen werde."

Alle sahen mich an und gaben keinen mucks von sich. Ich holte noch mal tief Luft, bevor ich zu sprechen begann.

,,Ich bin ein Mobbingopfer. Seitdem ich in der fünften Klasse war musste ich mir diverse Beleidigungen und sowas anhören, weil ich halt die kleinste der Klasse war. Ich war nicht besonders klug oder hübsch, ich habe versucht mich anzupassen was nie wirklich funktioniert hat. Ich bin nie ernst genommen worden."

Ich musste einmal Luft holen und den sich anbahnenden Klos wieder runterzuschlucken.

,,Bin rumgeschubst worden, diskriminiert und aus Spaß geschlagen worden. Ich hatte nie Freunde, habe alles im Stillen mit mir selbst ausgemacht. Gut ich hatte meine beste Freundin, aber selbst ihr habe ich mich selten anvertraut. Das Mobbing hat zwar in der siebten Klasse nachgelassen, aber richtig erholt habe ich mich davon nicht. Mein erster Freund und meine Klasse haben mir eine Sozialphobie eingebrockt, weshalb ich unterandere Umarmungen schwer zulassen kann. Ich hatte mal eine leichte aktive Suizidalität, in der ich mich geritzt habe und mit den Gedanken gespielt habe mich umzubringen."

Krampfhaft versuchte ich die Tränen zurückzuhalten.

,,Mittlerweile bin ich in der passiven Suizidalität, in der ich den Wunsch zu sterben nicht aktiv umsetzte. Zwar kann ich meinen Schmerz gut kontrollieren und benehme mich für Außenstehende normal, aber innerlich bin ich gebrochen."

Ich sah die Jungs an die mich allesamt geschockt ansahen. Keiner hatte bisher versucht mich zu unterbrechen. Chan's Hände haben zwischendurch mal in meine Richtung gezuckt.

,,Ich habe eine Pupaphobie die zur Unterform der Automatonophobie gehört. Mit anderen Worten ich habe panische Angst vor unbelebten Wesen wie zum Beispiel Puppen. Ich kann keine Filme sehen, in denen eine Puppe vorkommt, egal in welcher Form. Diese Phobie kam in der 6 Klasse und hält bis heute an. Ich habe mal versucht gegen die Phobie zu kämpfen, habe es aber nur schlimmer gemacht. Es hat auch schonmal jemand versucht diese Phobie gegen mich zu verwenden. Derjenige wollte aus Spaß mit mir den Horror Film Annabelle sehen, ich bin darauf hin an die Decke gegangen und am Ende war ich wieder die blöde."

Mittlerweile liefen mir die Tränen über die Wangen und mein Körper bebte, aber ich merke, wie mir so langsam eine große Last von den Schultern genommen wurde.

,,Ich hatte mal einen besten Freund, den habe ich nicht mehr. Meine beste Freundin hat 12 Jahre Freundschaft einfach weggeschmissen. Es fühlt sich für mich so an als wäre ich ein Zeitvertreib, bis was Besseres kommt. Der Verlust ist zwar sehr groß, aber dafür habe ich meine Gruppe kennenlernen dürfen. Sie sind immer für mich da, bauen mich auf, wenn ich mal am Boden bin. Auch wenn ich es noch nicht wirklich realisieren kann das es Menschen gibt, die mich mögen, die an meiner Seite sind. So weiß ich aber, dass ich derzeit nicht allein bin."

Der Gedanke an meine Gruppe ließ mich aufatmen.

,,Das heute, der Anruf. Ich weiß nicht, wer es war, es kann ein Freund von meinem ex gewesen sein. Keine Ahnung, woher er die Nummer hat. Es hat mich so erschreckt das ich nicht wusste, wie ich handeln sollte. Er hat euch bedroht und ich will nicht dass ihr wegen mir in Schwierigkeiten kommt."

i hate to admit (a Stray Kids Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt