Brandt x Reus (Teil 1)

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POV Brandt:

Den ganzen Sommer haben wir miteinander verbracht. Haben erst zu Hause die EM mit Familie und Freunden verfolgt und dann sind wir in den Süden geflogen, weg von dem schlechten Wetter in Deutschland. Aus sportlicher Sicht wäre ich gerne selber bei der EM dabei gewesen, doch in Anbetracht dessen, dass ich Marco bald nur noch ganz selten sehen würde, genoss ich es, die gesamte Sommerpause frei zu haben. Egal wieviel Zeit wir bekämen, genug war es sowieso nicht. Obwohl ich mir sehr viel Mühe gegeben hatte, im Hier und Jetzt zu bleiben, waren meine Gedanken immer wieder zu dem Zeitpunkt geschwiffen, wo Marco nicht mehr in Dortmund sein würde. Und jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo wir uns tatsächlich verabschieden mussten. Für Marco ging es jetzt nach LA. Nicht nur Tausende Kilometer von mir entfernt, sondern auch 9 Stunden Zeitverschiebung würden uns nun trennen. Manchmal glaubte ich, es noch gar nicht richtig zu realisieren, was das bedeutete. Denn er stand doch noch vor mir, war die letzten fünf Jahre immer um mich herum gewesen. Mein Kopf war gar nicht mehr in der Lage, sich was anderes vorzustellen.

"Ich melde mich, wenn ich angekommen bin", versprach mir der Ältere, während er mir behutsam über die Wange strich. Ich nickte leicht als Zeichen, dass ich ihn gehört habe, aber eigentlich war ich viel mehr damit beschäftigt, mich jeden Millimeter von Marco einzuprägen.

"Ich vermisse dich jetzt schon", gab ich mit bebender Stimme von mir. Ich hatte mir eigentlich fest vorgenommen nicht zu weinen und stark zu bleiben, aber das war fast unmöglich. Erst recht, als mich Marco nochmal fest in den Arm nahm. Ein Schluchzer entfloh meiner Kehle und machte den Weg frei für die ersten Tränen.

"Och Jule, nicht weinen. Es wird nichts daran ändern, was zwischen uns ist." Mit aller Kraft versuchte ich an das zu glauben, was Marco sagte, aber da waren auch die Zweifel, die versuchten, sich Gehör zu verschaffen. Es gab zu viele Beispiele, wo eine Fernbeziehung nicht geklappt hatte, obwohl sie 'nur' 5 Stunden Autofahrt trennten.

"Ich liebe dich und ich werde alles dafür tun, dass wir uns so oft sehen, wie es nur geht, versprochen!" Eindringlich sah mich der ältere an, bis ich ihm ein Zeichen gab, dass ich ihn verstanden hatte. Erst dann strich er behutsam meine Tränen weg, drückte mir nochmal einen letzten langen Kuss auf die Lippen, bevor er sich dann umdrehte und mit einem riesigen Koffer an der Hand davon lief. Er drehte sich nicht nochmal um, was vermutlich für uns beide besser war und trotzdem tat es mir weh. Mit letzter Kraft schloss ich die Tür unseres Hauses, bevor ich mich kraftlos an der Wand hinunter auf den Boden gleiten ließ.

Ich konnte nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, als der Ton der Klingel die Stille zerriss. Perplex hob ich den Kopf. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wer das sein könnte. Ich erwartete niemanden und das war auch gut so. Ich war schon dabei, die Person vorm Haus zu ignorieren, als es ein weiteres Mal klingelte, diesmal länger. Stöhnen rappelte ich mich auf, um nachzugucken, wer mich nicht in Ruhe ließ. Das mir nur alt zu bekannte Gesicht von Karim wurde von der Kamera angezeigt.

"Was willst du denn hier?", fragte ich etwas schroff nach, sobald ich ihm die Tür aufmachte.

"Nach dir sehen, was offensichtlich die richtige Entscheidung war", verkündete der Jüngere leicht hin und drückte sich wie selbstverständlich an mir vorbei ins Haus. Ergeben schloss ich wieder die Tür und lief dem Kleineren hinterher ins Wohnzimmer. Auffordernd klopfte Karim neben sich aufs Polster des Sofas.

"Jetzt wird erstmal eine Runde gezockt, damit du auf andere Gedanken kommst."

Eine wundervolle Idee, wenn rundherum Bilder von Marco und mir standen. Allen voran die Leinwand direkt über dem Sofa, welches uns beide Arm in Arm beim Champions League Halbfinale zeigte. WIe gerne ich mich dahin zurückbeamen würde. Da hatte zwar auch schon festgestanden, dass Marco nicht beim BVB bleiben würde, aber da hatte es sich noch so angefühlt, als ob es weit in der Ferne wäre. Ich spürte, wie schon wieder Tränen in meinen Augen brannten, doch diesmal schluckte ich sie tapfer herunter. Es war nicht für immer, sondern nur für die nächsten zwei Jahre. Die Zeit würde sicher auch schneller vergehen, als sie mir jetzt vorkam. Und dann würde ich ihn nie wieder gehen lassen.

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Diesen traurigen one shot möchte ich natürlich nicht so stehen lassen, deswegen wird es die nächsten Tage noch einen zweiten Teil geben. ^^

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