BrandtxHummels

618 42 4
                                    

Pov Brandt:

"Na du auch hier?!", begrüßte ich den Abwehrchef, der gerade mit seiner Tasche in der Hand in die Kabine kam. Obwohl Mats eigentlich immer ziemlich pünktlich ist, war er heute erst kurz vor knapp da. Die Kabine war ziemlich voll und manche waren sogar schon raus aufs Feld gelaufen. Ich war eigentlich auch schon im Inbegriff gewesen, mit Marco und Sancho die Kabine zu verlassen, doch jetzt ließ ich mich doch nochmal zurück auf meinen Platz fallen. Der Ältere sah gar nicht begeistert aus. So als ob er am liebsten gar nicht hier wäre.

"Was ist los?" fragte ich vorsichtig nach, obwohl ich mir schon ungefähr denken konnte, was das Problem war. Es war Länderspielpause und wir waren trotzdem auf dem Trainingsgelände vom BVB. Schwer auszuhalten für uns alle, die schonmal bei der Natio gespielt hatten, aber für ihn scheinbar noch schwerer auszuhalten. Sein Ehrgeiz ließ es kaum zu so eine Niederlage einfach runter zu schlucken und weiter zu machen. Er war extrem gut, besonders in der Rückrunde, da lag es gar nicht so fern, dass er nochmal eine Chance bekäme, auch wenn er schon Anfang 30 war.

"Nichts!", stellte Mats auf stur, während er sein Oberteil mit dem Sportshirt mit dem BVB Logo drauf wechselte. Das würde ja eine angenehme Trainingseinheit werden mit dieser Stimmung.

"Man Mats, jetzt raff dich mal! Mach dir und uns nicht das Leben schwer und akzeptiere, dass du heute nur die Ehre hast, mit mir und den anderen zu trainieren", versuchte ich mit gedämpfter Stimme ihm ins Gewissen zu reden. Unauffällig ließ ich meinen Blick durch die Kabine schweifen, um abzuschätzen, ob irgendeiner der U21 Spieler uns zuhörte. Musste ja nicht unbedingt sein, dass das einer von den Nachwuchsspielern mitbekam. Zumal Mats nicht so war, weil er sich nicht mit ihnen abgeben wollte, sondern weil er einfach enttäuscht von sich selbst war. Eine Antwort darauf bekam ich nicht, aber sein verspannter Kiefer ließ mich wissen, dass es bei ihm angekommen war. Das war ja schon alles, was ich wollte. Schweigend liefen Mats und ich auf den Platz, wo die anderen schon warteten. Fünf Minuten zu spät, das gab dann wohl eine Strafzahlung in die Mannschaftskasse. Was man nicht alles für seinen... Ja, was war eigentlich Mats für mich? Bester Freund, Liebhaber, Teamkollege, Partner? Ich wusste es selber nicht.

Zu sonderlich vielen Witzen war Mats im Training nicht aufgelegt, aber dafür ließ er seine Enttäuschung ganz gut unter Verschluss. Man konnte denken, er wäre einfach nur nicht so gesprächig wie sonst. Nach dem Training stellte er sich sogar mit einem von den U21 Jungs hin und erklärte ihm nochmal was. Bevor ich ihn weiter beobachten konnte, wurde ich aber von Emre angesprochen, der mich darauf ansprach, dass die fünf Minuten Verspätung natürlich nicht unbemerkt geblieben waren. Eigentlich musste Mats meine Schulden mitbezahlen, aber gut, das würde ich ihm lieber jetzt erstmal nicht so sagen.

Nach dem Training hielt sich Mats nicht viel länger als nötig am Trainingsgeländer auf und fuhr direkt nach dem Essen zu sich nach Hause. Ich ließ es mir nicht nehmen und folgte ihm etwas später und entschied mich dazu zu versuchen seinen Tag wenigstens etwas zu verbessern. Mal schauen, ob mir das auch wirklich gelingen würde. Bei Mats angekommen, wurde ich erstmal versetzt. Er war gar nicht da. Sein Auto war weg und das Haus erstrahlte in Dunkelheit. Für einen Moment wägte ich ab, ob ich den Ersatzschlüssel benutzen sollte, den Mats mir gegeben hatte, doch bevor ich mich entscheiden musste, fuhr der Lockenkopf zum Glück die Einfahrt herauf. Die Person, die mit ihm ausstieg, erklärte, wo er gerade herkam.

"Jule!" stieß der kleine Junge freudig aus und kam auf mich zugerannt. Herzlich schloss ich Mats Sohn in meine Arme und drückte ihn an mich. So oft wie ich in letzter Zeit bei den beiden war, fragte Ludwig schon nach mir, wenn ich mal ein paar Tage nicht da war.

"Na, wie war der Kindergarten?", fragte ich den Kleinen, der es sich auf meinem Arm bequem machte. Während er mir im kleinsten Detail von seinem Tag berichtete, folgte ich seinem Vater ins Haus.

"Ludwig gehst du bitte Hände waschen, bevor du Julian deine Bilder aus dem Kindergarten zeigst", unterbrach Mats seinen Sohn in seinem Redefluss und schaffte uns dadurch einen kurzen ruhigen Moment.

"Was machst du hier?", fragte Mats leise nach, sodass Ludwig uns höchstwahrscheinlich nicht hörte.

"Ich wollte einfach mit dir Zeit verbringen, ist das heute unpassend?", stellte ich dem älteren eine Gegenfrage, in der Hoffnung, dass er mich nicht gleich wegschicken würde.

"Gut, dann will ich aber nicht einmal das Wort Nationalmannschaft oder Nominierung hören!" Todernst fokussierte mich Mats und machte klar, dass er diese Bedingung sehr ernst meinte. Abwehrend hob ich meine Hände. Wenn das sein Wunsch war, würde ich das schon hinbekommen.

"Weiß nicht wovon du sprichst." Mit einem Engelslächeln blickte ich dem Älteren entgegen, bevor auch schon Ludwig zurück aus dem Badezimmer kam und unsere Aufmerksamkeit wieder voll einforderte.

POV Hummels:

Ich war froh, dass Julian bei mir war. Dass er genau wusste, wie er mit mir umgehen musste. Ohne ihn wäre das Training für alle Beteiligten wahrscheinlich nicht so angenehm abgelaufen und auch der restliche Tag wäre wohl von dem Nationalmannschafts-Thema überschattet gewesen. So wurde es zu einem schönen Familientag im Garten, wo ich dem Blonden und Ludwig zusehen durfte, wie die beiden Fußball spielten. Ich genoss diese Momente so sehr, wo wir einfach unter uns waren und Julian sich so fürsorglich um Ludwig kümmerte, als wäre es sein eigener Sohn. Als ich vor einem Jahr hier nach Dortmund zurück gewechselt war, hatte ich niemals geglaubt, dass ich mich jetzt hier und jetzt so vorfinden würde. Damals war ich noch mit Cathy zusammen gewesen, wenn auch nicht glücklich, und Julian war nur eine flüchtige Bekanntschaft. Unglaublich, wie schnell Julian es geschafft hatte, sich einen Platz in meinem Herzen zu sichern. Still und heimlich war er in mein Leben gekommen und plötzlich ging er bei uns ein und aus.

"Papa, ich habe Hunger!", riss mein Sohn mich aus meinen Gedanken, der nun vor mir auf und ab hüpfte. Mein Blick flog auf die Anzeige meines Handys. Es war schon 17 Uhr. Wie schnell die Zeit gerast war. Mit einem ächzen erhob ich mich von meinem Platz, um Ludwig Abendbrot zu machen.

"Was möchtest du denn gerne essen?" fragte ich den Kleinen, der mir sofort in die Küche folgte, dicht gefolgt von Jule.

"Nudeln!" antwortete er mir wie aus der Pistole geschossen. Gut, das war wenigstens schnell und einfach gemacht. Ich kramte in den Schränken nach zwei Töpfen und den Zutaten, die ich brauchte, während ich Julian und Ludwig lauschte, die sich darüber unterhielten, was man noch alles heute Abend tun könnte.

"Für den kleinen Ludwig geht es gleich nur noch ins Bett", schaltete ich mich ein, als der Kleine einen Plan für die nächsten 5 Stunden zusammenstellte. Natürlich fand dieser das gar nicht witzig und wehrte sich hartnäckig, bis Julian ihm versprach, sein Vorhaben morgen umzusetzen und ihn heute ins Bett zu bringen. Julian war mittlerweile schon fast ein festeres Elternteil für Ludwig als Cathy, die sich höchstens einmal im Monat blicken ließ.

"Danke", murmelte ich an Julians Lippen, als wir einen kurzen Augenblick hatten, in dem Ludwig im Wohnzimmer damit beschäftigt war, den Tisch zu decken. Als Antwort zog er mich nur noch etwas näher zu sich und verwickelte mich in einen innigen Kuss, den ich nur zu gerne erwiderte. Erst als sich Ludwigs kleinen Schritte näherten, löste ich mich wieder von dem Blondschopf. Wie froh ich war ihn gleich nur für mich zu haben, sobald Ludwig schlief.

Fußball OS (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt