Piszczek x Brandt (Teil 1)

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POV Julian:

Angestrengt lauschte ich in die Stille. Ich versuchte zu hören, ob Emre schon eingeschlafen war. Es waren geschätzte 15 Minuten her, dass er sein Handy aus der Hand gelegt hatte, aber sicher war ich mir dennoch nicht. Ich wollte kein Risiko eingehen, dass er vielleicht noch wach da lag und mich dabei erwischte, wie ich mich versuchte, raus zu schleichen. Das würde nur unangenehme Fragen nach sich ziehen, auf die ich keine Lust hatte. Mein Handy in meiner Hand vibrierte und zeigte mir eine WhatsApp-Nachricht an. Ich konnte mir schon denken, von wem die war. Trotzdem entsperrte ich mein Handy, um zu sehen, was mir geschrieben wurde.

>>Wann kommst du? Ich bin morgen schon um 7:30 mit Nuri verabredet<<

Genervt sperrte ich mein Handy wieder. Lukasz hatte leicht reden. Der lag nur am Ende des Flur in seinem Zimmer und wartete auf mich. Ich riskierte nochmal einen Blick rüber zu meinem Nachbarbett und entschloss mich dann dazu, es zu wagen. Hinterher verließ Lukasz seine Geduld und machte mir nicht mehr auf. Auf Zehenspitzen schlich ich mich quer durch den Raum zur Zimmertür. Das war der schwerste Part. Die Tür möglichst leise auf und zu zubekommen. Ich arbeitete mich Zentimeter für Zentimeter voran. Mein Atmen ging flach und unregelmäßig, weil ich ihn immer wieder anhielt, um zu lauschen, ob immer noch alles ruhig war. Erst als ich die Tür mit einem leisen Klicken hinter mir schloss, konnte ich wieder richtig Luft holen. Kaum zu fassen, dass ich das jeden verdammten Abend durchzog. Es wurde Zeit, dass wir wieder nach Hause kamen, der Nervenkitzel reichte mir so langsam. Ich wollte nach dem anstrengenden Training doch auch einfach nur ins Bett und schlafen. Ungesehn und hoffentlich auch ungehört gelangte ich ein weiteres Mal zum Zimmer von Lukasz. Dieser öffnete mir schon fast noch, bevor ich klopfen konnte, die Tür nur noch in Boxershorts bekleidet.

"Da bist du ja endlich!", begrüßte er mich herzlich und ließ mich eintreten.

"Man, ich muss zumindest abwarten, bis Emre eingeschlafen ist. Vorher kann ich da auch nichts machen", rechtfertigte ich mich etwas genervt, aber nicht weil ich von Lukasz genervt war, sondern eher von der Situation.

"Na komm, übermorgen geht es wieder zurück nach Dortmund", mit den Worten zog mich der Pole zum Bett, welches schon etwas zerwühlt aussah. Bereitwillig ließ ich mich auf die weiche Matratze und an Lukasz Körper ziehen. Es war immer wieder erstaunlich, was er für einen durchtrainierten Körper hat, obwohl er gar nicht mehr aktiv war. Wenn er im Training mal mitspielte, musste man selber gucken, dass man da mithalten konnte.

"Ich kann es gar nicht mehr abwarten", murmelte ich an Lukasz Brust. Wenn wir nicht so ein komisches Versteckspiel machen müssten, wäre es mir wahrscheinlich vollkommen egal wo wir waren. Er war eigentlich mein zu Hause und das merkte ich auch immer wieder, wenn ich wie jetzt in seinem Arm lag. Da brauchte ich gar nicht viel mehr. Ich fühlte mich von dem älteren beschützt und in seiner Nähe unglaublich geborgen. Er hatte immer eine Lösung, wenn ich mal nicht weiter wusste und ihn schien wirklich gar nichts zu erschüttern. Keine Nachricht der Welt konnte ihn aus dem Konzept bringen. Das bewunderte ich sehr an ihm. Auch wenn ich gerne mehr Zeit mit ihm genossen hätte schaltete der Pole ziemlich schnell das Licht aus damit wir schlafen konnten. Die Zeit lag uns dann doch etwas im Nacken, wenn wir morgen nicht komplett übermüdet sein wollten.

"Schlaf gut mein Liebling", hörte ich Lukasz in meine Haare flüstern, bevor ich fest umschlungen einschlief.

Am nächsten Morgen wurde ich durch eine zufallende Tür wach. Verschlafen blinzelte ich gegen die Sonne, die durch die Vorhänge kam. Lukasz lag natürlich nicht mehr neben mir. Grummelnd drehte ich mich zu meinem Handy, um meine Zeit unnötig auf Social-Media zu verschwenden. Aber was sollte ich auch anderes machen? Nochmal versuchen zu schlafen lohnte sich nicht und schon aufzustehen war auch zu früh. Ich zog mir die weiße Decke, die so herrlich nach Lukasz roch, bis unter die Nase und stellte mir zumindest vor, er würde noch neben mir liegen. Obwohl er nichts dafür konnte, war ich ziemlich genervt davon, jetzt alleine hier liegen zu müssen. Ich hatte gedacht, wenn er hier im Trainerteam wäre, würde es entspannter werden, aber irgendwie war genau das Gegenteil eingetreten. Er war immer auf dem Sprung, hatten kaum Zeit zu zweit und mussten uns immer noch hinter verschlossenen Türen verstecken. Die schlechte Laune, die in mir aufstieg, wurde noch verschlimmert, als ich mich aus Lukasz Zimmer herausschleichen und mich vor Emre dafür rechtfertigen musste, wo ich heute Morgen gewesen war. Missmutig stapfte ich als letztes aufs Feld und war 30 Sekunden davon entfernt eine Strafe wegen zu spät kommens zu bezahlen, aber das war mir sowas von egal. Die hätte Lukasz bezahlen können, dachte ich mir trotzig, als ich darauf hingewiesen wurde. Nach außen entschuldigte ich mich schuldbewusst. Natürlich blieb keinem meine Laune verborgen, erst recht nicht dem 39 jährigen Polen, der mich sofort nach dem Training abfing.

"Hey, was ist los mit dir?" Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte mich der Älter eindringlich, so als ob er versuchen würde, anhand meines Gesichtes schon herauszufinden, was mein Problem war.

"Nichts, ich hab einfach keine Lust mehr auf das hier", mit einer Handbewegung fasste ich großräumig alles um uns herum ein. Nun veränderte sich Lukasz Gesichtsausdruck schlagartig und ich sah sowas wie Angst in seinen Augen aufblitzen.

"Was meinst du damit?" fragte er mit gerunzelter Stirn nach, bevor er sich versicherte, dass uns keiner hörte.

"Genau das! Ich habe keine Lust mehr, mich zu dir schleichen zu müssen und trotzdem ohne dich aufzuwachen. Ich habe keine Lust, dass wir Angst haben, dass jemand uns bei solchen Gesprächen zuhören könnte. Ich will mich nicht mehr umgucken müssen, wenn ich dich küssen will. Ich habe keine Lust mehr!" Ich wurde von Satz zu Satz ungehaltener, es konnte doch nicht sein, dass es nur mich störte.

"Okay, können wir das vielleicht gleich in meinem Zimmer klären, wo...", ich ließ ihn nicht ausreden und unterbrach ihn grob.

"Du wolltest doch hier mit mir reden", und damit dampfte ich einfach ab. In der Kabine waren tatsächlich noch mehr als ich dachte, doch ich würdigte keinen einzigen von denen eines Blickes. Ich wollte einfach meine Ruhe.

Den ganzen Tag mied ich Lukasz und trieb mich irgendwo rum, wo ich mir sicher war, dass er da nicht war. Das funktionierte bis zum Abendessen, denn bevor ich unbemerkt auf mein Zimmer verschwinden konnte, schaffte es mich der Pole auf dem Flur abzufangen.

"Julian, du bleibst jetzt stehen und redest mit mir vernünftig!", Lukasz Akzent war härter als sonst und signalisierte mir, dass er ehrlich aufgebracht war. Widerwillig drehte ich mich um und ließ mich tatsächlich in das Hotelzimmer des Älteren ziehen.

"Was ist los mit dir, dass du plötzlich alles in Frage stellst? Gestern Abend war doch noch alles in Ordnung", fing Lukasz das Gespräch an und brachte mich damit sofort wieder auf 180.

"Vielleicht für dich, aber nicht für mich. Das ganze Versteckspiel ist unglaublich anstrengend. Mir immer Ausreden einfallen lassen zu müssen. Am Anfang war es vielleicht noch aufregend, aber jetzt nicht mehr. Du wirst ja nie von irgendwem gefragt, wo du warst oder warum ich nicht zu einem Mannschaftsabend komme, weil ich mit meinem Freund die wenige Zeit verbringen will." Ich spürte wie die Hitze mir ins Gesicht stieg und ich wahrscheinlich gerade ziemlich rot anlief.

"Willst du es öffentlich machen?", fragte Lukasz nach als wäre es eine Frage die nicht alles verändern würde.

Ich schnaubte nur verächtlich. Es war klar, dass er das nicht ernst meinte. So wäre eine Zusammenarbeit ausgeschlossen und meine Karriere möglicherweise auch in Gefahr.

"Ich meine die Frage ernst. Intern können wir uns outen, wenn du das willst." Perplex blickte ich zu Lukasz auf. Das konnte er unmöglich ernst meinen. Wir waren uns doch immer einig gewesen, dass keiner von uns wissen sollte und er wusste genauso gut über die Risiken bescheid wie ich.

"Man Jule, ich bin doch nicht doof. Ich hab doch gemerkt wie es dich, wie es uns belastet. Ich habe mit Nuri über unsere Situation gesprochen und was er davon hält und wir sind der Meinung, dass es klappen könnte. Natürlich gehen wir immer noch ein Risiko ein, aber besser das, als weiter zu machen wie bisher, oder?"

Ich konnte immer noch nicht darauf reagieren. WIe konnte es sein, dass Lukasz schon wieder einen Schritt voraus war und mir, als wäre es nichts, eine Lösung vorschlug.

"Ich möchte dich nicht verlieren, Liebling. Erst recht nicht wegen sowas", fügte er noch etwas sanfter an. Ohne über weitere Worte nachzudenken, fiel ich dem Älteren um den Hals. Tränen der Erleichterung stiegen in meine Augen und verschlechterten meine Sicht.

"Du bist so doof", schniefte ich gegen Lukasz Hals. Ein raues Lachen drang aus seiner Kehle, bevor er seine Hand an meinen Nacken legte, um mich zu küssen. Sofort erwiderte ich diesen harten, leidenschaftlichen Kuss. In ihm schwand die Erleichterung, Sehnsucht und Verlangen mit. Nur zu gut spürte ich, wie die andere Hand von Lukasz fest und bestimmt an meiner Hüfte ruhte und war mir nur alt zu gut bewusst, dass das hier auf Versöhnungssex herauslaufen würde

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